Kreis Olpe mahnt an: Der Biomüll ist zu „dreckig“

Flächendeckende Kontrollen angekündigt


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Diese „Schätze“ befanden sich am Freitag, 24. August, im Biomüll. von s: Nils Dinkel
Diese „Schätze“ befanden sich am Freitag, 24. August, im Biomüll. © s: Nils Dinkel

Kreis Olpe. Der Biomüll im Kreis Olpe ist zu dreckig und stellt den ZAKO (Zweckverband Abfallwirtschaft im Kreis Olpe) sowie das Olper Entsorgungszentrum vor Probleme. Oftmals muss Plastik aus dem Müll gefischt werden. Ab sofort soll härter durchgegriffen werden.


Auch Steine, Säcke voller Restmüll oder Glas werden oftmals im Biomüll entsorgt. Darunter leidet nicht nur die Qualität des entstehenden Komposts: Auch die Kosten schießen in die Höhe und die eingesetzte Technik verschleißt schneller oder geht häufiger kaputt. 
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
ZAKO ist ein interkommunaler Zusammenschluss aller Kommunen im Kreis Olpe, ausgenommen von Attendorn. Aber auch der Attendorner Biomüll wird vom gleichen Entsorger eingesammelt und hier verarbeitet.
Trügerische „kompostierbare Plastiktüten“
Mit Inbetriebnahme des Kompostwerkes im Jahr 1991 hielt auch die Biotonne Einzug im Kreis Olpe. Die anfänglichen Probleme, die seinerzeit vielleicht auf Unwissenheit zurückzuführen waren, tauchen nun wieder auf. Die Gründe könnten laut Unternehmen Nachlässigkeit, Bequemlichkeit oder auch Unwissenheit sein. Zudem sind im Handel trügerische „kompostierbare Plastiktüten“ erhältlich. „Diese zersetzen sich im Verarbeitungsprozess im Olper Kompostwerk jedoch nicht“, erklärt Jochen Lippross, Geschäftsführer des Unternehmens.

Gerade der Störstoff Kunststoff sei sehr leicht. Laut gesetzlicher Toleranzgrenze könnten diese laut Lippross sogar im Kompost verbleiben, die Kunden lehnen Chargen mit Fremdstoffen jedoch ab. „Und allzu umweltfreundlich ist das auch nicht“, mahnt Lippross an. Es sei sehr aufwändig, gerade feine Plastikteile herauszufiltern, und bedürfe mehrerer Prozesse. Bereits beim Kompostiervorgang selbst wird die erste Sortierung vorgenommen, bei der Störstoffe abgesaugt werden.
Sortieranlage angeschafft
Eine in der Vergangenheit für 600.000 Euro angeschaffte Sortieranlage filtert den Biomüll nach dem drei- bis vierwöchigen Kompostierungsprozess ein weiteres Mal. Klaus Remm, Leiter des Olper Kompostwerks: „Das ‚Gute‘ wird beigemischt. Hieraus entsteht Frischkompost, der zwar der gesetzlichen Norm entspricht, aber von den meisten Abnehmern abgelehnt würde.“ Auf den ersten Blick sind bei der örtlichen Veranschaulichung die Störstoffe erkennbar. Daher ist ein finaler Filtervorgang notwendig. Es entsteht Fertigkompost.

Der Toleranzbereich für Störstoffe liegt bei einem Prozent. Laut Remm sind es drei bis fünf Prozent. „Es ist schwierig Zahlen festzumachen. Die Sortierung geht nur händisch.“ Es seien verschiedene Gruppen auszumachen, die für verunreinigten Biomüll sorgen. „Häufig sind es organische Stoffe, wie etwa Blumentöpfe. Andererseits landen oft Verpackungseinheiten wie Zitronennetze im Biomüll. Teilweise entsorgen die Verbraucher aber auch ganze Hausmüllbehältnisse hierüber. Auch Autobatterien und andere sperrige Abfälle landen bei uns“, so Remm.
Verbrennung wäre 800.000 Euro teurer
„Wir hoffen auf nachhaltige Besserung, sonst wird es sehr komplex“, sagt Kreisdirektor und in diesem Fall ZAKO-Geschäftsführer Theo Melcher. Im Kreis Olpe werden jährlich etwa 18,5 Tonnen Biomüll produziert. Die Beteiligten schätzen, dass 40 Prozent davon in die Verbrennung gegeben werden müssten. Sollte man den Biomüll verbrennen, steigert dies laut Melcher die Kosten um 45 Prozent bei Nichtkompostierung.

In Summe seien das 800.000 Euro Mehraufwand. „Wenn sich das nicht bessert, müssen wir die Kosten auf die Verbraucher abwälzen“, so Melcher. Zudem sei laut dem gesetzlichen Auftrag alles daran zu setzen, den Müll zu verwerten.
Kontrollen angekündigt
Im vergangenen Jahr wurden Flyer in alle Haushalte verteilt und zudem mehrsprachig in den Rathäusern ausgelegt. Geändert hat sich laut Melcher nichts. „Ab sofort werden flächendeckend Kontrollen durchgeführt. Auch in Attendorn“, so Melcher. Sünder sollen künftig einen Warnzettel erhalten. Die Tonnen werden jedoch weiterhin gelernt.

„Die finanzielle und ökologische Dimensionen sollten alle zum Nachdenken bewegen“, sagt Melcher. Sollten die Maßnahmen erneut nicht greifen, soll in der Verbandsversammlung über weitere Maßnahmen diskutiert werden. Als Trennmittel empfiehlt das Olper Entsorgungszentrum beispielsweise eine Zeitung oder auch eine Papiertüte. Diese seien mittlerweile auch im Discounter erhältlich.
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