Kreis Olpe: IHK-Umfrage bei 104 heimischen Personalchefs
Immer weitere Wege bei Fach- und Führungskräften
- Kreis Olpe, 27.06.2018

Siegen/Olpe. „Qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind in etlichen Branchen mittlerweile Mangelware. Die Betriebe gehen im wahrsten Sinne des Wortes immer weitere Wege, um Personal zu rekrutieren. Nicht selten suchen sie bereits in einem Umkreis von 100 Kilometern. Das verdeutlicht, wie groß die Not bereits ist. Nicht in jedem, aber in immer mehr Unternehmen“, fasst Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zum Thema zusammen.


Nur jeder fünfte Betrieb halte eine Rekrutierung von externen Fachkräften für überhaupt nicht notwendig. Die Anteile der externen Fachkräfte an der gesamten Belegschaft seien zwar noch gering. Trotzdem trügen sie merklich zur Fachkräftesicherung bei.
Sie müssten in Zukunft weiter steigen, wenn die Beschäftigung stabil gehalten werden solle. Andererseits sei es laut Umfrage für einen Großteil der befragten Firmen schwierig, geeignete Bewerber mit einem guten Jobangebot zu einem Umzug in die Region zu bewegen: Nur zwei der befragten Personalchefs hielten dies für „sehr einfach“ oder „meistens einfach“, knapp zwei Drittel indessen für „eher schwierig“ bis „sehr schwierig“.

„Wer produzieren will, braucht Ideen, Köpfe, Flächen, Breitband und eine vernünftige Verkehrsanbindung. Dass die heimischen Personalchefs einige dieser Segmente als Flaschenhals ihrer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung sehen, fassen wir als Auftrag auf, hier auch zukünftig unnachgiebig auf Verbesserungen zu drängen. Das wiederum erfordert das penetrante Bohren ganz dicker Bretter.“
So gibt deutlich mehr als ein Drittel der Unternehmen die schlechte Verkehrsanbindung in der Region als kritisch bei der Anwerbung externer Fachkräfte an. Fast ein Drittel klagt zudem über ein defizitäres Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Abhängigkeit vom Auto sehen dadurch auch 43 Prozent der Betriebe als Nachteil bei der Anwerbung externer Arbeitskräfte. Mehr als jeder Zweite stuft so die Ferne zu Metropolen als negativ für die Region ein. In Bezug auf die mangelhafte Breitbandabdeckung sagt das ein Viertel. Etwas weniger beklagen ferner zu wenige Veranstaltungs-, Kultur- und Freizeitangebote.
Bei den positiven Nennungen folgen die „gute Lebensqualität“ (50 Prozent) und „geringe Lebenshaltungskosten“ (36 Prozent). Fast ein Drittel der Befragten ist auch der Meinung, die vergleichsweise günstigen Wohnungs- und Immobilienangebote wirkten sich insgesamt positiv auf die Anwerbung externer Fachkräfte aus.
„Wir müssen unsere eigenen Stärken besser verinnerlichen und diese auch nach außen viel offensiver und selbstbewusster herausstellen. Ein Bäcker, der sein eigenes Produkt verschmäht, wird nicht viele Brötchen verkaufen. Nur wenn wir von unserer Region begeistert sind, können wir andere für uns begeistern“, ist Klaus Gräbener sicher.
Unterstützung bei Behördengängen und einen sogenannten „Career Service“ findet jeder vierte Betrieb gut. Letzterer vermittelt Partnern der Angeworbenen regionale Jobangebote. Stephan Jäger: „Ein Viertel der Unternehmen betrachtet es zudem in mittel- und langfristiger Hinsicht als wichtig, Kontakte zu den jenigen jungen Menschen aufzubauen oder zu halten, die in den letzten Jahren die heimische Wirtschaftsregion verlassen und anderen Ortes ihre Zelte aufgeschlagen haben. Gerade diejenigen, die sich in teuren Metropolen mit der Familiengründung befassen, müssen wir zukünftig offensiver als bisher ansprechen.“
