„Kinder und Jugendliche sind schutzlos der Welt der Erwachsenen ausgesetzt“

Weltkindertag


  • Kreis Olpe, 20.09.2023
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  • Von Nicole Voss
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Nezahat Baradari von Maurice Weiss
Nezahat Baradari © Maurice Weiss

Attendorn. Nezahat Baradari, Kinderärztin aus Attendorn, ist Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes. LokalPlus sprach mit der SPD-Bundestagsabgeordneten über die Aufgaben und die Wichtigkeit der Organisation.


Wofür steht der Deutsche Kinderschutzbund? Warum gibt es ihn?

Den Bundesverband Deutscher Kinderschutzbund (DKSB) gibt es seit 1958 und er ist mit über 50.000 Mitgliedern als gemeinnützige Organisation anerkannt. Der DKSB, seine Mitglieder und Mitarbeiter bemühen sich stets darum, auf fachlicher und gesellschafts- sowie bundespolitischer Ebene, das Leben von Kindern und auch ihren Eltern zu verbessern. Der DKSB versteht sich als Lobbyorganisation für Kinder.

Beispielsweise war die körperliche Züchtigung in den vergangenen Jahrzehnten noch eine staatlich anerkannte Erziehungsmethode. Dank des Einsatzes von Organisationen wie dem DKSB wurden hier gesetzgeberische Regelungen erwirkt und solches Vorgehen auch gesellschaftlich geächtet.

Was sind Ihre Aufgaben/Verpflichtungen als Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes?

Als Vizepräsidentin vertrete ich die Präsidentin des DKSB, Frau Prof. Sabine Andresen, und die Belange des Bundesverbandes des Deutschen Kinderschutzbundes ehrenamtlich. Ich nehme an Sitzungen teil und übernehme repräsentative Funktionen. Nichts lag näher, als dass ich inhaltlich die Zuständigkeit für Kindergesundheit übernommen habe.

Was sind die Themen? Wo hakt es besonders?

Die Themen sind reichhaltig und vielschichtig: von der Kindergrundsicherung und Kinderrechten im Grundgesetz über Gewalt gegen Kinder und Mobbing in der Schule sowie Cybergrooming bis hin zu praktischen Hilfen zum begleiteten Umgang eines Elternteils von Minderjährigen.

Was muss sich ändern?

Zunächst einmal braucht es mehr Aufmerksamkeit und Wahrnehmbarkeit der Kinder im täglichen Leben. Das fängt damit an, dass sie Respekt erfahren und aufgrund ihrer Vulnerabilität eine privilegierte Stellung in der Gesellschaft genießen. Die Achtsamkeit für die Bedürfnisse der Kinder müssen in der Erwachsenenwelt mehr gestärkt werden.

Auf politischer Ebene sind die Lobbyisten für Erwachsenenbelange mächtig, daher braucht es engagierte Politiker als Lobbyisten für Kinder- und das ist keine leichte Herausforderung. Einsetzen müssen wir uns zum Beispiel für die Digitalisierung an Schulen, den Ausbau des Ganztags, die Kindergelderhöhung und andere finanzielle Verbesserungen - bis zur Kindergrundsicherung.

Es gibt noch viel zu tun

Das Wichtigste ist aber, die Kinder in einer zunehmend unsicheren und gefährlichen Welt vor jeglicher Gewalt- auch untereinander- zu schützen und ihnen sowie ihren Eltern in schwierigen Lagen und Krisen beizustehen und zu helfen.

Der Aufgabe des Kinderschutzes hat sich die Gesellschaft und Politik gleichermaßen zu stellen. In einem der fortschrittlichsten Länder, in dem leider noch jedes fünfte Kind in Armut lebt, haben wir für ein physisch und psychisch gesundes Aufwachsen der Kinder noch viel zu tun.

Anmerkung der Redaktion: Kindern, Jugendlichen und Eltern bietet der Bezirkssozialdienst des Kreisjugendamtes Olpe Beratung und Unterstützung an. Infos gibt es hier:

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