Landrat blickt zurück: „Ich freue mich schon darauf, freie Wochenenden zu haben"
Frank Beckehoff im Interview
- Kreis Olpe, 23.09.2020
- Von Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Ende Oktober geht Landrat Frank Beckehoff in den Ruhestand. Der 66-Jährige hatte sich nach mehr als zwei Jahrzehnten im Amt entschieden, nicht erneut zu kandidieren. LokalPlus hat Beckehoff im Kreishaus besucht und mit ihm über seine Amtszeit und seine Pläne fürs Privatleben gesprochen.


Das Highlight war ohne jeden Zweifel das Jubiläumsjahr 2017 anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Kreises Olpe. Das war ein großartiger Veranstaltungsreigen, der sich über das ganze Jahr erstreckt hat mit Festkonzert, Sonderausstellung, einem wunderbaren Geschichtsbuch und einer ganz tollen Geburtstagsparty. Das Jubiläum wird mir unvergesslich bleiben.

Der Kreis Olpe zeichnet sich aus durch eine herausragende wirtschaftliche Stärke. Er ist eine Industrieregion im Grünen. Dazu kommt eine hohe Wohn- und Lebensqualität. Die wirtschaftliche Stärke führt auch zu einer relativen gesunden Finanzsituation des Kreises und seiner Städte und Gemeinden.
Und wo gibt es noch Nachholbedarf und Luft nach oben?
Bei der Breitbandversorgung holen wir im Moment gewaltig auf. Beim Klimaschutz ist einiges getan worden, da kann aber selbstverständlich noch mehr getan werden. Da ist das Stichwort Gesundheitsversorgung. Wir haben im Moment noch eine gute hausärztliche Versorgung, aber wir wissen alle, dass sich die Situation in fünf Jahren zum Negativen wandeln wird. Bei der Digitalisierung ist noch Luft nach oben, da kann man noch sehr viel tun. Auch was den Service der Verwaltung gegenüber den Bürgern betrifft.

Als großen politischen Erfolg würde ich verbuchen, dass ich maßgeblich den Südwestfalen-Prozess angestoßen haben und ihn dann auch mit meinen Kollegen in Südwestfalen vorangetrieben habe. Dazu kamen dann natürlich die beiden Regionalen 2013 und 2025. Es geht hier um den Wettbewerb der Regionen – und das kann nur funktionieren unter dem Motto: Gemeinsam sind wir stark. Wir sind eine Wirtschaftsregion Südwestfalen und werden wahrgenommen – sowohl in Düsseldorf als auch in Berlin. Das mit angestoßen zu haben, ist etwas, auf das ich sehr zufrieden zurückblicke.
Sie kennen Ihren Nachfolger Theo Melcher seit Jahren gut. Welchen persönlichen Rat geben Sie ihm mit, wenn er bald Ihr Zimmer bezieht?
Wenn ich ihm einen persönlichen Rat geben würde, dann würde ich das unter vier Augen tun. Wenn man in ein solches Amt gewählt wird, dann wird man es mit seinen Voraussetzungen ausfüllen wollen. Theo Melcher kennt den Kreis Olpe und die politischen Gegebenheiten genauso gut wie ich. Mit seinen Erfahrungen, mit seinem Charakter und seiner Art bringt er die allerbesten Voraussetzungen mit, um das Amt des Landrats auszuüben.

Ich werde sehr viel mehr Zeit haben für meine Familie. Meine Frau und ich haben, weil ein neuer Lebensabschnitt beginnt, für kommendes Jahr schon mal mehrere, auch kürzere Urlaube geplant. Das wird uns das bewusst machen. Ich bin Jurist und werde als solcher noch etwas arbeiten wollen. Aber in einem vertretbaren Rahmen und stets mit freien Wochenenden.
Gebürtig sind Sie aus Oberhausen, aber Attendorn ist seit 30 Jahren Ihre Wahlheimat. Bleibt das auch im Ruhestand so?
30 Jahre in Attendorn – unsere Kinder sind da aufgewachsen, unsere jüngste Tochter ist eine gebürtige Attendornerin. Wir haben da sozusagen Wurzeln geschlagen und wollen da auch bleiben. Unsere sozialen Kontakte sind in Attendorn und im Kreis Olpe. Wir haben überhaupt nicht die Absicht, den Kreis Olpe zu verlassen. Zwar leben unsere beiden Töchter jetzt in Köln, aber das ist auch keine allzu große Entfernung.
Die letzten Monate Ihrer Amtszeit hat die Corona-Krise geprägt. Hätten Sie sich einen anderen Ausstieg gewünscht?
Ich hätte mir schon einen anderen Ausstieg vorstellen können, gar keine Frage. Zum Beispiel hätte ich mich gerne von den auf Kreisebene tätigen Vereine, deren Versammlungen ich als Landrat immer besucht habe, verabschiedet. Aber das ging durch Corona nicht, denn die Veranstaltungen sind ausgefallen.

Ich freue mich schon darauf, freie Wochenenden zu haben. Das war etwas, was ich über die ganze Landratszeit eigentlich nicht gekannt habe. Die Wochenenden waren immer mit Terminen und Veranstaltungen ausgefüllt. Das ist schon etwas, auf das ich jetzt nach 25 Jahren verzichten kann.
Meine Familie und meine Frau haben immer Einschränkungen hinnehmen müssen, weil ich abends viel unterwegs war. Das wird sich jetzt ändern und das ist auch gut so.
Was ich vermisse, die Frage kann ich ihnen vielleicht in einem halben Jahr beantworten. Gut ist das kollegiale Miteinander im engeren Mitarbeiterkreis und in der Verwaltung insgesamt. Das wird schon eine Umstellung sein, wenn man jetzt als Privatier alleine ohne die beruflichen Weggefährten durchs Leben geht.
Zur Person
- Frank Beckehoff (*23.5.1954) war nach dem Studium der Rechtswissenschaften unter anderem als Rechtsanwalt in Arnsberg und Siegen tätig.
- 1990 wurde der Jurist zum Stadtdirektor von Attendorn gewählt und 1995 zum Oberkreisdirektor des Kreises Olpe.
- Seit dem 1. Oktober 1999 ist er Landrat des Kreises Olpe.
- Beckehoff ist verheiratet. Er und seine Frau Karin haben zwei erwachsene Töchter.
- Der CDU gehört Beckehoff seit 1987 an.
