Mehr „David gegen Goliath“-Charakter kann ein Pflichtspiel kaum haben: Am Samstag, 19. März, empfangen die A-Junioren des FC Lennestadt im Westfalenpokal-Achtelfinale den ältesten Nachwuchs des FC Schalke 04 (Anstoß: 13.30 Uhr). Provinz gegen Großstadt, Kreisligist gegen den amtierenden Deutschen Meister. Und gerade wegen der eindeutigen Rollenverteilung kündigt FCL-Coach Thomas Stemmer einen frechen „David“ an.
„Wir werden uns nicht mit Mann und Maus hinten reinstellen. Dann ist die Gefahr, dass die uns abschießen, noch größer“, sagt Stemmer. Vielmehr sollen seine Schützlinge mutig und offensiv ausgerichtet in die Partie gehen und über die schnellen Spieler versuchen, Nadelstiche gegen den haus-, eigentlich sogar turmhohen Favoriten zu setzen. „Das Spiel fängt bei Null an, und wir wollen so lange wie möglich mitspielen“, gibt sich Stemmer angriffslustig.
Die Vorbereitungen auf das ungleiche Duell laufen auf Hochtouren. Mental spätestens seit vergangenem Freitag, seit dem 2:0-Heimsieg gegen die JSG Bonzel/Kirchveischede/Maumke. Auf dem Trainingsplatz seit Montag. Und die Vorfreude, sagt Stemmer, sei mindestens so gewaltig wie der Klassenunterschied. Auch wegen der erwartet großen Kulisse. Bis Dienstagabend waren bereits mehr als 700 Karten für das Spiel gegen den Schalker A-Nachwuchs verkauft. „Ich erzähle den Jungs seit einer Woche, dass sie das genießen sollen, dass das ein echtes Highlight in ihrer Fußballerkarriere ist“, sagt Stemmer.
Personell kann der Trainer nahezu aus dem Vollen schöpfen. Der einzige Ausfall allerdings wiegt schwer: Mit Shqiptar Beciri (Muskelfaserriss) steht ausgerechnet der Kapitän nicht zur Verfügung. „Das tut mir leid für ihn, auch weil er sich als BVB-Fan besonders auf das Spiel gefreut hat. Er hatte zuletzt eine Pechsträhne und war häufiger verletzt“, sagt Stemmer. Beciri werde seine Teamkollegen aber am Spielfeldrand unterstützen.
Mit dem Gewinn des Kreispokals im Sommer vergangenen Jahres löste der FC Lennestadt das Ticket für den Westfalenpokal. Nach einem Freilos in Runde eins sorgte der A-Ligist im Februar für eine erste kleine Überraschung: Durch Tore von Samuel Eickelmann und Semih Baser setzte sich der FC im Henselstadion mit 2:0 gegen Bezirksligist Rot-Weiß Lüdenscheid durch.
Auf die Überraschung folgt nun der Vergleich mit den ältesten Talenten aus der Knappenschmiede, mit potentiellen Fußballstars von morgen. Im Kader des FC Schalke steht mit Fabian Reese etwa ein Stürmer, der vor kurzem einen Profivertrag unterschrieben hat. Im November vergangenen Jahres feierte der 18-Jährige sein Bundesliga-Debüt: Reese wurde in der 87. Minute für Max Meyer bei der 1:3-Heimniederlage der Schalker gegen Bayern München eingewechselt.
Neben frechem Offensivfußball setzt Stemmer gegen den blau-weißen Goliath außerdem auf mannschaftliche Geschlossenheit. „Wir werden den gesamten Samstag miteinander verbringen“, sagt der Coach. Bei einem gemeinsamen Frühstück will er seine Spieler erstmals mental auf die Begegnung vorbereiten; in der Kabine will er seinen Schützlingen dann „richtig einheizen“, bevor es auf den Platz geht. Um aus seinem Team, dem roten David, noch ein paar Prozentpunkte zusätzliches Selbstbewusstsein herauszukitzeln.