„Netzwerk Krad“ nimmt im Kreis Olpe vier Schwerpunkt-Strecken ins Visier

Blitzer-Reportage


  • Kreis Olpe, 23.04.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Zahlreiche Motorradfahrer waren zu schnell am Lenscheid unterwegs. von Barbara Sander-Graetz
Zahlreiche Motorradfahrer waren zu schnell am Lenscheid unterwegs. © Barbara Sander-Graetz

Kreis Olpe. Frühling, Sonne, Motorradfahrer. Am Sonntag, 22. April, hatte das „Netzwerk Krad“ der Polizei nicht nur im Kreis Olpe die Motorradfahrer auf ihren beliebten Strecken im Visier. Auch die benachbarten Kreise beteiligten sich wieder an der Aktion, die letztlich der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer dienen soll. LokalPlus Mitarbeiterin Barbara Sander-Graetz hat die beiden Polizeibeamten Jürgen Schüttler und Frank Buchholz bei ihrem Einsatz begleitet.


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Für die Spätschicht der Polizei steht an diesem sonnigen Sonntag die Kontrolle der Krads auf dem Dienstplan. Nach der Besprechung fährt jeder der 15 Beamten an seinen Kontrollpunkt. Zivilfahrzeuge wie auch gut erkennbare Polizeiwagen und Motorräder sind im Einsatz. Ich darf um 14 Uhr mit den beiden Polizeibeamten Frank Buchholz und Jürgen Schüttler zur Einsatzstelle „Lenscheid“ auf der L687 bei Rönkhausen fahren. Sie ist eine von vier Schwerpunktstrecken, die heute ins Visier genommen wird.
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Schon einen halbe Stunde zuvor hat hier ein grauer „Caddy“ mit Radar Position bezogen. Es gilt Tempo 50, denn eine gefährliche Ausfahrt ist ein Gefahrenschwerpunkt. Doch auch die Facebook-Community ist schnell unterwegs und schlägt Alarm. „Aber nicht jeder, der hier fährt, schaut immer auf sein Handy“, wissen die zwei Beamten.

Das erlebt auch der Beamte im „Caddy“: Die erste Stunde ist noch nicht um, und schon 28 Verkehrsteilnehmer wurden geblitzt. „Darunter sind auch neun Motorräder“, erklärt Jürgen Schüttler. Doch wie kann man Motorräder blitzen, obwohl die vorne kein Kennzeichen haben? „Wir machen das Foto, notieren das Kennzeichen und geben es per Funk an die zweite Streife durch, die den Kradfahrer dann anhält“, sagt Schüttler. 
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Die zweite Streife steht mittig und später am Ende des Lenscheids und zieht die Motorradfahrer, die mit zu viel Speed unterwegs sind, direkt aus dem Verkehr. „Die meisten waren aber nur bis rund 20 km/h zu schnell. Das ist noch im Verwarngeldbereich“, sagt Frank Buchholz. Just in dem Augenblick ist das laute Beschleunigungsgeräusch eines Bikes zu hören. Jürgen Schüttler versucht, den Motorradfahrer anzuhalten und rauszuwinken. Doch der dreht um und fährt den Lenscheid wieder hoch.

Sofort gibt es eine Meldung an die Kollegen am oberen Posten, aber auch die Warnung, vorsichtig zu sein. Erst jetzt fällt mir auf, dass alle Beamten unter ihrem Hemd eine Schutzweste tragen - und das bei Temperaturen über 25 Grad. „Man weiß nie, auf wen man trifft. Dann lieber schwitzen als ein Messer im Bauch“, erklärt Frank Buchholz.
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Der Motorradfahrer, er kommt laut Kennenzeichen aus Unna, ignoriert auch die Beamten am zweiten Posten. Doch da die Aktion kreisübergreifend läuft, können die Beamten das Kennzeichen weiter geben. „Wir haben in Deutschland nicht wie im Ausland die Halterhaftung“, erklärt Jürgen Schüttler. „Wir müssen den Fahrer ermitteln. Leider sind unserer Verwarn- und Bußgelder im europäischen Vergleich im unteren Level. Im Ausland wird durch die Androhung hoher Strafen vernünftiger gefahren.“
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Der Polizeibeamte Martin Bankstahl kommt hinzu. Er soll den Posten im Ort Rönkhausen beziehen. Doch schon auf den Weg zur Einsatzstelle war er mit seinem Zivilfahrzeug gefragt. „In Finnentrop hat mich ein 3er BMW schon mit über 100 km/h überholt, ist dann in Lenhausen Richtung Frettertal abgebogen, hat ein Auto und einen Radfahrer gleichzeitig überholt und ist mit bis zu 160 km/h bis zur Abzweigung nach Weringhausen gefahren, wo er durch ein anderes Fahrzeug ausgebremst wurde. Dabei hat er sich und eine Reihe anderer Verkehrsteilnehmer ernsthaft gefährdet.“

Dem Fahrer, ein Mann in den 40ern, sei klar, gewesen dass er „schnell unterwegs war“, erzählt Bankstahl weiter. „Ein Fahrverbot plus Bußgeld wird ihn dann die nächsten Monate wohl ein wenig ausbremsen.“
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Das Team für den Lenscheid komplett macht an diesem Nachmittag Matthias Seibel. Er ist mit dem „ProVida“-Motorrad unterwegs. Dieses Zivilkrad mit Videoausrüstung kann Verstöße beweissicher festhalten. „Ich komme gerade von der Heldener Straße“, erzählt er. Auch sie ist heute eine der Beobachtungsstrecken. „Es ist zwar viel Verkehr, aber die sogenannten Knieschleifer (Motorradfahrer, die sich besonders weit und tief in die Kurven legen, Anm. d. Red.) sind hier nicht unterwegs.“
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Seine Aufgabe ist es jetzt, sich Rasern – sei es im Auto oder auf dem Zweirad – an die Fersen heften, um Tempoüberschreitungen oder unerlaubtes Überholen zu dokumentieren. Der Polizist selbst hat keine Angst vor der rasanten Fahrt, wohl aber den nötigen Respekt. Er wird an diesem Nachmittag einige Male im Einsatz den Lenscheid rauf und runter fahren.
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An der Abfahrt „Wildewiese“ halten die Beamten eine Motorradgruppe an. Der letzte Fahrer war zu schnell und hat sich dann an die Gruppe gehängt. Doch die Beamten fischen den Fahrer aus Dortmund schnell raus. Die anderen Fahrer kommen aus Soest. Einer ist Fahrlehrer und begrüßt die Kontrollen an der Stelle. „Wir trinken jetzt noch ein Eiskaffee und fahren dann zurück“, sagt er, winkt und fährt weiter.
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Der Lenscheid ist zurzeit kein Unfallschwerpunkt mehr. Jahre zuvor gehörten schwere Unfälle mit Todesfolgen zur Jahresbilanz. Warnschilder und Rüttelstreifen nehmen sich besonders die Wiedereinsteiger, die jahrelang keine Maschine gefahren haben, zu Herzen. „Die Knieschleifer lässt das unbeeindruckt“, weiß Jürgen Schüttler. „Aber das Glück des Tüchtigen gehört auch dazu, und wir kontrollieren hier beharrlich und das spricht sich in der Szene rum.“
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„Wenn wir einer Frau oder Mutter die Nachricht überbringen müssen, dass ihr Mann oder Sohn  bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, dann geht das richtig an die Nieren“, sagt Frank Buchholz. Um solche schweren Unfälle zu vermeiden, sind die Polizisten auch in den kommenden Wochen im Einsatz.
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