Landtagskandidaten aus dem Kreis Olpe stellen sich Schülern vor

Podiumsdiskussion am Gymnasium Maria Königin


  • Kreis Olpe, 20.03.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Stellten sich auch den Fragen der Schüler: die Landtagskandidaten (von links, stehend) Wolfgang Langenohl, Bastian Halbe, Jochen Ritter und Gregor Kaiser. von s: Sven Prillwitz
Stellten sich auch den Fragen der Schüler: die Landtagskandidaten (von links, stehend) Wolfgang Langenohl, Bastian Halbe, Jochen Ritter und Gregor Kaiser. © s: Sven Prillwitz

Altenhundem/Kreis Olpe. Das Thema Landtagswahl stand am Montag, 20. März, auf dem Stundenplan der Q1- und Q2-Schüler des Gymnasiums Maria Königin: Die Kandidaten von CDU, SPD, Grünen und Piraten aus dem Kreis Olpe haben sich und ihre Positionen bei einer Podiumsdiskussion vorgestellt. Im Mittelpunkt standen Themen, die auch für Schüler relevant sind: Wählen ab 16 sowie Bildungs- und Flüchtlingspolitik. Politiklehrer Manuel Vormweg moderierte die Diskussion. FDP-Kandidat Joachim Hoffmann hatte seine Teilnahme kurzfristig absagen müssen.


Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es zunächst um die Frage, ob eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre bei Landes- und Bundestagswahlen sinnvoll ist. Dr. Gregor Kaiser (Grüne) und Wolfgang Langenohl (SPD) sprachen sich ebenso wie Bastian Halbe von den Piraten dafür aus. Letzterer forderte gar, eine Altersbeschränkung schrittweise gänzlich abzuschaffen. „Wählen hat nichts mit dem Alter zu tun. Im mobilen Zeitalter ist Wissen anders und wesentlich mehr verfügbar. Kinder und Jugendliche können die Welt auch schon politisch mitgestalten“, sagte Halbe.
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Eine Position, der Jochen Ritter (CDU) eine deutliche Abfuhr erteilte: „Ich halte das für Blödsinn. Was soll ein Sechs- oder Siebenjähriger denn zu Bundespolitik sagen?“ Dass Jugendliche bei Kommunalwahlen bereits mit 16 Jahren zur Urne gehen dürfen, sei sinnvoll. Für Wahlen auf Landes- und Bundesebene seien 18 Jahre allerdings „die richtige Grenze“, um über ein gewisses politisches Grundwissen und Verständnis zu verfügen, argumentierte der Christdemokrat.
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Danach ging es um die mögliche Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. Das sei jedenfalls ganz klar das Ziel der SPD, sagte Wolfgang Langenohl, der das G8-Modell als „falsch“ bezeichnete. Jochen Ritter (CDU) und Gregor Kaiser (Grüne) sprachen sich dafür aus, dass sich Eltern und Schüler in Absprache mit den Schulen und dem Schulträger dafür entscheiden können sollten, ob das Abitur nach acht oder neun Jahren sinnvoller ist. Zwar sei die Umstellung damals ein „rumpeliger Start“ (Ritter) bzw. „überstürzt“ (Kaiser) gewesen; eine neuerliche Reform in Form einer generellen Rückkehr zum G9-Abitur allerdings sei nicht zielführend.
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Kaiser forderte zudem, der „individuellen fächerspezifischen Förderung“ jedes einzelnen Schülers mehr Beachtung zu schenken. Halbe kritisierte sowohl das G8-Modell als auch die sogenannte Bologna-Reform, mit der an den Universitäten die berufsqualifizierenden Bachelor- und Master-Abschlüsse eingeführt wurden. Damit sollten junge Menschen schneller dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, obwohl sie gerade für das Berufsleben eine gewisse Zeit zur Persönlichkeitsbildung benötigten. Außerdem bedeute die Verkürzung der Schul- und Uni-Karriere, dass junge Menschen deutlich weniger Freizeit hätten, was auch zu Lasten etwa des Vereinswesens gehe.
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Nächstes Thema: die Entwicklung der Schullandschaft, vor allem unter dem Aspekt Inklusion. Wolfgang Langenohl (SPD) sprach sich für den Erhalt von Förderschulen aus. Damit lag er zwar auf einer Linie mit Jochen Ritter; der Christdemokrat allerdings warf der rot-grünen Landesregierung vor, das Thema Inklusion in den Schulen „lausig auf den Weg“ gebracht zu haben. „Es gibt viel zu wenig Sonderpädagogen an den Regelschulen“, monierte Ritter. Es brauche ein „ausdifferenziertes, gut qualifiziertes Förderschulsystem“ – und darüber hinaus generell mehr interkommunale Abstimmung in Schulangelegenheiten.

Gregor Kaiser sprach sich für ein zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasium und Sekundarschule aus. Die Hauptschule dagegen sei ein „Auslaufmodell“. Er verteidigte das Inklusionsprinzip an den Regelschulen vehement: Schüler mit Förderungsbedarf könnten so einer möglichen negativen Stigmatisierung entgehen und hätten mit einem Abschluss an einer Regelschule auch auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen. Grundsätzlich gebe es aber beim Thema Inklusion Optimierungsbedarf, so Kaiser.
Verbesserungsbedarf in Sachen Flüchtlingspolitik
Den sehen alle vier Kandidaten auch in Sachen Flüchtlingspolitik und Integration. Jochen Ritter übte erneut Kritik an der rot-grünen Landesregierung, weil diese die Kommunen bei der Finanzierung für die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen allein gelassen habe. Bastian Halbe von den Piraten forderte ebenso wie Wolfgang Langenohl (SPD), Asylsuchenden den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Gregor Kaiser (Grüne) sprach sich dafür aus, den Kontakt zwischen Bürgern und Flüchtlingen generell zu intensivieren.

Für Erheiterung sorgte anschließend eine Spontanfragerunde. Hier mussten die Kandidaten zunächst „Entweder-Oder“-Fragen beantworten wie etwa „Sport oder Faulenzen?“ und „Meer oder Berge“. Persönliche Einblicke gewährten sie den Schülern auch, als sie vorgegebene Sätze beendeten. So erfuhr das Publikum unter anderem, wo die Kommunalpolitiker ihre Stärken und Schwächen sehen, was sie von US-Präsident Donald Trump halten – und warum sie sich einst dafür entschieden, in die Politik zu gehen.
Lockere Fragerunde sorgt für Lacher
So erklärte Halbe, sich „gegen die etablierte Politik“ wehren und mit den Piraten für Basisdemokratie eintreten zu wollen. Gregor Kaiser von den Grünen betonte, sich für Schwächere und die Umwelt einsetzen und – in Anspielung auf die CDU-Mehrheit – „ein bisschen Licht in den schwarzen Kreis Olpe“ bringen zu wollen. Mehr Gerechtigkeit und der Wunsch, selbst zu gestalten, hätten ihn vor 16 Jahren zur SPD gebracht, erklärte dagegen Wolfgang Langenohl. Der Einsatz für seine Heimat und den ländlichen Raum war und ist dagegen für Jochen Ritter ausschlaggebend.

Zwischendurch hatten die Schüler zudem Gelegenheit gehabt, den Kandidaten Fragen zu stellen. Dabei ging es um die Legalisierung von Cannabis, eine Altersobergrenze für Führerscheininhaber und die Einschätzung der AfD. Nach der 90-minütigen Diskussionsrunde kamen einige Schüler zudem in kleiner Runde mit den Politikern ins Gespräch.
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