LokalPlus fragt nach: Warum werden Semmeln gesegnet und Bäume vermessen?
Oster-Traditionen im Kreis Olpe und darüber hinaus
- Kreis Olpe, 30.03.2024
- Verschiedenes
- Von Aaron Busenius
Kreis Olpe. Semmelsegnen und Baumvermessen - das sind schon lange beliebte Oster-Bräuche in Attendorn. Wir erklären euch den Hintergrund.
Seit 1658 werden in Attendorn an jedem Karsamstag die Semmeln gesegnet, was es übrigens, wie das Baumvermessen, nirgendwo anders gibt und europaweit einzigartig ist.
Jedes Jahr treffen sich am Karsamstag um 14 Uhr mehrere tausend Menschen an der Pfarrkirche, um vom Pastor die Ostersemmeln segnen zu lassen. Die Semmel an sich sind in der Form eines Fisches mit zwei Einschnitten an den Enden geformt, sodass zwei Hörner an den Endstücken sich bilden. Der Fisch ist ein frühes Erkennungszeichen der Christen, besonders zur Zeit der Christenverfolgung.
Dadurch, dass dieses Ereignis mehrere tausend Menschen aus Attendorn anzieht, sind die Bäcker in diesen Tagen voll ausgelastet. Obwohl es sogar einen Online-Shop gibt, müssen viele Ex-Bäcker aushelfen, um die große Nachfrage an Semmeln zu stemmen.
Die Ostersemmeln gibt es sowohl mit Kümmel als auch ohne. Der Kümmel in diesen Semmeln soll nach der 40-tägigen Fastenzeit helfen, das viele Mehl zu verdauen.
Selbst in der Corona-Zeit wurde zumindest der Segen für die Semmeln ausgesprochen und die Leute konnten ihre Semmeln aus dem Fenster halten.
Ebenso ein großes Ereignis zu Ostern ist das Baumvermessen in Attendorn. Immer an Karsamstag gehen die vier Po(or)ten (Kölner Poorte, Ennester Pote, Wasserpoote und Niederste Poorte) in den Stadtwald oberhalb der Hubertus-Hütte, um den besten und größten Baum für das Osterfeuer zu schlagen. „Ihr“ Baum wird von den Po(or)rten am Tag zuvor in Augenschein genommen, damit die Poskeväter nach dem Blasen des Horns ab 15 Uhr pünktlich den ersten Schlag machen können.
Danach wird mit Äxten und Sägen der Baum gefällt. Wichtig: Man muss dabei genau darauf achten, dass beim Fällen der Baum nicht zu Schaden kommt. Ist der Baum gefällt, wird das alljährliche Poskelied gesungen.
Nach dem Vermessen der Stämme - entscheidend sind Länge und Umfang - am Karsamstag geht es am Ostersonntag weiter. Mittags werden die Kreue auf den vier Osterköppen aufgerichtet und am Abend werden pünktlich um 21 Uhr die Osterfeuer auf den Hügeln rund um die Hansestadt entzündet.