Medizinische Versorgung Thema beim Fachgespräch von Dr. Matthias Heider

Patienten müssen sich auf weitere Wege zum Arzt einstellen


Dr. Matthias Heider (zweiter von links) hatte zum 9. Fachgespräch eingeladen. von Rüdiger Kahlke
Dr. Matthias Heider (zweiter von links) hatte zum 9. Fachgespräch eingeladen. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. So ändern sich die Zeiten: 1992, unter Gesundheitsminister Horst Seehofer, war es noch Ziel der Gesundheitspolitik, die Flut der Ärzte zu begrenzen. Jetzt werden, vor allem in ländlichen Regionen, Ärzte dringend gesucht. Das Grundproblem: „Es gibt keine Speckschicht nachwachsender Ärzte“. So formulierte es Ansgar von der Osten, Referent der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Er skizzierte die „Vertragsärztliche Versorgung im Kreis Olpe und im südlichen Märkischen Kreis“ beim Fachgespräch „Zukünftige Gestaltung kommunaler Aufgaben.“


Dazu hatte CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Heider zum neunten Male eingeladen. Im Forum der Volksbank Bigge-Lenne in Attendorn ging es am Mittwochnachmittag, 9. Mai, um die Gesundheitsversorgung, aber auch um die künftige Gestaltung der Grundsteuer als wichtiger kommunaler Einnahmequelle. Für Bürgermeister und Landräte aus Heiders Wahlkreis ist das Fachgespräch eine Möglichkeit, sich mit Experten auszutauschen.
Versorgungszentren als Ausweg
Die ärztliche Versorgung sicherzustellen, ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung. Deren Sprecher wünschte sich zudem die Unterstützung durch Kreise und Kommunen. Etwa, wenn es darum geht, logistische oder organisatorische Hilfestellung bei der Suche nach geeigneten Räumen für Filialpraxen zu leisten. Große Probleme zeichnen sich im Bereich der Hausärzte ab. 110 dieser Allgemeinmediziner rücken jährlich im Bereich Westfalen-Lippe nach. Mindestens die doppelte Menge wäre aber nötig, um dem sich abzeichnenden Mangel zu begegnen, so von der Osten.

Junge Ärzte verspürten wenig Neigung eine Praxis zu übernehmen. Neben dem wirtschaftlichen Risiko sei es vor allem die Leben- und Familienplanung, die dem Full-Time-Job als Kleinunternehmer entgegenstehen. Zudem sind 55 Prozent der Hausärzte schon älter als 50 Jahre. Sie scheiden früher oder später aus. - Nachfolger gibt es kaum. Dass auch die Niederlassungssperre für Hausärzte im Ruhrgebiet aufgehoben wird, führe zu einer Sogwirkung und verstärkte den Mangel in ländlichen Regionen. Davon geht die KVWL aus.

Hinzu kommt: Ist eine Praxis erstmal geschlossen, wird es noch schwerer, sie neu zu beleben. Neben organisatorischen Maßnahmen wie einem neuen Zuschnitt der Versorgungsgebiete und der Förderung von Praxisübernahmen durch Zuschüsse oder Umsatzgarantien  setzt die KVWL auf Kooperationen mit Gemeinschafts- oder Filialpraxen, aber auch auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ). „Die Einzelpraxis ist ein Auslaufmodell“, so Ansgar von der Osten. Die Zentren fänden leichter Nachwuchskräfte. Daneben könnten die Kommunen durch Arbeitsplatzangebote für die Partner der Mediziner und Kita-Plätze dazu beitragen, die Region für ärztlichen Nachwuchs attraktiver zu machen.

 
Portalpraxen sollen Weg weisen
Matthias Heider wies zudem darauf hin, dass sich in Sachen Notaufnehme an den Krankenhäusern etwas tun müsse, um überlange Wartezeiten zu vermeiden und weniger schwierige Fälle zu kanalisieren. Hier sollten Portalpraxen, die vorab entscheiden, ob ambulante Versorgung oder Notaufnahme sinnvoll sind, Entlastungen bringen. „Auf dem Weg sind wir jetzt“, so der KVWL-Referent, der auch auf gute Praxisbeispiele wie in Olpe verwiesen konnte. Eine Ausweitung der Studienplätze, die Olpes Bürgermeister Peter Weber ins Gespräch brachte oder Anspruchsdenken herunterzuschrauben, was Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises anregte, waren weitere Ansatzpunkte, dem absehbaren Medizinermangel zu begegnen.

Eines war auch klar: schnelle Lösungen gibt es nicht. Patienten sollten sich künftig auf weitere Wege zu den Praxen einstellen. Selbst wenn, die Zahl der Studienplätze angehoben wird, dauert es zehn Jahre bis die Mediziner in der Region ankommen.
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