„Kinder und Jugendliche sind schutzlos der Welt der Erwachsenen ausgesetzt“

Interview mit Nezahat Baradari - Teil I


  • Kreis Olpe, 06.07.2023
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Nezahat Baradari von Maurice Weiss
Nezahat Baradari © Maurice Weiss

Attendorn. Nezahat Baradari, Kinderärztin aus Attendorn, ist im Mai in Berlin zur Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes gewählt worden. LokalPlus sprach mit der SPD-Bundestagsabgeordneten über ihre Intention, ihre Ziel und die Wichtigkeit der Organisation.


Was war oder ist Ihre Intention das Amt zu übernehmen?

Es ist im Kern tatsächlich der gleiche Grund, aus dem ich mich entschieden habe, als Bundestagsabgeordnete und Kinder- und Jugendärztin nach Berlin zu gehen: Nämlich um mich für ein besseres Leben für Kinder und deren besseren Schutz einzusetzen.

Meiner Meinung nach sind Kinder und Jugendliche häufig schutzlos der Welt der Erwachsenen ausgesetzt. Wir als Gesellschaft und wir als Politikerinnen und Politker haben hier viel Nachholbedarf: Wir müssen genauer hinschauen bei so wichtigen Themen: angefangen bei der Kinderarmut über die Bildung der Kinder von der Kita bis zu den weiterführenden Schulen sowie bei psychischer und sexueller Gewalt gegen Kinder - in der analogen und digitalen Welt.

2. Wurden Sie für das Amt vorgeschlagen?

Heinz Hilgers, der 30 Jahre lang als Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes die Institution wie kein anderer geprägt hat, hatte mich vorgeschlagen.

Er hatte zur Einweihung des „Weges der Kinderrechte“ Attendorn besucht und meine Rede gehört. Im Anschluss haben wir uns einander vorgestellt. Das war meine einzige Begegnung mit ihm gewesen, bis er mich im Büro in Berlin besuchte und mich zu meiner großen Überraschung für das Amt vorschlug.

Themen sind reichhaltig

3. Was sind Ihre Aufgaben/Verpflichtungen?

Als Vizepräsidentin vertrete ich die Präsidentin des DKSB, Frau Prof. Sabine Andresen, und die Belange des Bundesverbandes des Deutschen Kinderschutzbundes ehrenamtlich. Ich nehme an Sitzungen teil und übernehme repräsentative Funktionen. Nichts lag näher, als dass ich inhaltlich die Zuständigkeit für Kindergesundheit übernommen habe.

4. Was sind ihre Themen? Wo hakt es besonders?

Die Themen sind reichhaltig und vielschichtig: von der Kindergrundsicherung und Kinderrechten im Grundgesetz über Gewalt gegen Kinder und Mobbing in der Schule sowie Cybergrooming bis hin zu praktischen Hilfen zum begleiteten Umgang eines Elternteils von Minderjährigen.

Deutscher Kinderschutzbund hat 50.000 Mitglieder

5. Wofür steht der Deutsche Kinderschutzbund? Warum gibt es ihn überhaupt?

Den Bundesverband Deutscher Kinderschutzbund (DKSB) gibt es seit 1958 und er ist mit über 50.000 Mitgliedern als gemeinnützige Organisation anerkannt. Der DKSB, seine Mitglieder und Mitarbeiter bemühen sich stets darum, auf fachlicher und gesellschafts- sowie bundespolitischer Ebene, das Leben von Kindern und auch ihren Eltern zu verbessern. Der DKSB versteht sich als Lobbyorganisation für Kinder.

Beispielsweise war die körperliche Züchtigung in den vergangenen Jahrzehnten noch eine staatlich anerkannte Erziehungsmethode. Dank des Einsatzes von Organisationen wie dem DKSB wurden hier gesetzgeberische Regelungen erwirkt und solches Vorgehen auch gesellschaftlich geächtet.

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