„Mein Fair-Mieter“ fordert Mietlimit und altersgerechtes Sanieren

3.400 Seniorenwohnungen fehlen


Seniorenwohnungen sind Mangelware. Nur rund 1.600 barrierearme Wohnungen gibt es im Kreis Olpe. von Ferdinand Paul
Seniorenwohnungen sind Mangelware. Nur rund 1.600 barrierearme Wohnungen gibt es im Kreis Olpe. © Ferdinand Paul

Kreis Olpe. Im Alter droht Mietern eine doppelte Hürde: Oft reicht die Rente nicht, um die Miete zu bezahlen. Zusätzlich sind die wenigsten Wohnungen im Kreis Olpe seniorengerecht. Häufig wird dann schon ein Rollator zum Problem. Darauf hat das Pestel-Institut (Hannover) hingewiesen.


Dessen Leiter spricht von einem „Doppelschock für Mieter“, die älter werden: „Genug Geld fürs Wohnen und eine altersgerechte Wohnung – das sind die beiden Punkte, an die jeder Mieter schon frühzeitig denken sollte“, sagt Matthias Günther.

Um Mieter möglichst effektiv vor einem „Miet-Reinfall“ zu schützen, hat sich der Leiter des Pestel-Instituts für die Schaffung des ersten bundesweiten Mieter-Gütesiegels stark gemacht: „Mein Fair-Mieter“ ist ein Label, das nur Vermieter bekommen, die strikte Kriterien einhalten. Allen voran eine – auch im Alter für viele Menschen noch – bezahlbare Miete.

Klare Preisgrenzen beim Quadratmeterpreis

Für den Kreis Olpe bedeutet dies konkret, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete fairer Vermieter in Olpe sieben Euro; in Attendorn, Drolshagen und Lennestadt 6,50 Euro pro Quadratmeter im Monat betragen darf. In allen übrigen Kommunen liegt die Obergrenze bei sechs Euro. Wer als Vermieter darüber liege, habe keine Chance, das „Fair-Mieter“-Siegel zu bekommen.

„Überwiegend sind es öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften, die das Label nutzen, um ihren Mietern zu zeigen, dass nicht der Profit, sondern sozial kalkulierte Mieten und ein guter Standard bei der Wohnqualität im Fokus der praktizierten Wohnungswirtschaft stehen“, so Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts.

Familien können von Seniorenwohnungen profitieren

Ein Aspekt, der bei der Vermieter-Prüfung im Zuge der Label-Vergabe eine Rolle spiele, sei die Zahl der Wohnungen, die keine oder möglichst wenige Barrieren haben. Davon gebe es im Kreis Olpe maximal 1.600, schätzt das Pestel-Institut. „Doch nur in rund der Hälfte der Seniorenwohnungen leben tatsächlich auch ältere Menschen. Altersgerechte Wohnungen sind auch für Familien attraktiv: Wo Platz für einen Rollator oder Rollstuhl ist, kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther.

Bei den Seniorenwohnungen treffe allerdings ein geringes Angebot auf einen hohen Bedarf: „Aktuell ist für den Kreis Olpe von rund 4.200 Haushalten auszugehen, in denen Senioren leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Da nur rund 800 von ihnen heute schon in einer Seniorenwohnung leben, liegt der kreisweite Bedarf bei rund 3.400 Seniorenwohnungen“, rechnet Matthias Günther vor.

Babyboomer treiben Quote nach oben

Dabei werde der Mangel an Wohnungen für Ältere in den kommenden Jahren steigen: Wer in den 60er-Jahren – im Babyboom- Jahrzehnt – geboren wurde, kommt demnächst ins Rentenalter. Der Jahrgang 1965 wird 2035 das 70. Lebensjahr erreichen. Dann wird es im Kreis Olpe nach Berechnungen des Pestel-Instituts bereits 5.700 Haushalte geben, in denen Ältere mit eingeschränkter Mobilität leben – ein Plus von 36 Prozent.

Auch deshalb dränge er, so Günther, als Vorstand des Gütesiegels „Mein Fair-Mieter“ darauf, im Zuge von Sanierungen möglichst immer auch einen Teil der Wohnungen seniorengerecht umzubauen.

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