Neue Talsperre im Drolshagener Land soll Tourismusmagnet werden
Neuer Flächennutzungsplan macht es möglich
- Kreis Olpe, 01.04.2022
- Verschiedenes
Drolshagen/Kreis Olpe. Ein neuer Flächennutzungsplan und ein motiviertes Projektteam, das von den hiesigen Tourismusverbänden unterstützt wird, sollen dem Kreis Olpe eine weitere Talsperre bringen. Das neue Naherholungsgebiet soll mit zahllosen Freizeitaktivitäten aufwarten.
Schon seit längerem zeichnet sich ab, dass die Biggetalsperre allein den steigenden Wasserbedarf des Ruhrgebietes nicht mehr decken kann. Der Ruhrverband und der Kreis Olpe haben das zum Anlass genommen, die Möglichkeiten einer Erweiterung des Biggesees oder auch die Neuanlage einer weiteren Talsperre zu prüfen.
Da die Erweiterung des Biggesee nicht in Frage kam, hat man in enger Kooperation mit Fachunternehmen die topografischen Möglichkeiten in der Umgebung geprüft. Das Ergebnis dieser Prüfung wies den „Iseringhauser Grund“ als idealen Standort für einen neuen Stausee aus: die „Brachtpetalsperre“. Mit einer Staumauer im Bereich Berlinghausen kann man die Fläche bis an die Kreisgrenze in Richtung Eckenhagen/Blockhaus fluten, so dass die Höhen im Drolshagener Gebiet (Schmierhagen) sowie gegenüber die Silberkuhle zum neuen Uferbereich werden.
„Neben der Aufgabe als Wasserversorger für die Ballungsräume sehen wir auch ein extrem hohes touristischen Potenzial in der neuen Talsperre“, sagt Projektleiter Karl Sack. Geplant ist, den See vielseitig nutzbar und zugänglich zu machen. So soll die Kirche in Iseringhausen als Attraktion für Taucher erhalten werden, während auf dem Wasser die Möglichkeit besteht, zu segeln oder in bestimmten Bereichen auch Elektro-Jet-Skier zu mieten.
Die Staumauer, welche von Drolshagen aus über die „Alte Landstraße“ in Richtung Olpe befahrbar sein wird, erhält auf der Krone einen Rad- und Fußweg als Überbau der Straße. Eine architektonische Besonderheit stellt ein Aufzug für Radfahrer dar, der die Verbindung zum Radweg in Eichen schaffen soll.
Dadurch ergeben sich für Radfahrer ganz neue Möglichkeiten: So können die oberbergischen Nachbarn beispielsweise über Blockhaus um die Talsperre fahren, mit dem Aufzug nach Eichen und von dort durch Drolshagen und den Wegeringhauser Fahrradtunnel wieder in die Heimat radeln.
Auch eine künstliche Insel soll angelegt werden. „Hier laufen schon intensive Gespräche mit einer Brauerei aus Meschede, die sehr an einer solchen Insel als Werbeträger interessiert ist und sich daher großzügig an den Kosten beteiligen möchte“, verrät Karl Sack.
Um das neue Naherholungsgebiet auch für ältere Menschen gut erreichbar zu machen, hat Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof bereits dem Plan zugestimmt, einen Sessellift vom Drolshagener Stadtpark bis zum Schmierhagen zu bauen. Dieser soll für die Einheimischen kostenlos nutzbar sein.
Ein Umsiedlungsplan für die Bewohner der Dörfer wird derzeit erarbeitet: „Durch die Borkenkäferplage haben wir in unserer Region sehr viele Flächen hinzugewonnen. Hier laufen schon die Verhandlungen mit den Eigentümern, damit wir jedem Einwohner des ‚Iseringhauser Grundes‘ einen Platz an der Sonne anbieten können“, erklärt der Drolshagener Bürgermeister, der in Halbhusten wohnt und somit auch selbst betroffen ist. Er hat sich bereits ein Grundstück auf dem Höhenzug zwischen Drolshagen und der neuen Talsperre gesichert, auf dem er seinen „Berghof“ errichten will.
Als zusätzliche Entschädigung können die betroffenen Bürger für einen Zeitraum von 10 Jahren „grünen Strom“ aus dem Wasserkraftwerk der Talsperre zu besonders günstigen Konditionen beziehen: „Insbesondere in der aktuellen Situation, in der die Energiepreise explodieren, wollen wir hier gegensteuern und sind uns sicher, damit den Zuspruch in der Bevölkerung deutlich zu erhöhen“, erklärt Projektleiter Sack.
Auch kulinarisch sind einige Besonderheiten im Talsperrenumfeld geplant. Karl Sack freut sich: „Das Engagement der Brauerei bei der Errichtung unserer Insel hat für uns noch einen weiteren Vorteil: Wir können auch hochkompetente Unterstützung beim Aufbau unserer Talsperrenbrauerei erhalten, in der unter anderem das ‚Steupinger Pils‘ entstehen wird. Das gemütliche Brauhaus soll eine große Seeterrasse erhalten und traditionelle Sauerländer Gerichte in bester Qualität anbieten.“
Für das Restaurant im Brauhaus gibt es übrigens schon einen potenziellen Betreiber. „Wenn sich jetzt noch ein einheimischer Braumeister findet, ist die Sache absolut rund. Aber wer weiß, wie die nächste Kommunalwahl ausgeht“, deutet Uli Berghof augenzwinkernd sein eigenes Interesse an diesem Posten an.
Schon in der nächsten Ratssitzung soll das Vorhaben abgenickt werden, was laut Sack nur eine Formalität sein dürfte: „Unser Ziel ist ganz klar: Auf der Brachtpetalsperre sollen noch vor Fertigstellung der Lüdenscheider Autobahnbrücke die ersten Boote zu sehen sein. Da sämtliche Behörden diesem Projekt absolut positiv gegenüberstehen, sind die Planungen schon sehr weit fortgeschritten. Sobald wir auch verwaltungsseitig grünes Licht bekommen, beginnen die ersten Bauarbeiten.“