Mittelstand im Kreis Olpe zeigt sich gut gelaunt

Volksbanken stellen Konjunktur-Umfrage vor


  • Kreis Olpe, 08.06.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Kreis Olpe/Attendorn. Die aktuelle Geschäftslage und die Zukunftsaussichten für das eigene Unternehmen schätzt die mittelständische Wirtschaft des Kreises Olpe mit großer Mehrheit als gut ein – und befindet sich in einem echten Stimmungshoch. Das geht aus der Frühjahrskonjunktur-Umfrage der Volksbanken Bigge-Lenne und Olpe-Wenden-Drolshagen hervor. Die Ergebnisse sind heimischen Vertretern aus Wirtschaft und Politik am Donnerstag, 8. Juni, in den Räumen der Firma AFK in Attendorn präsentiert worden sind.


123,4 Punkte zeigt das „Stimmungsbarometer“ für das Frühjahr 2017 an – und liegt damit nur knapp unter dem bisherigen Spitzenwert von 123,5 Punkten, der vor zwei Jahren erreicht wurde. Mit Blick auf die globalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, darunter der „Brexit“ Großbritanniens, die US-Präsidentschaftswahlen mit Gewinner Donald Trump und diverse Terroranschläge, sei dieses Ergebnis „nicht selbstverständlich“, sagte Bernd Griese, Vorstandsmitglied der Volksbank Bigge-Lenne einleitend.

An der Online-Befragung hatten sich 144 Unternehmen aus den Sparten Verarbeitendes Gewerbe, Bau- und Ausbaugewerbe, Handel und Dienstleistungen beteiligt. Unter den Befragten waren Firmen aller Betriebsgrößen und Umsatzklassen. Die Ergebnisse seien nicht repräsentativ, sondern vermittelten das aktuelle Stimmungsbild, erläuterte Andreas Ermecke, Firmenkundenvorstand der Volksbank Bigge-Lenne, der die Ergebnisse vorstellte.
Gute, mitunter sehr gute aktuelle Geschäftslage
Vor allem die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage führte zu dem hohen Indexwert von 123,4. Mehr als drei Viertel aller Befragten (77 Prozent; Vorjahr: 76) schätzt die Situation derzeit als gut ein, 17 Prozent als sehr gut (Vorjahr: 13). Auch die Prognosen für die weitere geschäftliche Entwicklung fallen sehr positiv aus: Von einer gleichbleibenden Lage gehen wie im Vorjahr 43 Prozent der Unternehmen aus, während 39 Prozent (Vorjahr: 43) mit einer leichten Verbesserung und 12 Prozent (Vorjahr: 7) mit einer großen Verbesserung rechnen.

Die gute Wirtschaftslage des Mittelstands spiegelt sich auch in der Entwicklung der Investitionsausgaben wider: Wie schon 2016 sind die Ausgaben bei der Hälfte der Befragten konstant geblieben. 38 Prozent der Befragten geben hingegen an, dass die Ausgaben gestiegen sind, was einer Steigerung von vier Prozentpunkten entspricht. Für die nächsten sechs Monate stellen sich 64 Prozent der Mittelständler auf weitere Investitionen ein (Vorjahr:67). Ein Fünftel dagegen hat keine weiteren Ausgaben in dieser Richtung geplant (Vorjahr: 13), während sich 14 Prozent (Vorjahr: 17) noch nicht sicher sind.
Steigende Beschäftigtenzahlen und Kosten
Die gute Auftragslage wirkt sich laut Volksbank-Umfrage zudem positiv auf die Beschäftigtenzahlen aus: Drei von zehn Unternehmen planen, weiteres Personal einzustellen, während 66 Prozent (Vorjahr: 65) der Befragten den aktuellen Personalbestand beibehalten wollen. In den vergangenen sechs Monaten hat ein Drittel der Unternehmen zudem die Beschäftigtenzahl erhöht (Vorjahr: 31 Prozent), während die Zahl bei 54 Prozent der Umfrage-Teilnehmer konstant geblieben ist.

