Kredite, Anlagen und Bauen in unsicheren Zeiten: Sparkasse ALK zieht Bilanz
Entwicklungen in 2022
- Kreis Olpe, 08.03.2023
- Wirtschaft
- Von Lorena Klein

Altenhundem. Steigende Zinsen, explodierende Kosten und finanzielle Unsicherheiten zählen zu den Herausforderungen, die das vergangene Jahr wirtschaftlich geprägt haben. Die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem hat die Entwicklungen in 2022 bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch, 8. März, in der Geschäftsstelle in Altenhundem resümiert.

Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch emotionale Herausforderungen habe das vergangene Jahr mit dem Beginn des Ukraine-Krieges, historisch schnellem Zinsanstieg und drohender Energieknappheit mit sich gebracht, betonte Vorstandsvorsitzender Heinz-Jörg Reichmann gleich zu Beginn.
Die Entwicklungen und Rahmenbedingungen ließen sich dabei treffend mit dem sogenannten VUCA-Modell (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) skizzieren. Energie- und Materialverteuerung als Folge volatiler, also schwankender, Märkte spürten dabei besonders die Firmenkunden, so Vorstandsmitglied Bernd Schablowski. So habe eine Kilowattstunde Strom im Extremfall bis zu 80 Cent gekostet - eine Steigerung um 800 Prozent im Vergleich zum Niveau vor der Krise.

Außerdem seien insbesondere für die in der Region ansässigen metallverarbeitenden Unternehmen, Presswerke und Firmen der Automobil-Zulieferindustrie enorme Mehrkosten hinzugekommen. Diese Entwicklung dokumentierten auch die Neukredit-Zusagen der heimischen Unternehmen, so Schablowski. Das Gesamtkreditvolumen an Firmenkunden betrug 256 Millionen Euro (+ 17 Prozent). 94 Millionen Euro (+ 73 Prozent) gingen dabei an Unternehmen in der Region.
Die Privatkunden beschäftigten besonders gestiegene Energie- und Lebensmittelkosten. Hier sorgte die zunehmende Unsicherheit für eine nachlassende Kreditnachfrage auf rund 66 Millionen Euro (-10 Prozent), erklärte Heinz-Jörg Reichmann. Diese Entwicklung sei nachvollziehbar, da sich viele Menschen momentan mit größeren Ausgaben zurückhalten würden. „Die Energiekostenabrechnung ist für viele der neue Jahresurlaub“, fasste der Vorstandsvorsitzende die Situation der privaten Haushalte zusammen.

Bei der Baufinanzierung, die von erheblichen Materialkosten- und Zinssteigerungen ebenfalls nicht unverschont geblieben ist, zeichnet sich derzeit ein deutlicher Trend ab. „Hier hat ein uraltes Modell eine Renaissance erfahren: das Mehrgenerationen-Wohnen“, so Reichmann. Ein gemeinsamer Neubau für die Familie werde häufig verwirklicht, indem die Eltern ihre Immobilie verkaufen und die jüngere Generation einen Baufinanzierungskredit aufnimmt, erklärte Bernd Schablowski.

Generell würde man sich vermehrt von älteren Gebäude trennen, so dass die Preise für einen Altbau leicht gesunken und der Vermittlungssektor deutlich lebhafter geworden sei. Währenddessen gab es einen rasanten Anstieg von 81,4 Prozent bei den Bausparverträgen. Heinz-Jörg Reichmann kennt den Grund: „Dieses historisch niedrige Zinsniveau werden wir wahrscheinlich erst einmal nicht wiedererleben.“

Des Weiteren erlebte das Wertpapiergeschäft im Bereich der Firmenkunden einen Rückgang auf 63 Millionen Euro (- 15 Prozent) und bei den Privatkunden auf 352 Millionen Euro (-3,5 Prozent). Trotzdem blieben Wertpapiere attraktiv, so Reichmann, wenn man sein Vermögen nicht kurzfristig brauche, sondern langfristig anlegen möchte.
Letztlich sei auch der Spagat zwischen Risikovorsorge und Kostenoptimierung ein Thema bei den Kunden gewesen. Während 24 Prozent weniger Lebensversicherungen abgeschlossen wurden, gab es bei Kranken- und Pflegeversicherungen einen Anstieg von etwa 17 Prozent.
Zudem habe man momentan die Nutzungszahlen der Standorte und Geldautomaten im Blick, vor allem in Bezug auf deren Sinnhaftigkeit und Sicherheit. Hier spielen auch Geldautomatensprengungen eine Rolle, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Einen mittleren sechsstelligen Betrag investiert die Sparkasse in diesem Jahr in die Sicherheit von Kunden. Dabei beobachte man auch die Nutzungsstruktur: Denn rund 60 Prozent aller Zahlungen erfolgten bereits bargeldlos, so Reichmann.
In ihren Geschäftsgebiet bleibt die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem mit einem Marktanteil von 53 Prozent (laut Studie der GMW-Marktforschung) der führende Finanzdienstleister. Dabei sei auch die Förderung der Region und ihrer Vielfalt ein Anliegen der Sparkasse, hob Reichmann hervor.
So wurden von 2011 bis 2022 heimische Vereine, Projekte und Organisationen mit mehr als Millionen Euro gefördert - dies wurde insbesondere mit der neuen Spendenplattform „Heimvorteil“ erleichtert, über die seit ihrem Start im April 174 Anträge bewilligt wurden.
Das Jahr 2022 bei der Sparkasse ALK
Bilanzsumme: 1,23 Milliarden Euro (+2,8 Prozent)
Kundengeschäftsvolumen: 2,1 Milliarden Euro (stabil)
Kreditvolumen: 940 Millionen Euro (+6,7 Prozent)
Kreditzusagen: 160 Millionen Euro (+25,4 Prozent)
Kundeneinlagen: 416 Millionen Euro (-5,5 Prozent)
Bausparverträge: 30,5 Millionen Euro (+81,4 Prozent)
Beschäftigte (Durchschnitt): 169 (- 4 Mitarbeiter)
Girokonten: 32.500 (+1,6 Prozent)