Künstlerin für einen Tag - ein Selbstversuch

Adventskalender: Simone Hoffmann öffnet die Tür zu ihrem Atelier


Die Künstlern Simone Hoffmann hat für LokalPlus die Tür zu ihrem Atelier geöffnet. von s: Ina Hoffmann
Die Künstlern Simone Hoffmann hat für LokalPlus die Tür zu ihrem Atelier geöffnet. © s: Ina Hoffmann

An den Wochenenden gibt die freie Künstlerin Simone Hoffmann aus Rönkhausen Kunstworkshops in ihrem Atelier im eigenen Garten. Fünf Frauen wollen heute unter Anleitung der Künstlerin ihre eigenen abstrakten Kunstwerke gestalten - darunter Ina Hoffmann, Mitarbeiterin von LokalPlus.


Die meisten Frauen hier sind Wiederholungstäter - sie haben schon einmal an einem Workshop teilgenommen. „Ich bin heute zum dritten Mal hier. Es macht einfach Spaß selbst etwas zu gestalten“, erzählt Alexandra Biermann. Sie hat als einzige auch schon einen konkreten Plan, was sie gestalten möchte: Aus Blei formt sie drei Herzen, die in der Mitte ihres Bildes prangen sollen.
Ich hingegen stehe planlos vor meinem zukünftigen Kunstwerk, das im Moment noch eine rechteckige Spanplatte ist. Zuletzt habe ich mich vor etwa neun Jahren in der Schule künstlerisch betätigt. Na ja, irgendwo muss ich ja anfangen. Die Künstlerin gibt mir Tipps. „Als Erstes müssen die Ränder mit Strukturputz bestrichen werden, damit man nicht mehr sieht, dass es eine Spanplatte ist. Dann wird die Oberseite erst einmal dünn mit dem Putz bestrichen und danach könnt ihr Streifen, Wellen und anderes mit dem Spachtel hineinkratzen“, erklärt Simone Hoffmann und zeigt wie es geht.
Also verstreiche ich unter Anleitung der Künstlerin den Strukturputz auf den Rändern, dann auf der Oberseite. Das klappt ganz gut - erste Euphorie macht sich breit. Kurz darauf wird sie wieder gebremst, weil der Spachtel immer wieder harte Kanten hinterlässt, wenn ich ihn in den Putz drücke, um eine Struktur in die Oberseite zu bekommen. Schon ist Simone Hoffmann zur Stelle und weiß gleich eine Lösung für das Problem. Mit einem kleineren Werkzeug funktioniert es besser.
Seit neun Jahren aktiv
Seit neun Jahren ist Simone Hoffmann als freie Künstlerin tätig. Zunächst fertigte sie nur Bilder für den Eigenbedarf, die auch heute noch ihr Haus schmücken. „Anfangs habe ich mit Keilrahmen gearbeitet, aber der Putz und vor allem eingearbeitete Metallstücke waren zu schwer für die Leinwände, sodass sie sich schnell verzogen haben. Da bin ich auf OSB-Platten umgestiegen“, erinnert sich die Künstlerin. Aber auch ausgediente Regalböden oder alte Bretter werden in Kunstwerke verwandelt. Mit Strukturputz und Acrylfarben zaubert Simone Hoffmann abstrakte wie auch realistische Kunstwerke, die auch in ihrem Atelier die Wände zieren. Eingearbeitete Metallstücke, alte Unterlegscheiben, Äste oder Bleistücke geben ihren Werken den besonderen Pfiff.
„Ich verwende auch gerne alte Metallbänder, die zum Transport um Euro-Paletten gebunden werden. Die lasse ich eine Weile draußen liegen, damit sie verrosten. Dann kann ich sie als Akzente auf meinen Bildern anbringen.“ Während wir unsere mit Putz präparierten Werke vor dem kleinen Ofen in der Ecke des Ateliers trocknen lassen, ist Zeit für einen kleinen Plausch.
Bekannte machte Mut
„Zunächst waren meine Werke nur für mich gedacht, aber eine Bekannte machte mir Mut, meine Bilder auszustellen und zu verkaufen“, erinnert sich Simone Hoffmann. Auf dem Finnentroper Weihnachtsmarkt bot sie ihre Bilder erstmals an. „Aber nur Rumstehen war mir einfach zu langweilig. Da kam ich auf die Idee kleine Workshops anzubieten“, so Hoffmann. Seitdem können Kinder auf den Weihnachtsmärkten in Finnentrop und Elspe mit ihr Gemälde entwerfen. Das kommt so gut an, dass sie allein den Ansturm der kleinen Künstler nicht bewältigen kann. Ihre Freundin Nicola Rüenauver hilft gerne aus.
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Künstlerin für einen Tag - ein Selbstversuch
Seitdem hat Simone Hoffmann viel zu tun: Sie bietet in Zusammenarbeit mit der VHS Olpe Workshops für Kinder, Erwachsene oder als Eltern-Kind-Kurse an. Bei Kindergeburtstagen können die kleinen Gäste kreativ werden. Auf verschiedenen Märkten bietet sie ihre Werke zum Verkauf an.
Kreative Kindergeburtstage
