Kreisjugendamt nimmt 42 Minderjährige in Obhut

Anstieg der Fälle durch unbegleitete Flüchtlingskinder / 13 Mal die "Notbremse"


 von Symbol Prillwitz
© Symbol Prillwitz

Im Jahr 2015 haben die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen insgesamt 16 649 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Davon handelt es sich nach Angaben des statistischen Landesamtes IT.NRW bei einem Teil um minderjährige Flüchtlinge, die unbegleitet nach Deutschland gekommen sind. Das Jugendamt des Kreises Olpe hat im vergangenen Jahr in 42 Fällen ein Kind aus einer Familie nehmen müssen; in 29 Fällen handelte es sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.


„Kinder von ihren Eltern zu trennen, ist immer das äußerste Mittel, die Ultima Ratio“, sagt Michael Färber, Fachbereichsleiter Jugend, Gesundheit und Soziales. Leicht falle ihm dieser Schritt nie. Es sei immer ein Balanceakt. Dabei habe das Wohl des Kindes oberste Priorität. In solchen Fällen litten Kinder und Jugendliche unter akuten Gefahren. Sie erlebten schwere Konflikte in der Familie, Misshandlungen, sexuelle Gewalt. Dann sei die Inobhutnahme der letzte Ausweg – der „Rettungsring“, den das Jugendamt werfen müsse. Eine solche Entscheidung fällt nicht am Schreibtisch: „Wir gehen raus und machen Hausbesuche. Schließlich müssen wir uns ein genaues Bild verschaffen“, sagt Michael Färber. Wenn es darum geht, ein Kind aus einer Familie herauszuholen, um es zu schützen, geschehe das in Einzelfällen notfalls auch gegen den erklärten Willen der Sorgeberechtigten. „Dabei schalten wir allerdings immer das Familiengericht mit ein. Das hat dann das letzte Wort und entscheidet, was für das Wohl des Kindes richtig und notwendig ist“, so Färber.
Pflegefamilie als ,,zweite Startchance"
Für Kinder und Jugendliche, für die eine Rückkehr in ihre Familie nicht in Betracht kommt, sucht das Jugendamt Kreis Olpe dann eine geeignete Unterbringung – zum Beispiel eine Pflegefamilie. „Hier wartet das auf sie, was sie bislang vermisst haben: Aufmerksamkeit und Zuwendung, Zuneigung und Liebe. Es ist so etwas wie eine ‚zweite Startchance fürs Leben’ – mit deutlich besseren Vorzeichen“, so Färber. Den Eltern ein Kind entziehen zu müssen, bedeute aber auch, es aus seinem sozialen Umfeld herauszuholen. Deshalb setzt das Jugendamt auf Prävention und bietet eine Fülle von Hilfen für belastete Familien an, um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Krisenmanagement – und zwar bevor es knallt und die Situation eskaliert - heißt die Lösung, denn: „Jedes Kind, das in der eigenen Familie nicht mehr gut aufgehoben ist, ist ein Kind zu viel. Und immer steckt eine menschliche Tragödie dahinter“, so Michael Färber weiter.
Landesweiter Anstieg der Inobhutnahmen durch junge Flüchtlinge
Das statistische Landesamt (IT.NRW) hat gerade die letztjährigen Zahlen zu den Inobhutnahmen veröffentlicht. In die Zahl der Inobhutnahmen sind auch die Zahlen der Inobhutnahmen für sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge enthalten, die ohne Eltern einreisten. Das Jugendamt des Kreises Olpe hat im vergangenen Jahr 42 Inobhutnahmen vorgenommen, darunter waren 29 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Ihnen sei damit ein sicheres und geschütztes Ankommen ermöglicht worden. Dabei ging es nicht nur um die erste Unterbringung. In jedem Einzelfall habe das Jugendamt mit den Jugendlichen und ihren Vormündern Perspektiven erarbeitet und bei Bedarf weitere Hilfen auf den Weg gebracht, erläutert Färber. Minderjährige Flüchtlinge müssen dort von den Jugendämtern untergebracht und betreut werden, wo sie zum ersten Mal behördlich erfasst worden sind. Das waren in NRW insbesondere die großen Städte und bestimmte Einreiseknotenpunkte wie Aachen, Dortmund, Düsseldorf und Köln. Seit dem 1. November 2015 erfolgt die Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge bundesweit auf alle Jugendämter. Aktuell beträgt die Zahl der Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge im Kreis Olpe 98. (LP)
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