LokalPlus-Interview: Hilfe und Unterstützung bei Depressionen

Neue Selbsthilfegruppe im Kreis Olpe


  • Kreis Olpe, 17.05.2022
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  • Von Kerstin Sauer
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Die Zahl der Menschen, die unter Depressionen leiden, nimmt immer mehr zu. Auch junge Menschen sind immer öfter betroffen. von privat
Die Zahl der Menschen, die unter Depressionen leiden, nimmt immer mehr zu. Auch junge Menschen sind immer öfter betroffen. © privat

Kreis Olpe. Depressionen sind längst keine Seltenheit mehr. Die Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Lebensumstände, Mobbing und Ängste: All‘ das lässt die Zahl derer, die Hilfe brauchen, stetig steigen – nicht nur im Erwachsenenalter, sondern auch immer mehr bei jungen Menschen. LokalPlus hat mit Petra Weinbrenner-Dorff von der DRK-Selbsthilfekontaktstelle in Olpe gesprochen: Was sind die Ursachen – und wo bekommen Betroffene Hilfe?


Oft wird das Thema Depressionen noch tabuisiert. Warum, glauben Sie, scheuen sich die Menschen davor, von ihren psychischen Problemen zu berichten?

Viele depressive Menschen haben Angst, als „verrückt“ zu gelten. Sie haben Angst, nicht ernst genommen zu werden, zu dramatisieren, weil man ihre Erkrankungen von außen ja nicht sehen kann. Aus Angst, als nicht belastbar, schwach oder überfordert abgestempelt zu werden, verstecken viele Depressionskranke ihr Leiden. Niemand möchte als seltsamer Einzelgänger gelten und deshalb gemieden werden. Als Erklärung dient häufig, dass in früheren Jahren depressive Menschen häufig als schwachsinnig abgestempelt wurden. Diese Stigmatisierung hängt auch heute noch in vielen Köpfen (vor allem bei älteren Menschen) fest.

Welche Umstände und Erfahrungen begünstigen eine Depression?

Depressionen können psychologische, soziale oder biologische Ursachen haben. Meist ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren. Sehr häufig entstehen Depressionen durch Einwirkungen der Hormone, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ebenso wie Erkrankungen der Schilddrüse oder Bauchspeicheldrüse, welche den Hormonhaushalt beeinträchtigen. Oft trifft es aber auch sehr sensible Menschen, die einfach mit der Lebenssituation nicht zurechtkommen.

Petra Weinbrenner-Dorff von der DRK Selbsthilfekontaktstelle in Olpe. von privat
Petra Weinbrenner-Dorff von der DRK Selbsthilfekontaktstelle in Olpe. © privat

Verlust und Existenzängste führen auch häufig zu Angst und Panikerkrankungen, die meistens mit einer Depression einhergehen. Überforderung, Druck, Mobbing z.B. am Arbeitsplatz und in der Schule lassen viele Menschen erkranken. Bei einer Depression ist der Stoffwechsel im Gehirn gestört. Serotonin und Noradrenalin werden nicht in der richtigen Menge produziert und die Seele kommt aus dem Gleichgewicht. Aber egal, welche Ursache und welche Form eine Depression hat - sie MUSS und KANN sehr gut behandelt werden .

Welche Altersgruppen sind besonders betroffen?

Am häufigsten treten Depressionen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf. Allerdings ist in den letzten Jahren eine Steigerung der „jungen Depressiven“ zu erkennen. Die sogenannte Generation „Z“, die sich als Technologie-affin und immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst umschreiben lässt. Die Gruppe jener Menschen also, die ab 1995 geboren wurden.

Eigenüberforderung, der Druck, den Leistungen in der virtuellen Welt Stand zu halten, Verzweiflung am Geschehen in der Umwelt, düstere Zukunftsaussichten, Gefühl der Machtlosigkeit, Mobbing in der Schule und am Arbeitsplatz sind häufig Ursachen, die in den Therapien bearbeitet werden müssen.

Isolation für Schüler ein Angstfaktor

Die Pandemie und die monatelange Isolation hat vor allem auch jungen Menschen einiges abverlangt. Können Sie beobachten, dass auch Schüler immer öfter Hilfe brauchen?

Ja, die verordnete Isolation, anfangs bejubelt, wurde mit der Zeit zum Angstfaktor. Stress, Ängste wie Schulangst, Zukunftsängste oder Verlustangst, aber auch Schulunlust nach der Pandemie, Traurigkeit und Interessenverlust führen oft zum sozialen Rückzug. Oft kommen körperliche Symptome hinzu, wie Übergewicht durch mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Alles führt dazu, dass die betroffenen jungen Leute einen Therapeuten aufsuchen.

Lest morgen im zweiten Teil des großen Interviews: Hier finden Betroffene Hilfe und Unterstützung.

Neue Selbsthilfegruppe im Kreis Olpe

Die Selbsthilfekontaktstelle des DRK Olpe gründet für den Kreis Olpe eine neue zusätzliche Gesprächsrunde am Wochenende. Eine Gruppenleiterin sorgt einfühlsam für eine gute Gruppenatmosphäre, so dass Ängste und Probleme besprochen, weitere Wege gefunden und gegangen werden können. Die Gruppe startet Samstag, 21. Mai, ab 10 Uhr.

Informationen gibt es bei der Selbsthilfekontaktstelle des DRK Olpe, Tel 02761/2643 oder per E-Mail shk@kv-olpe.drk.de.

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