Landtagskandidaten im "Praxistest" bei der Caritas

Einblicke in den Arbeitsalltag


  • Kreis Olpe, 04.05.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Kreis Olpe. Wenige Tage vor der Landtagswahl hatte der Caritasverband Olpe die Kandidaten nicht etwa zu einer Diskussionsrunde, sondern zu einer Praxis-Aktion geladen. Ihnen sollte ein Einblick in die unterschiedlichen Einrichtungen und Aufgabenfelder des Verbandes ermöglicht werden. Mit Jochen Ritter (CDU), Wolfgang Langenohl (SPD), Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Ralf Knocke (Die Linke) und Joachim Hoffmann (FDP) nahmen fünf Kandidaten diese Einladung an.


Zunächst hatten alle fünf Kandidaten die Möglichkeit, das „wahre Leben“ bei der Caritas kennen zu lernen. So begleitete Jochen Ritter den Leiter des Caritas- Zentrums Lennestadt und Kirchhundem, Jürgen Voß, durch das St.-Franziskus-Seniorenhaus in Elspe und besuchte hier die Wohngruppe „Hormecke“. Außerdem war der Christdemokrat in fünf Haushalten bei der ambulanten Betreuung durch die Caritas mit dabei. Jochen Ritter erlebte hautnah die Wohnsituation älterer Menschen und den unermüdlichen Einsatz der Pflegekräfte unter wachsendem Zeitdrucks. 

Wolfgang Langenohl war derweil zu Gast bei „focus-Centro“ in Olpe. Zusammen mit Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten, und Johannes Koch, Leiter des Netzwerkes „focus-Leben und Wohnen“, erhielt der SPD-Landtagskandidat einen Einblick in den Alltag von Menschen mit einer psychischen Erkrankung und ihrem Wunsch nach Arbeit im sogenannten „ersten Arbeitsmarkt“ – mit einer angemessenen Bezahlung. Langenohl legte beim Korbflechten auch selbst Hand an.
Aufsuchende Familienarbeit und Alltag im Heim für Demenzkranke
Dr. Gregor Kaiser begleitete Dorothea Clemens, Leiterin von Caritas-AufWind, in den integrativen Kindergarten in Saßmicke und zu einer Familie, letzteres im Rahmen der aufsuchenden Familienarbeit durch die Caritas. Fasziniert zeigte sich der Grünen-Politiker von der langfristige Betreuung, die der Familie Struktur und besonders den Kindern Perspektiven und Möglichkeiten geben soll.

Ralf Knocke bekam durch Vinzenz Hohleweg, Zentrumsleiter in Wenden, einen Einblick in den Alltag im St. Josefsheim. Das Haus ist auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenzerkrankungen ausgerichtet. Der notwendige Investitionsbedarf in soziale Strukturen war ein weiteres Thema für den Kandidaten der Linken.
Auf Praxis folgt die Theorie der Möglichkeiten
Joachim Hoffmann durfte Attendorns Zentrumleiter Uli Mertens begleiten. Der FDP-Landtagskandidat erlebte im Haus Mutter Anna, der Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz, mit welcher Hingabe die Pflegekräfte hier im Einsatz sind. Außerdem begleitete er Mitarbeiter der Caritas-Station bei ihrem Einsatz in vier Haushalten.
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Nach den praktischen Einblicken waren alle Kandidaten zusammen mit ihren Begleitern zu einem Frühstück geladen. Nach einem regen Austausch über die Handlungsziele der einzelnen Kandidaten im sozialen Bereich, nutzte Geschäftsführer Christoph Becker die Gelegenheit, den Landtagskandidaten auch die Forderungen des Caritasverbandes zu überreichen. So appellierte der Verband an die Politik, Weiterentwicklungen zu Ende zu denken. Denn „bevor man Bewährtes voreilig zerstört, sollte man das Bestehende erst einmal prüfen“, so Becker. Daraufhin entbrannte eine lebhafte Debatte über die Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion.
Forderungen des Caritasverbandes
Nicht aus dem Auge verlieren dürfe man die soziale Infrastruktur. Dazu gehört neben Fachkräften und deren Ausbildung auch die Betreuung der ehrenamtlichen Helfer. Einen Vorrang für die Wohlfahrtspflege und damit die Wertschätzung der Caritas als Wohlfahrtsverband und Partner ist eine weitere Forderung des Verbandes.

Mit dem Punkt „Vielfalt statt Radikalisierung“ wollten die Verantwortlichen auf die vielen Möglichkeiten hinweisen, die es schon heute gebe. „Der Slogan ,Ambulant vor stationär´ zeigt nur die Extreme auf“, so Jürgen Voß. „Es gibt  aber noch viele Facetten dazwischen, und manchmal muss man den Mut haben, neue Modelle zu probieren und zu fördern.“ Die Forderung für die Kurzzeitpflege: „Sollte die Finanzierung nicht auf andere Beinen gestellt werden als zurzeit, wird dieses Angebot trotz des hohen Bedarfes aussterben“, fürchtet Voß.
„Abschiebepraxis stößt Flüchtlinge und Helfer vor den Kopf“
Abschließend gab es ein klares „Ja“ zur Menschenwürde als „Aushängeschild“ für NRW und Deutschland. „Viele Flüchtlinge haben sich in den Orten und in Berufen integriert. Die derzeitige Abschiebepraxis stößt die Flüchtlinge sowie viele ehrenamtliche Helfer vor den Kopf, die sich zuvor gerade für diese Integration eingesetzt haben“, machte Christoph Becker deutlich.

Zum Abschluss bedankten sich die Kandidaten für die ungewöhnlichen Einblicke. Der Caritasverband betonte nochmals seine weitere Gesprächsbereitschaft über die Landtagswahl hinaus. „Nutzen Sie uns als Experten“, bot Becker den Politikern an.
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