Kirchliche Immobilien im Wandel: Ein Blick auf die Zukunft im Kreis Olpe

Herausforderungen und Chancen


  • Kreis Olpe, 22.04.2024
  • Glaube & Religion
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Kreis Olpe. Die Debatte um die Zukunft kirchlicher Immobilien gewinnt zunehmend an Fahrt und hat mittlerweile nicht nur die Kirchengemeinden, sondern auch die Gesellschaft und die Politik erreicht. In einem digitalen Pressegespräch äußerte sich Carmen Matery-Meding, Diözesanbaumeisterin des Erzbistums Paderborn, zu diesem brisanten Thema. Auch Dechant Pfarrer Andreas Neuser beantwortete im Gespräch mit LokalPlus Fragen.


Der offene Diskurs über die Anpassung der Nutzung kirchlicher Gebäude an veränderte gesellschaftliche Bedingungen gewinne an Bedeutung, so Matery-Meding.

Sie erklärte, dass nur durch einen solchen offenen Austausch neue Perspektiven entstehen könnten, um die kirchlichen Immobilien sinnvoll und effizient vor Ort zu nutzen. Dabei sei es wichtig, dass dieser Diskurs alle betreffe und von den örtlichen Kirchengemeinden aktiv mitgestaltet werde.

„Für Kirchengemeinden kann das tatsächlich eine Chance sein, ihre ungenutzten Gebäude in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Diese Möglichkeit ist in der Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn sogar ausdrücklich vorgesehen“, so die Architektin. Es sei jedoch essenziell, Fragen der Betreiberverantwortung, Betriebskosten und Bauunterhaltung im Vorfeld zu klären.

Begegnung ermöglichen

Wünschenswert sei es vor allem, „wenn im Sinne der kirchlichen Grundvollzüge die weitere Nutzung einstiger Kirchenimmobilien dann wirklich im Dienst gelebter Gesellschaft oder im Dienst am Nächsten stehen würde.“

Thomas Klöter, Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, sagt, dass eine Anpassung des Immobilienbestands nicht bedeute, dass sich die Kirche zurückziehe. Vielmehr solle Kirche auch unter veränderten Bedingungen vor Ort erlebbar bleiben und Begegnung ermöglichen. Trotz der Transformationen dürfe nicht übersehen werden, wie schmerzhaft diese Prozesse für die Gemeinden sein können.

In Bezug auf die Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn wurden weitere Maßnahmen bekannt gegeben, die die Pastoralen Räume entlasten sollen. Ein neues Team der Immobilien- und Prozessberatung sowie eine eigene Kommunikationsberatung wurden eingesetzt, um die Umsetzung der Strategie zu unterstützen und die kirchliche Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zu fördern.

Weggebrochene Bedarfe

Dechant Pfarrer Andreas Neuser begrüßt den angestoßenen Immobilienprozess des Erzbistums: „Grundsätzlich ist der Prozess gut. Viele Gebäude sind einfach zu groß für weggebrochene Bedarfe.“

Archivfoto: Andreas Neuser von privat
Archivfoto: Andreas Neuser © privat

Die Gemeinden seien beteiligt, es werde nicht von oben herab entschieden. „Es ist ein gemeinsamer Weg. Regional orientiert werden Bedarfe ermittelt und hinterfragt, wie und welche Gebäude anders genutzt werden können“, so der Dechant.

Im Kreis Olpe nutze man bereits kirchliche Gebäude anders. Die Kapelle Beukenbeul sei inzwischen zum Dorfgemeinschaftshaus umfunktioniert und in Silberg gebe es eine Kulturkirche. „Das sind schon gute Beispiele, wo das gelungen ist“, betont Andreas Neuser.

Paradebeispiel in Neu-Listernohl

Ein Paradebeispiel ist für ihn die in den 1960er-Jahren erbaute und inzwischen abgerissene Kirche in Neu-Listernohl. Auf der Fläche der alten Kirche entstehe ein neues Gebäude, dass Kirche und Pfarrheim auf einem Drittel der Fläche beheimate. Dieses werde im Juni eingeweiht.

Grundsätzlich werde versucht, neue Wege zu gehen, um junge Leute für die Kirche zu begeistern. Als Beispiel nannte er das jugendspirituelle Netzwerk Tabor. Dieser Prozess habe für die Gebäude erst einmal zweitrangige Bedeutung und sei differenziert zu betrachten.

„Es ist absehbar, dass Gebäude in diesem Umfang in der Zukunft nicht mehr gebraucht werden“, so Neuser weiter. Auch wenn man neue Leute gewinne, heiße es nicht, dass man sie in den Gebäuden neu einfängt. Neuser glaubt mittelfristig nicht daran, dass Kirchen wieder voller werden.

Immer weniger Personal

„Es gibt auch äußere Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass Kirchen leerer werden. Für viele ist Kirche unatrraktiv geworden. Es gibt aber noch eine ganze Reihe an Menschen, denen die Kirche im Dorf wichtig ist. Die Frage ist, wie wir kirchliches Leben erhalten und wer für das kirchliche Leben vor Ort sorgt“, erklärt der Dechant. Das hauptberufliche kirchliche Personal werde immer weniger.

Zahlen:

Erst kürzlich hat das Erzbistum Paderborn aktuelle Zahlen veröffentlicht: Demnach sind hier in der Kirche etwa 3.000 Menschen hauptamtlich beschäftigt. Etwa 70.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich.

In den insgesamt 19 Dekanaten und 604 Pfarrgemeinden, 70 davon im Kreis Olpe, leben etwa 1,33 Millionen Katholiken. Zum Erzbistum zählen etwa 1.250 Kapellen und Kirchen.

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