Miese Stimmung bei Arbeitgebern: Brauchen mehr Freiheit, weniger Bürokratie

Kritik an der Politik


  • Kreis Olpe, 16.01.2024
  • Wirtschaft
  • Von Wolfgang Schneider
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Stellten die Umfrageergebnisse vor (von links): Thorsten Holzhäuser, Christopher Mennekes, Christian Hermann und Arndt G. Kirchhoff. von Wolfgang Schneider
Stellten die Umfrageergebnisse vor (von links): Thorsten Holzhäuser, Christopher Mennekes, Christian Hermann und Arndt G. Kirchhoff. © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Die Stimmung bei den meisten Unternehmen im Kreis Olpe ist im Keller. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage, an der sich 24 Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie mit etwa 10.000 Beschäftigten im Kreis Olpe beteiligt haben. Der Arbeitgeberverband Olpe präsentierte am Dienstagmittag, 16. Januar, die Ergebnisse. Der Tenor: Die Arbeitgeber warnen vor wirtschaftlichen Unsicherheiten und fordern von der Politik mehr Verlässlichkeit.


Die Ende November/Anfang Dezember Umfrage offenbart eine deutlich gedämpfte Wirtschaftsstimmung. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Teilnehmerzahl an der Umfrage verdoppelt. Das ist ein klares Zeichen für die wachsenden Sorgen der heimischen Wirtschaft“, so der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes, Christopher Mennekes.

Nur 17 Prozent machen gute Geschäfte

Gerade einmal 17 Prozent (Vorjahr 45 Prozent) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut. 43 Prozent (18 Prozent) der Unternehmer berichten über eine schlechte Geschäftslage. Dass sich die Situation in den nächsten sechs Monaten verbessert, erwarten nur vier Prozent der Befragten, während 17 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen und 79 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften.

Sorgen bereitet der Metall- und Elektroindustrie vor allem die schlechte Auftragslage im Inland, während es bei Auslandaufträgen noch etwas besser aussieht. Angesichts der angespannten Situation halten sich die Unternehmen mit Investitionen eher zurück. Nur 17 Prozent wollen dieses Jahr im Inland mehr investieren als im Vorjahr, 38 Prozent dagegen gehen davon aus, dass sie im Inland weniger investieren. Bei den Auslandsinvestitionen sieht es etwas positiver aus. Hier gehen 31 Prozent von einer Steigerung und 50 Prozent von einem gleichbleibenden Niveau aus.

Beschäftigung auf hohem Niveau

Ein positiveres Bild zeichnet die Umfrage bei der Beschäftigungssituation im Kreis Olpe: 54 Prozent der Unternehmen hatten in den vergangenen sechs Monaten eine stabile Mitarbeiterzahl, jeder dritte Betrieb stellte sogar neue Beschäftigte ein. Entlassungen hab es bei acht Prozent der Firmen. In den nächsten sechs Monaten rechnet aber jeder fünfte Betrieb mit möglichen Entlassungen und 17 Prozent der Unternehmen stellen sich auf Kurzarbeit im ersten Halbjahr 2024 ein.

Die Verantwortlichen für die schlechte Stimmung in der Wirtschaft sehen die heimischen Arbeitgeber in der Regierung. „Der derzeitige wirtschaftspolitische Rahmen ist alles andere als verlässlich und setzt mitunter noch Fehlanreize. Deshalb gibt es an vielen Stellen Unzufriedenheit“, so Vorsitzender Christopher Mennekes.

Bessere Rahmenbedingungen nötig

Seine klare Forderung: „Die Politik muss die Rahmenbedingungen verbessern. Wir brauchen vor allem wettbewerbsfähige Stromkosten. Mit Dirigismus und Förderprogrammen kriegt man die Probleme nicht in den Griff.“ Seit Jahren fordere die Wirtschaft einen Bürokratieabbau, doch dabei tue sich nichts.

Mennekes‘ Stellvertreter, der Drolshagener Unternehmer Christian Hermann, pflichtete bei: „Die Regierung muss ein klares Konzept entwickeln, wo es hingehen soll.“ Die aktuellen Herausforderungen könnten nur bewältigt werden, wenn der wirtschaftspolitische Rahmen wettbewerbsfähige und industriefreundliche Strukturen ermögliche.

Können im Chaos landen

Der Attendorner Unternehmer Arndt G. Kirchhoff, Präsident von unternehmer nrw, betonte, dass es höchste Zeit für einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel sei. Man müsse sich auf die Säulen der sozialen Marktwirtschaft besinnen, denn aktuell „haben wir noch sozial, aber keinen Markt“. Kirchhoffs Appell: „Wir brauchen viel mehr Freiheiten und weniger Bürokratie und Vorschriften. Wenn wir das System nicht ändern, können wir im Chaos landen.“

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