Millionen-Investition spart über 210.000 Tonnen Kohlendioxid ein

Baumaßnahme auf Zentraldeponie hat begonnen


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Auf der Zentraldeponie „Alte Scheune“ besichtigten Andreas Sondermann vom Kreis Olpe, Philipp Benkus von IFAS, Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum und Beatrice Oevermann, stellv. Leiterin des Fachdienstes Umwelt des Kreises Olpe, die vorbereitenden Bauarbeiten für die angestrebte „In-Situ-Stabilisierung“ (von links). von Kreis Olpe
Auf der Zentraldeponie „Alte Scheune“ besichtigten Andreas Sondermann vom Kreis Olpe, Philipp Benkus von IFAS, Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum und Beatrice Oevermann, stellv. Leiterin des Fachdienstes Umwelt des Kreises Olpe, die vorbereitenden Bauarbeiten für die angestrebte „In-Situ-Stabilisierung“ (von links). © Kreis Olpe

Kreis Olpe. Ist aktiver Klimaschutz auf einer Abfalldeponie möglich? Ja. Das zeigt eine aktuell begonnene Maßnahme auf der Zentraldeponie „Alte Scheune“, wo der Kreis Olpe mit der Ertüchtigung des Gaserfassungs- und Behandlungssystems aktiv zum Klimaschutz beiträgt. Das spart Unmengen an Kohlendioxid ein.


Mit diesem sogenannten „In-situ-Verfahren“ wird insbesondere der Ausstoß von Methan eingegrenzt, womit in zehn Jahren umgerechnet etwa 212.500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Zur Einordnung: Diese Menge entspricht im gleichen Zeitraum dem CO2-Ausstoß von 20.500 Autos (bei einer Fahrleistung von 100.000 km und einem Verbrauch von sechs Litern Diesel auf 100 km).

Für diese knapp 3,3 Millionen Euro teure Maßnahme hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Bundesförderung aus der Nationalen Klimaschutzinitiative in Höhe von 60 Prozent zugesagt. Im Oktober 2023 begannen die Vorbereitungen für die eigentlichen Bauarbeiten, die in diesen Tagen gestartet sind. Mit dem Abschluss der Baumaßnahmen wird im Laufe dieses Jahres gerechnet.

Noch viel CO2 im Deponiekörper

Das Ingenieurbüro für Abfallwirtschaft (IFAS) aus Hamburg steuert das Projekt. Die Experten fanden heraus, dass in dem Deponiekörper zurzeit noch ca. 237.500 Tonnen CO2-Äquivalenten „schlummern“. Philipp Benkus von IFAS berichtet, dass mit dem „In-situ-Verfahren“ (In situ = an Ort und Stelle) der Ausstoß von rund 90 Prozent dieser Menge vermieden werden könne.

Lediglich einen Deckel auf den Deponiekörper zu machen, funktioniere nicht. Im Gegenteil: Die Experten erwarten bei einem Nichteingreifen, dass die Belastung mit klimaschädlichen Gasen deutlich höher läge und länger anhalten würde.

„Wir nutzen mit dieser Investition zwei Chancen: Sie dient in besonderem Maße und vor allem langfristig dem Klimaschutz - mit dem positiven Nebeneffekt, dass aus dem Deponiegas im Blockheizkraftwerk weiter Strom gewonnen werden kann“, freut sich Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum.

Rückblick

Bis 2005 wurden organikhaltige Abfälle auf der Zentraldeponie abgelagert. Ähnlich wie bei einem Komposthaufen findet eine Zersetzung der biologisch abbaubaren Abfälle statt – infolge Sauerstoffmangels allerdings unter Entstehung klimaschädlicher Gase wie Methan, das gegenüber Kohlenstoffdioxid mit dem Faktor 28 stärker zur Erderwärmung beiträgt.

Seit Jahren wird der Deponiekörper daher gezielt entgast. Eine Vielzahl sogenannter Gasbrunnen fassen das Gas in dem Deponiekörper und leiten es einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Verstromung zu.

Status quo und Ausblick

Die Gasproduktion sinkt inzwischen deutlich. Sie ermöglicht zwar noch eine Verwertung in dem BHKW, aber nur noch zeitlich begrenzt. Um dem Emissionsschutz weiterhin gerecht zu werden, erfolgt nun die „In-situ-Stabilisierung“ - zum einen über die bauliche Ertüchtigung des Gaserfassungssystems und zum anderen über eine kontrollierte Belüftung des Deponiekörpers und der Steigerung der Gaserfassung.

Solange die Gasproduktion und -qualität es zulassen, wird das Deponiegas über den BHKW-Betrieb verstromt. Ist dies nicht mehr möglich, wird Frischluft gezielt in die Deponie geblasen, damit der Luftsauerstoff mit den restlichen organischen Abfällen reagiert und diese abbaut.

Das „In-situ-Verfahren“ wird übrigens auch auf der ehemaligen Mülldeponie „Ernestus“ in Halberbracht angewendet, die der Kreis Olpe von 1975 bis 1992 betrieben hat. Hier erfolgt ebenfalls eine Bundesförderung aus der Nationalen Klimaschutzinitiative.

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