Mikroplastik in Kunstrasenplätzen sorgt für Diskussionen

MdEP Liese fordert ausreichende Übergangsfrist


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Der Kunstrasen im Hensel-Stadion des FC Lennestadt wurde 2018 verlegt. von Nils Dinkel
Der Kunstrasen im Hensel-Stadion des FC Lennestadt wurde 2018 verlegt. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Pläne der Europäischen Union sorgen für Verunsicherung und Unmut bei Fußballvereinen. Im Jahr 2022 könnte eine Richtlinie zur Vermeidung von Mikroplastik in Kraft treten - und damit viele Kunstrasenplätze bedrohen.


Knackpunkt ist das Granulat, das in der Vergangenheit und auch jetzt noch als Füllstoff für die Kunstrasenplätze verwendet wurde bzw. wird. Ihm droht das Aus, wenn die EU-Überlegungen Wirklichkeit werden und synthetischer Kautschuk verboten wird. Das Thema bewegt nicht nur heimische Fußballvereine, sondern auch hochrangige Politiker.

Bundesinnenminister Horst Seehofer fordert, die Umsetzung der geplanten EU-Richtlinie zu verschieben, denn „viele tausend Sportanlagen in deutschen Kommunen wären sonst von der Schließung bedroht". In einem Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat sich Seehofer der Forderung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach einer sechsjährigen Übergangsfrist angeschlossen. Der DFB und seine Landesverbände fordern außerdem „einen Bestandsschutz der in Betrieb befindlichen Kunstrasenplätze“.
 
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Etwa 40 Kunstrasenplätze gibt es im Kreis Olpe. Der Fußballbetrieb müsste eingestellt werden, wenn all diese Plätze auf einen Schlag erneuert werden müssten. Etwa 60.000 Euro kostet die Sanierung eines mit Granulat gefüllten Kunstrasenplatzes. Dabei wird das Granulat herausgefiltert und durch einen anderen Füllstoff ersetzt. In der Regel ist das eine umweltfreundliche Sand-Kork-Mischung, wie sie auch beim Neubau von Kunstrasenplätzen heutzutage meist verwendet wird.

In der Diskussion um Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen plädiert der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete und umweltpolitische Sprecher der Christdemokraten im Europäischen Parlament, Dr. Peter Liese, für einen Kompromiss. Er hat sich in dieser Sache bereits an die zuständigen EU- Kommissare gewandt.
„Darf die Sportvereine nicht überfordern“
„Es ist sicher ein richtiges Ziel, den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren. Deswegen muss man langfristig das Granulat auf Sportplätzen durch weniger problematische Substanzen ersetzen. Auf der anderen Seite darf man die Sportvereine, die in den letzten Jahren oft mit viel ehrenamtlichem Engagement Kunstrasenplätze gebaut haben, jetzt nicht überfordern“, erklärt Liese.

„Für eine angemessene Übergangszeit sollte das Granulat auf jeden Fall weiter genutzt werden, damit sich die Sportvereine um Alternativen bemühen können. Ein Verbot von Kunstrasenplätzen sollte es wirklich nur geben, wenn es keine umweltverträglichen Alternativen für das Granulat gibt und hier braucht man dann eine sehr lange Übergangszeit“, so Liese.
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Er hat sich in einem Brief an die zuständigen Kommissare gewandt. Er weist darauf hin, dass die Kunstrasenplätze zumeist von gemeinnützigen Sportvereinen mit ehrenamtlichem Einsatz erbaut wurden. „Die Arbeit der Sportvereine ist extrem wichtig, insbesondere für junge Menschen. Deshalb muss ein pragmatischer Kompromiss gefunden werden“, schreibt Liese in seinem Brief an die Europäische Kommission.

Nach Lieses Angaben ist in den europäischen Institutionen noch keine Entscheidung in der Frage gefallen, ob es überhaupt so weit kommt. „Bisher handelt sich lediglich um einen Vorschlag. Der wird zurzeit geprüft und es gibt zu der Frage auch in der Kommission unterschiedliche Auffassungen.“ Im Internet kann sich jeder an einer öffentlichen Konsultation der Europäischen Kommission beteiligen und seine Meinung sagen.
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