Kyrill jährt sich zum zehnten Mal

Rückblick auf den Jahrhundertsturm


  • Kreis Olpe, 13.01.2017
  • Von Adrian Lehnigk
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    Adrian Lehnigk

    Redaktion

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Kyrill fegte mit mehr als 200 Stundenkilometern über ganz Deutschland und traf vor allem NRW. von Symbol Sven Prillwitz
Kyrill fegte mit mehr als 200 Stundenkilometern über ganz Deutschland und traf vor allem NRW. © Symbol Sven Prillwitz

Kreis Olpe. Meteorologen warnten schon Tage zuvor – Kyrill könnte der schlimmste Sturm seit Jahren werden. Nachmittags sollte niemand mehr das Haus verlassen. Alle waren gewarnt - und doch kam es zur Katastrophe. Am 18. Januar 2007 starben allein in Nordrhein-Westfalen sechs Menschen, 25 Millionen Bäume konnten den Böen nicht mehr standhalten. Kyrill veränderte Landschaften, vernichtete gewohnte Silhouetten, nahm vielen die Existenz und auch ein Stück Heimat.


Forstwirtschaft ist ein Geschäft über Generationen. Friedrich Stehling aus Bestwig im Sauerland hat im Orkan drei Viertel seines Waldes verloren. Die wirtschaftliche Grundlage der Familie ist weg. Denn die neu angepflanzten Bäume brauchen 80 Jahre. Für die Söhne ist das zu spät, sie mussten sich neu orientieren und arbeiten heute als Zimmermann und Elektriker.

Kyrill fegte mit mehr als 200 Stundenkilometern über ganz Deutschland und traf vor allem NRW: Hier waren die Schäden so stark wie in allen anderen Bundesländern zusammen. Schon mittags kamen die ersten Sturmausläufer. Ab 16 Uhr nahm der Sturm gewaltig an Fahrt auf. Die Folgen wurden immer dramatischer. Die größte Gefahr ging von umstürzenden Bäumen aus – viele unterschätzten die Naturgewalten. Bahnstrecken waren blockiert, an den Bahnhöfen herrschte Chaos. Erstmals in ihrer Geschichte musste die Deutsche Bahn bundesweit den gesamten Verkehr einstellen.
Stromausfall in einigen Großstädten
Zahllose Strommasten, Strom- und Telefonleitungen wurden zerstört. Um 18 Uhr meldete Duisburg Stromausfall, um 19 Uhr wurde es in Wuppertal dunkel. Viele Ortschaften auf dem Land waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten.

Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. Und viele Helfer wurden selbst zu Opfern. Da, wo die meisten Bäume stehen, sind die größten Schäden entstanden: Im Sauerland und dem Siegerland: Mit 72 Prozent ist der Kreis Siegen-Wittgenstein die am dichtesten bewaldete Region Deutschlands. Am Abend wurde erstmals Katastrophenalarm ausgelöst.

Am nächsten Morgen standen Förster und Waldbauern vor ihren vernichteten Existenzen. Kyrill hatte gigantische Schneisen in die Wälder gefräst. 16 Millionen Festmeter Holz mussten so schnell wie möglich aus dem Wald gezogen werden. Denn bei der milden Witterung drohte der Befall durch Borkenkäfer.
Katastrophe für die Waldbauern
Elmar Gilsbach aus Oberkirchen im Sauerland reagierte schnell. Den größten Teil des Waldes hatte er verloren. Sofort am nächsten setzte er sich ans Telefon und verkaufte unbesehen seine umgefallenen Fichten. Damit war er einigen voraus. Aus der ganzen Welt kamen Waldarbeiter. Die richtigen Maschinen und Lastwagen waren rar. Und mit jedem Tag sank der Holzpreis. Sägewerke waren überlastet.

Doch in der Not standen die Menschen zusammen und das Freilegen der Straßen wurde zum Gemeinschaftserlebnis. Doch es blieb gefährlich. Immer noch stürzten Bäume um. Bei den Aufräumarbeiten in NRW sterben in den nächsten Monaten weitere sechs Menschen.
WDR zeigt Schicksale

In der WDR-Dokumentation von Lothar Schröder erzählen Augenzeugen und Betroffene, wie sie den Tag erlebt haben. Dazu erklärt Meteorologe und Moderator Sven Plöger, warum Kyrill so katastrophale Auswirkungen hatte.

  • WDR Fernsehen: Freitag, 13. Januar , 20.15 bis 21 Uhr 
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