Kleinstadt Drolshagen beweist Gemeinsinn und Pragmatismus

Rüdiger Kahlke: Das bleibt 2021 in Erinnerung


  • Kreis Olpe, 29.12.2021
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Bürgermeister Ulrich Berghof (rechts) zeigt an, wo künftig ein Schild auf die neue Toilette hinwiesen soll. von Rüdiger Kahlke
Bürgermeister Ulrich Berghof (rechts) zeigt an, wo künftig ein Schild auf die neue Toilette hinwiesen soll. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. Es sind die Geschichten von Menschen, die sich einsetzen, die im Jahr 2021 etwas Besonderes getan und Spuren hinterlassen haben. Es sind auch besondere Ereignisse und Projekte, an die wir uns erinnern. Die Mitarbeiter der LokalPlus-Redaktion haben einige dieser Geschichten in besonderer Erinnerung. Wir stellen sie exemplarisch in unserer kleinen Serie „Geschichten, die mich bewegt haben“ vor.


D i e eine große Geschichte gab es für mich in diesem Jahr nicht. Ich halte auch nicht viel von solchen Superlativen. Aber mir fallen zwei Dinge ein - zwar unterschiedlich, aber trotzdem ähnlich.

Am 9. April stellte der Dorfverein Hützemert seinen öffentlichen Bücherschrank am Alten Bahnhof vor. Corona lähmt das öffentliche Leben, aber die Hützemerter zeigen dem Virus die Stirn, lassen sich nicht lähmen und schaffen einen neuen Ort der Kommunikation, des Austausches. Sie setzen ein Zeichen für Gemeinsinn, für Miteinander, für ein attraktives Umfeld. Sie werten den Alten Bahnhof weiter auf.

Waltraud Heinrichs hatte die Idee, einen öffentlichen Bücherschrank in Hützemert einzurichten. Rolf Bicker und Martin Willmes konstruierten das Wellblechhäuschen. von Rüdiger Kahlke
Waltraud Heinrichs hatte die Idee, einen öffentlichen Bücherschrank in Hützemert einzurichten. Rolf Bicker und Martin Willmes konstruierten das Wellblechhäuschen. © Rüdiger Kahlke

Dass der Bücherschrank einer Wellblechhütte nachempfunden ist, ähnlich dem kleinen Stellwerk, das es vor 100 Jahren gab, zeigt Traditions- und Geschichtsbewusstsein, aber auch Selbstbewusstsein. Statt stumpf Traditionen nachzuhängen, schaffen sie eine Verbindung von Geschichte und Moderne. Nicht jammen, machen, die Dinge selbst in die Hand nehmen. Das beeindruckt mich.

Ähnlich liegt der Fall bei der öffentlichen Toilette am Drolshagener Marktplatz. „Nice to have, aber nicht bezahlbar“, so umschrieb Bürgermeister Ulrich Berghof den vielfach geäußerten Wunsch nach einem öffentlichen Örtchen im Zentrum.

„Auf dem kleinen Dienstweg“

Realisiert wurde der Wunsch „auf dem kleinen Dienstweg“, ganz ohne Fördermittel, große Planungen oder Haushaltsansätze. Es wurde zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Gastronomen, können den Marktplatz nutzen, die Besucher das WC. Die Stadt wird attraktiver und die Gastronomen können flexibler agieren.

Auch das ein Beispiel für Pragmatismus, für Gemeinsinn. Ein Beispiel, dass zusammen viel erreicht werden kann. Ein Zeichen gegen die oft bedrohlich erscheinende Spaltung der Gesellschaft. Und der Bürgermeister kann damit auch ein Wahlversprechen einlösen, die Stadtmitte zu beleben – geschenkt. Das Ergebnis zählt.

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