Krippenspiel und Krankenbesuche – Pfarrer haben zum Fest vollen Terminkalender

Weihnachten beginnt schon nach den Herbstferien


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Die Zeit zwischen Terminen nutzt Pfarrer Markus Leber für Büroarbeit. Weihnachtskarten zu schreiben gehört dazu. von Rüdiger Kahlke
Die Zeit zwischen Terminen nutzt Pfarrer Markus Leber für Büroarbeit. Weihnachtskarten zu schreiben gehört dazu. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. Dezember - Hochsaison für den Einzelhandel, Zeit der Weihnachtsmärkte. Hektische Einkäufe und Feiern vor den besinnlichen Feiertagen. Advent, die Vorbereitung auf die Geburt Jesus, fordert auch Pfarrer. Aber: Stress ist das nicht. Da sind sich Wolfgang Schäfer, evangelischer Pfarrer für den Bezirk Olpe und Markus Leber, Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde in Drolshagen, einig.


Für Wolfgang Schäfer beginnt das Weihnachtsfest gleich nach den Herbstferien. „Eine Zeit, auf die mich freue“, sagt er. Dabei nimmt die Vorbereitung des Krippenspiels viel Zeit in Anspruch. Wer macht bei der Aufführung im Familien-Gottesdienst mit? Welche Rolle passt zu wem? Welche Texte müssen angepasst werden?  Ablauf und Musikauswahl müssen geklärt werden. Dann, vier Wochen vor Weihnachten, beginnen die Proben mit den Katechumenen.

Zur Aufführung ist die Kirche voll. Der Gottesdienst an Heiligabend gehört für viele zum Pflichtprogramm. Auch für Menschen, die üblicherweise keine Kirchgänger sind. Für Wolfgang Schäfer ist das gleichermaßen ein Grund zur Freude, aber auch eine Herausforderung. „Manche sind es nicht gewohnt, lange zuzuhören“, sagt er. Wochen vorher überlegt der Pastor, was er „den Menschen mit auf den Weg geben will“. 
Symbole und Bilder wichtig
Dabei setzt Schäfer auf Bilder und Symbole, um die Weihnachtsbotschaft deutlich zu machen. Die aktuelle gesellschaftliche Situation „spielt dabei zunehmend eine Rolle“.

So hat er Bezüge zwischen der Flucht von Maria und Josef und der Flüchtlingssituation hergestellt. Dabei Patenschaften zu entwickeln und Menschen aus anderen Ländern mit Einheimischen zusammenzubringen, sei gelungen, weist Schäfer auf aktuelle Bezüge hin. Dass sich auch etliche der Asylbewerber inzwischen hätten taufen lassen, habe deutlich gemacht, „dass der Glaube an Jesus Menschen zusammenbringt. Frieden beginnt dort, wo Menschen sich begegnen“, ist Schäfer überzeugt.
Weihnachtslieder sind ein Muss
Als hilfreich empfindet er bei allen aktuellen Bezügen die Tradition. „Bestimmte Lieder sind ein Muss“, weiß der Pastor. Gedämpftes Licht, stimmungsvolle Atmosphäre und die Tatsache, dass viele die Lieder mitsingen können, gehören für ihn zum Weihnachsgottesdienst dazu.

„Stress liegt eher in der Vorbereitung“, ist Wolfgang Schäfers Erfahrung. Nach dem Krippenspiel werde es in den Vesper-Gottesdiensten danach deutlich ruhiger. Und weil die Besucher nicht die gleichen sind, kann die Predigt die gleiche sein. Allenfalls auf die kurze Ansprache im gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst am ersten Weihnachtstag muss er sich neu einstellen.
Predigt: Kreativität und Handwerk
Schulgottesdienste sind da schon anstrengender. Schäfer ist der einzige evangelische Pastor in Olpe. An den letzten beiden Schultagen vor den Weihnachtsferien hat er noch vier Schulgottesdienste zu bestreiten. Angesichts der unterschiedlichen Anforderungen ist es für ihn wichtig, sich „Inseln der Stille zu schaffen und selbst zur Ruhe zu kommen“. Kreativität gedeihe nicht unter Stress.

Für Schäfer ist es wichtig, eine Grundidee zu haben, um seine Botschaft zu Weihnachten zu übermitteln. Die notiert er und spinnt daraus einen roten Faden. „Der Rest ist Handwerk.“
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
„Es ist eine volle Zeit“, umschreibt Markus Leber den kirchlichen Weihnachtstrubel, bleibt aber gelassen: „Man weiß ja, was kommt.“ Zeit zwischen zwei Terminen nutzt er im Büro, schreibt Karten: persönliche Grüße an die Mitarbeiter. Ab dem 1. Advent füllt sich der Kalender mit Terminen. Für den Pfarrer im Kirchspiel Drolshagen stehen dann Feiern mit verschiedenen Gruppen, zusätzliche Gottesdienste, aber auch Besuche an.

Markus Leber und seine Kollegen sind dann länger unterwegs, um Kranke zuhause oder im Altenheim zu besuchen. Am Schreibtisch wartet der Pfarrbrief auf Fertigstellung, der Jahresbrief muss verfasst werden. Ja, Spenden für die Renovierung der Kirche werden auch noch benötigt, der Bittbrief dazu verfasst werden.
Anregungen aus Medien
Neben organisatorischen Notwendigkeiten geht es dem Pfarrer auch um geistliche Akzente. „Es sind mehr Leute, die zur Beichte kommen“, hat Leber beobachtet. Ihm geht es bei der Seelsorge wie seinem evangelischen Amtskollegen auch darum, „was zu vermitteln“, Predigten wollen gut vorbereitet sein.

Markus Leber macht sich schon früh Notizen, „ist mit wachem Blick unterwegs“, um aktuelle Aufhänger für seine Predigten zu finden. Eine Fundgrube sind für ihn dabei die großen Magazine, „die zu Weihnachten oft christliche Aufhänger haben und Anregungen bieten. Bisher ist mir noch jedes Jahr was eingefallen“, meint Leber, der „ein großer Freund von Freitagabends-Predigten ist.“ Früher hat er für die Weihnachtstage schon mal fünf Predigten vorbereitet, manchmal auch nur eine.
Erfahrung und Konstanten zählen
„Man fängt bei den Gottesdiensten ja nicht bei Null an“, sagt der katholische Geistliche.  Für Leber ist es das 23. Weihnachtsfest als Pfarrer. Da sieht er durch, was er schon gepredigt, welche Fürbitten er formuliert hat. Routine also? „Erfahrung“, korrigiert Leber: Routine ist ihm zu schematisch. Weihnachten bleibe etwas Besonderes – ein Fest mit aktuellen Bezügen und Konstanten. „Eine Christmette ohne ‚Stille Nacht‘ geht gar nicht“, weiß er.
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