Die Kehrseite der positiven wirtschaftlichen Entwicklung seien die Kosten und Preise, sagte Andreas Ermecke, und brachte das mit Blick auf die ausgelasteten Arbeitskapazitäten der Firmen auf eine simple Formel: „Wenn die Wirtschaft so brummt, wird das Preiseffekte haben.“ So geben 52 Prozent der Befragten an, dass die Kosten gestiegen seien, was einer Zunahme um 16 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Konstante Kosten weisen dagegen 44 Prozent (Vorjahr: 53) aus. Für die nächsten sechs Monate gehen 44 Prozent der befragten Mittelständler von weiter steigenden Kosten aus, während der Großteil – mit 48 Prozent fast die Hälfte – mit konstanten Ausgaben rechnet.
Bürokratie und Fachkräftemangel als Hauptprobleme
Zwei aktuelle Problemfelder liegen für die Umfrage-Teilnehmer klar an der Spitze: Sechs von zehn Unternehmen klagen über hohen bürokratischen Aufwand, 58 Prozent über den Mangel an Fachkräften. „Qualifizierte Kräfte zu bekommen, wird das ganz große Thema in der Wirtschaft“, sagte Andreas Ermeckes. Auffällig: Die Kosten für Material und Rohstoffe geben 31 Prozent der Befragten und damit beinahe doppelt so viele wie im Vorjahr als Problemfeld an.

Was die Volksbanken ebenfalls hatten wissen wollen mit Blick auf die globalen Entwicklungen: Inwieweit wirken sich Verunsicherungen in den internationalen Beziehungen auf die heimische Wirtschaft aus? Ergebnis: Das verarbeitende Gewerbe, das Kunden aus aller Welt beliefert, spüre Verunsicherungen auf den internationalen Märkten deutlich in Form von Auftragsrückgängen, zurückhaltenden Kundenanfragen und bei Abnehmern. „Dienstleister wie etwa das Baugewerbe sind dagegen eher regional tätig und kriegen das weniger zu spüren“, so Ermecke.
Beckehoff: Verzögerungen beim Breitbandausbau
Ein weiterer Aspekt der Umfrage: Computer- und Internetkriminalität. 54 Prozent der befragten Firmen gaben an, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, während 37 Prozent sich damit nicht beschäftigen. Neun Prozent waren zudem bereits Opfer digitaler Vergehen. Auch mit Blick darauf, dass Firmen zunehmend auch auf computergesteuerte Automation setzen, bezeichnete Ermecke den Schutz vor und die Auseinandersetzung mit virtueller Kriminalität als „essentiell wichtig“.

An die Präsentation der Ergebnisse schloss sich eine kurze Diskussionsrunde an, an der sich neben Wirtschaftsvertretern und den anwesenden Bürgermeistern aus dem Kreis Olpe (siehe Infokasten) auch Landrat Frank Beckehoff beteiligte. „Ich bin mit dem Ergebnis hochzufrieden. Jetzt kann ich die Füße hochlegen und entspannt das Kreisjubiläum feiern“, sagte Beckehoff augenzwinkernd mit Blick auf die 200-Jahr-Feierlichkeiten am kommenden Samstag. Allerdings beklagte auch er den hohen bürokratischen Aufwand für Verwaltungen. Dieser sorge derzeit auch dafür, dass der Kreis Olpe in Sachen Breitbandausbau noch nicht so weit sei wie gedacht. „Mitte des Jahres“ allerdings sollten die „umfangreichen Baumaßnahmen“ für die Verlegung schneller Internetleitungen aber voraussichtlich beginnen können.
Die wichtigsten Bürgermeister-Aussagen

  • Christian Pospischil (Attendorn) bezeichnete die Ergebnisse als erfreulich, nahm aber gleichzeitig sowohl Kommunen als auch Unternehmen in die Pflicht: „Wir dürfen jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen die Strukturen vor Ort in einer solch guten Situation weiter verbessern“, so Pospischil. In Sachen Bürokratieabbau zeigt sich Attendorns Stadtoberhaupt skeptisch.
  • Lennestadts Bürgermeister Stefan Hundt forderte eine Sicherung und Weiterentwicklung von Gewerbestandorten und einen offenen Dialog mit den kommunalen Verwaltungen.
  • Die Themen Breitbandausbau und der mehrjährige Ausbau der A45, der für heimische Unternehmen eine besondere logistische Herausforderung bedeute, seien weitere zentrale Themen für die Wirtschaft im Kreis Olpe, sagte Peter Weber. Olpes Stadtoberhaupt warf zudem die Frage auf, ob Umweltauflagen, für ihn ein Mitverursacher für die gestiegene Bürokratie, in diesem Umfang immer erforderlich seien. Sie lähmten Verwaltungen und Prozesse häufig.
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