Mangelware Medikamente: „Die Lage ist angespannt“

Viele Produkte nicht lieferbar / Apotheken machtlos


  • Kreis Olpe, 16.11.2022
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  • Von Kerstin Sauer
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Leere Regale: Nicht nur in der Bahnhof-Apotheke in Altenhundem sind viele Medikamente vergriffen. Es fehlt an Erkältungs- und Grippe-, aber auch an Blutdruck- und Herzmedikamenten. Besonders rar geworden sind auch Schmerzsäfte und -zäpfchen für Kinder. von Nils Dinkel
Leere Regale: Nicht nur in der Bahnhof-Apotheke in Altenhundem sind viele Medikamente vergriffen. Es fehlt an Erkältungs- und Grippe-, aber auch an Blutdruck- und Herzmedikamenten. Besonders rar geworden sind auch Schmerzsäfte und -zäpfchen für Kinder. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Wer im Moment Fiebersaft oder -zäpfchen für Kinder, Antibiotika oder Blutdruckmittel braucht, geht oft mit leeren Händen aus der Apotheke: Seit Wochen gibt es bei diesen und anderen Medikamenten Lieferschwierigkeiten. „Die Lage ist angespannt“, sagt Ulf Ullenboom von der Apotheke am Markt in Olpe, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Olpe. Doch warum ist das so – und ist eine Besserung in Sicht? LokalPlus hat nachgefragt.


„Die Gründe für den Mangel an Medikamenten sind unterschiedlich“, weiß Ulf Ullenboom. Transportprobleme beispielsweise. Denn: „Aus Kostengründen werden viele Medikamente im Fernen Osten produziert. Es kann sein, dass die Waren dort in einem Container liegen und nicht verschifft werden können.“

„Ein Teufelskreis“

Qualitätsprobleme können ein weiterer Grund sein: Manche – vor allem günstig – produzierte Medikamente fallen bei der Qualitätsprüfung durch. Doch vor allem diese günstigen Produkte sind in Europa, besonders in Deutschland, beliebt, weiß Ullenboom: „Die Globalisierung hat dafür gesorgt, dass alles günstig produziert und günstig angeboten werden kann. Teure Produkte finden keinen Abnehmer.“ Darunter leide dann oft die Qualität. „Ein Teufelskreis“, sagt der Olper Apotheker.

Hinzu kommt, dass in den zwei Corona-Jahren viele Medikamente nicht gebraucht wurden. Dementsprechend wurde weniger produziert. Doch nicht nur bei den Medikamenten herrscht Mangel: Auch die Zahl der Anbieter von Wirkstoffen sei zurückgegangen.

Josephine Rüthing, PTA in der Altenhundemer Bahnhof-Apotheke, im Gespräch mit einer Kundin: Vor allem Fieber- und Schmerzmedikamente für Kinder sind derzeit Mangelware. von Nils Dinkel
Josephine Rüthing, PTA in der Altenhundemer Bahnhof-Apotheke, im Gespräch mit einer Kundin: Vor allem Fieber- und Schmerzmedikamente für Kinder sind derzeit Mangelware. © Nils Dinkel

Jeden Tag, so berichtet auch Matthias Schütte von der Bahnhof-Apotheke in Altenhundem, käme es mehrmals vor, dass ein Kunde nicht das gewünschte oder verschriebene Präparat erhalte – und das schon seit vielen Wochen. Im Computer werden die Firmen angefragt, suchen die Mitarbeiter nach Alternativen. Wenn es keine andere Lösung gibt, muss sich der Kunde entweder in Geduld üben, oder sein Glück in anderen Apotheken versuchen.

„In diesem Ausmaß noch nicht erlebt“

Das fange schon bei so gängigen Medikamenten wie ACC Akut oder dem Magenschoner Pantoprazol an. Ein Blick in den PC zeigt: Fast 200 Produkte sind derzeit nicht lieferbar. „So eine Knappheit an Medikamenten habe ich in diesem Ausmaß bisher noch nicht erlebt“, betont Schütte.

Bisher reagieren seine Kunden verständnisvoll auf die Situation, entscheiden sich – falls vorhanden – oft für ein Alternativ-Präparat eines anderen Herstellers. Doch es gibt auch andere: „Viele ältere Kunden nehmen seit Jahrzehnten ein Medikament von einem bestimmten Hersteller und möchten nicht wechseln.“ Ein anderes Beispiel: Viele Kinder schlucken nur den Fiebersaft, der nach Orange schmeckt – jeder andere Saft wird schlicht verweigert.

Großer Aufwand für die Apotheken

„Im Moment ist es einfach nicht möglich, aus dem Vollen zu schöpfen“, beklagt auch Ulf Ullenboom. Die Suche nach Medikamenten sei oft mit viel Aufwand verbunden: „Wir telefonieren viel, prüfen, lassen uns auf Wartelisten setzen. Wir müssen uns jetzt irgendwie zu helfen wissen und Restbestände abgreifen. Oder mit dem Arzt sprechen und Alternativen suchen.“

Bleibt zu hoffen, dass sich die Lage irgendwann irgendwie entspannt. Doch der Winter fängt gerade erst an…

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