„Karrierefalle“: NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs im Kreis Olpe

47 Prozent aller Neueinstellungen sind befristet


Berufsstarter im Lebensmittel- und Gastgewerbe haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag, kritisiert die Gewerkschaft NGG. von NGG/Alireza Khalili
Berufsstarter im Lebensmittel- und Gastgewerbe haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag, kritisiert die Gewerkschaft NGG. © NGG/Alireza Khalili

Kreis Olpe. Ein Großteil der Neueinstellungen im Kreis Olpe hat ein Verfallsdatum: 1.746 von insgesamt 3.697 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Kreis waren im zweiten Quartal 2021 befristet. Das entspricht einer Quote von 47 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt.


Die NGG-Region Südwestfalen beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführerin Isabell Mura.

Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, sagt Mura.

Befristete Verträgen sorgen für Stellenwechsel

Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Wirte oder Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Mura.

Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere Nachteile, so die Gewerkschafterin. Für knapp 60 Prozent aller Befristungen gebe es in NRW keinen Grund. Junge Beschäftigte sind überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil an Rhein und Ruhr bei 31,4 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat jeder Sechste eine befristete Stelle (16,4 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 9,8 Prozent.

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