„Dieses Jahr ist besonders viel los. Alle zwei Wochen findet ein Workshop oder ein Kindergeburtstag bei mir statt“, erzählt sie. Bis zu zwölf Kinder finden in dem gemütlichen Atelier Platz. Sie dürfen sich aus dem reichhaltigen Fundus ein Motiv auswählen, das Simone Hoffmann für sie mit Bleistift auf ein Holzbrett vormalt. Dann werden die kleinen Künstler selbst aktiv und zaubern ihre eigenen Werke. „Eulen, Ponys und die Minions haben Hochkonjunktur", lacht Simone Hoffmann. Ich selbst befinde mich derzeit noch in der skeptischen Phase: Der Putz ist getrocknet, jetzt kommt Farbe ins Spiel. Aber welche? Welche Formen soll ich malen? Und wie bringe ich die Farben auf? Simone Hoffmann zeigt wie es geht. Routiniert trägt sie die Acrylfarbe mit einem Schwamm auf. Sie tupft, wischt und schon entsteht ein Kunstwerk.
"Probiert einfach etwas aus. Habt keine Angst etwas falsch zu machen. Es lässt sich leicht wieder rückgängig machen, wenn es euch nicht gefällt", sagt Simone Hoffmann. Inzwischen haben auch alle anderen eine Vorstellung davon was sie machen möchten. Sie beginnen eifrig Farben zu mischen und mit Schwämmen auf ihre Kunstwerke zu tupfen.
Brauntöne - aber nicht zu düster
Ich entscheide mich für verschiedene Brauntöne, damit das Bild später zu den dunkelbraun-schwarzen Möbeln passt. Zu düster darf es nicht werden, also sollen manche Stellen heller bleiben. Das klingt nach einem Plan. Also tupfe ich mutig mit einem Schwamm einen dunkelbraunen Streifen über mein Bild. Und sofort bin ich wieder skeptisch. Wird das nicht zu dunkel? Also lieber mal ein helleres Braun drum herum. Das Bild entsteht spontan, jeder Tupfer ist improvisiert. Wirklich zufrieden bin ich nicht. Vor allem die Übergänge sind mir zu hart. Simone Hoffmann schaut mir über die Schulter und hat auch gleich eine Idee, wie man dieses Problem beheben kann.
Hilfe von der Expertin
Mit einem nassen Wachlappen wischt sie über die Stellen, wo die Farben ineinander überfließen sollen. Und schon sehen die Übergänge viel besser aus. „Wie wäre es mit ein wenig Grau an dieser Kante und hier vielleicht etwas mehr Hellbraun, damit die Ecke nicht so dunkel wirkt?“, regt die Künstlerin an. Und tatsächlich, als ich ihre Ratschläge in die Tat umsetze, gefällt mir mein Werk gleich viel besser. Noch ein wenig tupfen, wischen und Farben mischen. Schließlich bin ich mit meinem Bild zufrieden - auch wenn ich am Anfang nicht damit gerechnet habe. „Hier ist noch niemand weggegangen, der nicht mit seinem Werk zufrieden war. Es ist ein tolles Gefühl, etwas herzustellen. Das erlebe ich selbst auch immer wieder“, erzählt Simone Hoffmann.
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Künstlerin für einen Tag - ein Selbstversuch
Aber bei ihr müssen es nicht immer Gemälde sein: Die Künstlerin arbeitet auch mit zahlreichen anderen Materialien und fertigt Alltagsgegenstände und Kunstwerke daraus. In ihrem Haus, Atelier und Garten finden sich viele selbstgestaltete Gegenstände: Aus alten Euro-Paletten wurden Blumenkästen, ein Weinregal und ein Zeitschriftenregal. Tische, Bänke und Barhocker im Garten hat sie selbst hergestellt, ebenso wie die Lampe an der Wohnzimmerwand, die aus Metallstücken gefertigt wurde.
Gerüstbretter werden zu Tischen und Bänken
Alten Gerüstbrettern hat sie neues Leben eingehaucht, indem sie zu Tisch und Bänken im Atelier umfunktioniert wurden. „Der Tisch ist beliebig erweiterbar und kann so verschiedengroßen Arbeitsgruppen Platz bieten“, erklärt sie. Die Bank an der Wand wird durch wenige Handgriffe zu einem Regal, auf dem die Arbeitsutensilien abgestellt werden können. Ein altes Regenfass wurde mit Beton und Steinen verkleidet und ist nun im zweiten Leben ein Blumentopf. „Mit den Steinen arbeite ich auch sehr gerne. Ich habe das Atelier von außen und innen teilweise mit Mosaiken versehen“, erzählt Simone Hoffmann. Damit die Bilder auch sofort transportfähig sind, fönen wir unsere Werke trocken. Zufriedenheit macht sich breit, alle lächeln
- wir sind stolz auf unsere Werke. Ein Künstler ist an mir wohl nicht verloren gegangen, aber das Bild macht sich ganz gut an seinem neuen Platz- nicht zuletzt dank der Ratschläge von Simone Hoffmann.
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