Mehrheit von 590 Unternehmen hält Personalabbau für wahrscheinlich
IHK-Umfrage
- Kreis Olpe, 14.05.2020
Siegen/Olpe. „Jahrelang ist diese Region von einem Beschäftigungszuwachs zum nächsten geeilt. Momentan sind in Siegen-Wittgenstein und Olpe knapp 180.000 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dieses Niveau können wir nicht halten. Deutliche Beschäftigungsverluste über nahezu alle Branchen hinweg sind mehr als wahrscheinlich.“ Mit diesen Worten fasst IHK-Präsident Felix G. Hensel die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IHK Siegen zusammen, an der sich 590 Unternehmen beteiligten.
Hierfür sind die ,Hiobsbotschaften‘ zu zahlreich, die derzeit aus nahezu allen Branchen abgesetzt werden. Wenn sich jedoch der hier sichtbare Trend verstetigt, haben wir Grund zur Sorge.“ Mit Kurzarbeit könne man kurzfristige Engpässe überbrücken, langfristig löse dieses Instrument jedoch kein einziges der Probleme.
Die Umfrage verdeutlicht vor allem, dass der regionale Beschäftigungsmotor der vergangenen Jahre deutlich stottert, denn fast jedes zweite Industrieunternehmen (48 Prozent) rechnet mit Arbeitsplatzverlusten, 46 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl aus und nur etwa 6 Prozent planen, neue Mitarbeiter einzustellen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Die Botschaft der Industrie ist eindeutig. Das Beschäftigungsniveau wird sinken, die Arbeitslosigkeit steigen. Wir sollten uns warm anziehen. Schließlich hängen in Siegen-Wittgenstein und Olpe über 80.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Wohl und Wehe des produzierenden Gewerbes ab.“
Kein einziges der befragten Unternehmen aus der Branche plane demnach derzeit, Beschäftigung aufzubauen. 40 Prozent der befragten Betriebe können sich vorstellen, alle Beschäftigten halten zu können, und 60 Prozent gehen davon aus, dass sie Mitarbeiter entlassen müssen.
Für fundierte Aussagen, in welchem Ausmaß sich die stark nachlassende Beschäftigungsdynamik auf das Lehrstellenvolumen auswirkt, sei es derzeit eindeutig zu früh.
Die allermeisten Ausbildungsunternehmen hätten ihre Lehrverträge ohnehin bereits im vergangenen Jahr unterzeichnet. Der IHK lägen derzeit so gut wie keine Stornierungen bereits eingetragener Ausbildungsverträge vor.
Klaus Gräbener: „Klar ist: Wer Personal abbaut, tut sich schwer, zugleich auszubilden. Es gilt aber auch: Wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen die Fachkräfte. Wie die Mehrzahl der Unternehmen mit diesem Dilemma umgeht, weiß derzeit niemand. Ein Minus bei den Lehrverträgen ist sicherlich möglich. Für Katastrophenszenarien besteht jedoch kein Anlass.“ Sollte es indessen im Frühherbst in Industrie, Handel und Handwerk erhebliche Rückgänge geben, verfüge die Region seit Jahren über das erforderliche Know-how, ein betriebsnahes Stützangebot für erfolglose Bewerber auf den Weg zu bringen.