Medizinische Versorgung Thema beim Fachgespräch von Dr. Matthias Heider
Patienten müssen sich auf weitere Wege zum Arzt einstellen
- Kreis Olpe, 10.05.2018
- Von Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. So ändern sich die Zeiten: 1992, unter Gesundheitsminister Horst Seehofer, war es noch Ziel der Gesundheitspolitik, die Flut der Ärzte zu begrenzen. Jetzt werden, vor allem in ländlichen Regionen, Ärzte dringend gesucht. Das Grundproblem: „Es gibt keine Speckschicht nachwachsender Ärzte“. So formulierte es Ansgar von der Osten, Referent der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Er skizzierte die „Vertragsärztliche Versorgung im Kreis Olpe und im südlichen Märkischen Kreis“ beim Fachgespräch „Zukünftige Gestaltung kommunaler Aufgaben.“


Junge Ärzte verspürten wenig Neigung eine Praxis zu übernehmen. Neben dem wirtschaftlichen Risiko sei es vor allem die Leben- und Familienplanung, die dem Full-Time-Job als Kleinunternehmer entgegenstehen. Zudem sind 55 Prozent der Hausärzte schon älter als 50 Jahre. Sie scheiden früher oder später aus. - Nachfolger gibt es kaum. Dass auch die Niederlassungssperre für Hausärzte im Ruhrgebiet aufgehoben wird, führe zu einer Sogwirkung und verstärkte den Mangel in ländlichen Regionen. Davon geht die KVWL aus.
Hinzu kommt: Ist eine Praxis erstmal geschlossen, wird es noch schwerer, sie neu zu beleben. Neben organisatorischen Maßnahmen wie einem neuen Zuschnitt der Versorgungsgebiete und der Förderung von Praxisübernahmen durch Zuschüsse oder Umsatzgarantien setzt die KVWL auf Kooperationen mit Gemeinschafts- oder Filialpraxen, aber auch auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ). „Die Einzelpraxis ist ein Auslaufmodell“, so Ansgar von der Osten. Die Zentren fänden leichter Nachwuchskräfte. Daneben könnten die Kommunen durch Arbeitsplatzangebote für die Partner der Mediziner und Kita-Plätze dazu beitragen, die Region für ärztlichen Nachwuchs attraktiver zu machen.
Eines war auch klar: schnelle Lösungen gibt es nicht. Patienten sollten sich künftig auf weitere Wege zu den Praxen einstellen. Selbst wenn, die Zahl der Studienplätze angehoben wird, dauert es zehn Jahre bis die Mediziner in der Region ankommen.
