Manchmal ist weniger mehr - die Bedeutung der Fastenzeit
Lea Engelbrecht bloggt für LokalPlus: Aus der Sicht einer Schülerin
- Kreis Olpe, 27.02.2018
- Von Lea Engelbrecht
Lea Engelbrecht
Redaktion
Kreis Olpe. Die Karnevalstage sind gerade vorbei und damit beginnt traditionell am Aschermittwoch die Fastenzeit. Über diese christliche Tradition wird häufig kontrovers diskutiert. Die einen nehmen den Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol sehr ernst, die anderen können der Fastenzeit überhaupt nichts abgewinnen. Fasten Jugendliche oder ist es uncool, zu fasten? Ich selbst nutze die Fastenzeit, um auf Süßigkeiten in jeglicher Form zu verzichten. Mittlerweile sind die ersten zwei Fastenwochen um und in diesem Blogbeitrag möchte ich dazu ebenfalls Bilanz ziehen.
Wenn man jedoch nachrechnet, beträgt der Zeitraum zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag 46 Tage. Deshalb muss an den sechs Sonntagen nicht gefastet werden. Das Fasten in den Klöstern wurde früher sehr streng eingehalten, Verstöße wurden zum Teil hart bestraft.
Mittlerweile beschränkt sich das Fasten in der Fastenzeit auf den Verzicht auf Süßigkeiten oder Alkohol. Jedoch nennt sich der Verzicht auf eine oder mehrere Dinge nicht „Fasten“, sondern „Opfer“. Wenn ich im weiteren Verlauf von „fasten“ spreche, meine ich damit dieses „Opfer“. Laut der Kirche bedeutet „fasten“, dass man pro Tag nur eine leichte Mahlzeit zu sich nimmt, ansonsten sind zwischendurch kleine Stärkungen erlaubt, selbstverständlich zählen Chips oder Schokolade nicht dazu. An bestimmten Tagen wie Aschermittwoch oder Karfreitag verzichtet man häufig auch auf Fleisch.
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche nennt sich bereits seit über 30 Jahren „7 Wochen ohne“. Sie dient dazu, Fastende miteinander zu verbinden und gibt Denkanstöße zu religiösen und spirituellen Themen. Obwohl die Kirche als Institution für Jugendliche nicht mehr so eine große Bedeutung hat, wie noch vor 30 oder 40 Jahren, ist Fasten trotzdem durchaus ein Trend. Woran mag das liegen, die religiösen Hintergründe dürften schließlich nicht allen bekannt sein?
In meinem Freundeskreis wird auch in der Gruppe gefastet. Es kann eine Erleichterung sein, wenn viele dasselbe Ziel verfolgen. Ärzte raten zum Teil von dem strengen Fasten im Ramadan ab, da gerade jüngere Schüler an Konzentrationsproblemen leiden und der Verzicht auf Getränke gesundheitlich bedenklich sein kann. Beim Fasten in der Fastenzeit geht es Jugendlichen jedoch nicht darum, abzunehmen oder aus religiösen Gründen zu verzichten. Man steckt sich Ziele, die es zu erreichen gilt, und testet seine Grenzen aus. Wichtig ist, dass der Verzicht einen zwar fordert, jedoch sollte diese Aufgabe nicht unlösbar sein.
- Digitales Fasten: Das Smartphone für die sechseinhalb Wochen zur Seite legen oder auf das geliebte Computerspiel verzichten: das sogenannte „Digitale Fasten“ wird immer mehr zum Trend. Gerade für uns Jugendliche ist der Verzicht auf das Handy sicherlich eine große Herausforderung.
- Klima-Fasten: Die Fastenzeit bietet die Möglichkeit, ein wenig umweltbewusster zu leben. Man kann den Verbrauch von Plastikverpackungen und insgesamt Müll reduzieren oder mal das Auto stehen lassen.
- Konsum-Fasten: Gerade an Ostern gibt es ja in vielen Familien Geschenke. Deshalb kann es sicherlich nicht schaden, in der Fastenzeit mal auf die Shopping-Touren zu verzichten oder sich beim Einkaufen auf das Wichtigste zu beschränken.
Mir geht es nicht darum, Gewicht zu verlieren, ich möchte mich einfach mal selbst austesten und herausfinden, ob ich es knapp sieben Wochen ohne Süßkram aushalten kann. Außerdem kommt für mich noch der gesundheitliche Aspekt hinzu. Mich hat im Vorfeld interessiert, welche Auswirkungen der Verzicht auf Zucker auf meine Gesundheit, wie zum Beispiel mein Hautbild, hat.
Wichtig ist jedoch, dass ich meine Essgewohnheiten auch ein wenig verändert habe. Ich brauchte Alternativen zu den Süßwaren, denn ich konnte nicht einfach nur alle Süßigkeiten weglassen. Um den „Verlust“ auszugleichen, habe ich gesunde Alternativen, wie zum Beispiel Salat zum Mitnehmen, gekauft, und vermutlich habe ich auch deshalb nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt.
Gesundheitlich habe ich bis jetzt noch keine Veränderungen bemerken können, außer dass ich hin und wieder unter Kopfschmerzen leide, aber ich habe ja auch noch einen Monat vor mir. Ich bin gespannt, wie es für mich weitergeht, und mittlerweile bin ich sicher, dass ich es schaffen werde, den nächsten Monat ohne Süßes zu leben.