Lösungen für Lieferengpässe und ein finanzielles Rettungspaket

Forderungen der Apotheker vor Europawahl


Symbol Apotheke von Nils Dinkel
Symbol Apotheke © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Keine Antibiotika, keine Diabetesmittel, keine Schmerzpräparate: „Das Problem der Arzneimittel-Lieferengpässe dauert weiter an und wird so schnell auch nicht verschwinden. Eine nachhaltige Lösung werden wir nicht zuletzt auf europäischer Ebene suchen müssen“, sagt Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).


„Auch deshalb ist es wichtig, dass die Bürger am 9. Juni zur Europawahl gehen und sich mit den gesundheitspolitischen Positionen der Parteien auseinandersetzen“, fordert er auf. Auch wenn mit Blick auf die Verfügbarkeit von Arzneimitteln eine europäische Lösung erforderlich sei, müsse in der Gesundheitsversorgung grundsätzlich die mitgliedstaatliche Kompetenz gewahrt werden, so Ulf Ullenboom.

„Zum Beispiel müssen wir Apotheken vor Ort in Deutschland auch in Zukunft individuelle Salben und Cremes herstellen können, im Falle von Lieferengpässen aber auch Fiebersäfte und Zäpfchen. Wie wichtig diese Möglichkeiten sind, haben wir in der Corona-Pandemie wie auch in der Engpasskrise erfahren.“

Freiberuflichkeit erhalten

Zudem fordert er, dass sich die künftigen EU-Parlamentarier für den Erhalt der Freiberuflichkeit einsetzen. „Gerade im Gesundheitswesen ist der persönlich haftende Freiberufler die tragende Säule einer guten, verlässlichen und sicheren Patientenversorgung.“ Große Apothekenketten im Fremdbesitz hingegen würden die Gefahr bergen, sich weniger am Patientenwohl, sondern vielmehr an den Interessen ihrer Geldgeber zu orientieren.

Die Bundesregierung denke derzeit darüber nach, in Deutschland Apotheken ohne Apotheker zuzulassen. „Soweit darf es nicht kommen“, so Ulf Ullenboom. Denn dies würde dazu führen, dass Patienten gerade in ländlichen Regionen weitere Wege bis zur nächsten vollwertigen Apotheke mit Notdienst, Medikationsberatungen, Impfungen und vielen weiteren Leistungen zurücklegen müssten.

Apotheken zahlen drauf

National müsse die Ampelkoalition Sofortmaßnahmen ergreifen, um die flächendeckende pharmazeutische Versorgung der Menschen sicherzustellen. „Ein Drittel der Apotheken vor Ort ist wirtschaftlich gefährdet, weil uns die zuständige Politik seit 20 Jahren keinen Inflationsausgleich zugestanden hat“, klagt Ullenboom.

Mittlerweile müssten die Apotheken pro verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung, die sie an einen gesetzlich versicherten Patienten abgeben, 46 Cent draufzahlen. „Hier muss die Politik ganz dringend eine Lösung finden“, so Ulf Ullenboom, „wenn sie die flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Apotheken aufrechterhalten will.“

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