Kreishandwerkerschaft und IHK veröffentlichen Umfrageergebnisse zum Azubiticket

Streckenangebot optimierungsbedürftig


 von Tim Beckmann
© Tim Beckmann

Kreis Olpe/Siegen. Die meisten Ausbildungsbetriebe in der Region sehen laut IHK Siegen einen Ausbau des ÖPNV-Angebotes als Voraussetzung für einen Erfolg des Azubitickets. Drei von vier Unternehmen seien der Auffassung, dass zunächst das Streckenangebot ausgebaut werden müsse.


Dass der ÖPNV-Takt verdichtet werden müsse, hätten in einer gemeinsamen Umfrage der IHK Siegen und Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd gar 80 Prozent der 212 mitwirkenden Unternehmen angegeben. „Hier schlagen die strukturellen Nachteile eines eher ländlich geprägten Wirtschaftsraumes durch. Was hilft ein preislich attraktives Angebot, wenn der Auszubildende nicht von A nach B kommt? Es läuft ins Leere!“, schlussfolgert Jürgen Haßler.

Der  Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd  stellte gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und Klaus Fenster, Leiter des Geschäftsbereiches Berufliche Bildung bei der IHK, die Umfrageergebnisse der Öffentlichkeit vor. Zwar meldet fast jeder dritte Betrieb (32 Prozent) ein hohes Interesse seiner Auszubildenden an dem neuen Angebot.

Allerdings: Die Mehrheit der Auszubildenden (64 Prozent) habe nach Einschätzung der Unternehmen ein nur geringes oder gar kein Interesse. Als Gründe hierfür werden eine schlechte Erreichbarkeit sowie eine unzureichende zeitliche Abdeckung und lange Wartezeiten genannt. Mehr als ein Drittel der Betriebe (34 Prozent) schätzt die eigene Erreichbarkeit mit dem ÖPNV als schlecht oder sehr schlecht ein.
Mehrwerte kommen nicht an
„Das Ticket und die mit ihm verbundenen Mehrwerte, wie etwa die landesweite Gültigkeit für einen geringen Aufpreis, kommen in unserem Wirtschaftsraum faktisch bei der Zielgruppe nicht an.“ Hierfür fehle es an den grundlegenden Voraussetzungen. Und dies seien eben in erster Linie eine spürbar bessere räumliche und zeitliche Anbindung des Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes.

Das Land NRW fördert das verbundweite Ticket in Westfalen 2019 und 2020 mit 6,5 Millionen Euro. Hinzu kommt eine Förderung für das landesweit  gültige  Zuschlagsticket „NRWupgrade“ im selben Zeitraum in Höhe von knapp 7 Millionen Euro. Ärgerlich sei, dass in unserer Region nicht zunächst die bestehenden Defizite in der Anbindung behoben würden. So werde der erste Schritt vor dem zweiten getan.

Dabei zeigen die Umfrageergebnisse, dass die heimischen Unternehmen für das Instrument durchaus aufgeschlossen sind. Eine Mehrheit der Betriebe (59 Prozent) findet es sinnvoll, das Azubiticket sowohl in Ballungsräumen als auch in ländlichen Regionen umzusetzen. 43 Prozent der befragten Betriebe sind bereit, sich an den Kosten für das Ticket zu beteiligen. Sie verbinden damit nach eigenem Bekunden die Hoffnung, nicht nur die Mobilität der Auszubildenden, sondern auch die Attraktivität des eigenen Unternehmens in der öffentlichen Wahrnehmung zu steigern. „Offensichtlich stößt das Instrument auf wachsende Sympathie“, erläutert Klaus Fenster.
Bei der Kostenbeteiligung gehen die Meinungen auseinander
Nur bei einem Thema, gehen die Ergebnisse deutlicher auseinander: 66 Prozent der Handwerksbetriebe sind bereit, sich an den Kosten für ein Azubiticket zu beteiligen. Bei den IHK-zugehörigen Betrieben sind es 37 Prozent, was in etwa den Ergebnissen früherer IHK-Umfragen entspricht. Allerdings haben in der aktuellen Befragung rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) offen gehalten, ob sie sich künftig an den Kosten beteiligen oder nicht. Klaus Gräbener: „Erfahrungsgemäß zahlen viele dieser Betriebe den Auszubildenden bereits Fahrtkostenzuschüsse oder bieten andere Vergünstigungen an, um etwa Belastungen der Auszubildenden durch Benzinkosten abzufedern.“
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