Jörn Dettmer: Hoffnungen und Prognosen zur Fußball-EM in Deutschland

Kreis Olpe. Die Fußball-EM in Deutschland steht vor der Tür. LokalPlus hat sich mit Experten aus dem Kreis Olpe zusammengesetzt, um spannende Einblicke und Prognosen zu sammeln. Die Fußballkenner erzählen, wer ihre Favoriten sind. Einer von ihnen ist Jörn Dettmer aus Rhode. Der 41-Jährige ist seit zehn Jahren DFB-Stützpunkttrainer und gehört ab der neuen Saison zum Trainerteam der SG Finnentrop/Bamenohl in der Oberliga Westfalen.

Welche Erwartungen haben Sie an die Heim-EM in Deutschland?

Zunächst hätte ich allgemein die Hoffnung gehabt, dass wir uns in Deutschland nicht als Land voller Baustellen (zum Beispiel auf Autobahnen), mit einer zuverlässigen Deutschen Bahn und in vielen Bereichen noch „digitalisierter“ präsentieren würden.

Trotzdem erwarte ich, dass alle Stadien ausverkauft sind, die EM super organisiert ist und hoffentlich alle Sicherheitskonzepte greifen. Sportlich erwarte ich ein tolles Turnier mit den besten Spielern Europas.

Was ist notwendig, damit das Turnier wieder zu einem Sommermärchen wie die WM 2006 werden kann?

Aktuell ist es aus meiner Sicht sehr schwierig, die Begeisterung von 2006 zu wiederholen. 2006 waren schon Monate im Vorfeld die Fanartikel an Autos usw. sichtbar und man hatte das Gefühl, dass sich auch die nicht so „Fußballbegeisterten“ einfach auf die WM freuten.

„Die Welt zu Gast bei Freunden“ war auch ein Motto und eine Chance für Deutschland, um zu zeigen, dass es keinen Platz für Ausländerfeindlichkeit und Rassismus geben darf. Das Motto dieser EM lautet „Heimspiel für Europa“ – vielleicht ist das auch noch nicht so weit verbreitet.

Sportlich haben zumindest die letzten beiden Spiele der Nationalmannschaft etwas Hoffnung gemacht und eine „Mini-Begeisterung“ ausgelöst. Sollte das Eröffnungsspiel gegen Schottland gewonnen werden, dann kommt hoffentlich schnell Begeisterung auf.

In welche deutschen EM-Spieler setzt du die größten Hoffnungen?

Dadurch, dass kein Schalker Spieler dabei ist, fällt mir die Antwort natürlich schwer. Ich hoffe natürlich auf die Spieler von Bayer Leverkusen und vom VfB Stuttgart, die eine sehr erfolgreiche Saison gespielt haben und „richtig Bock“ auf Fußball hatten, wie zum Beispiel:

Florian Wirtz, Maximilian Mittelstädt, Robert Andrich, Chris Führich, Jonathan Tah und Denniz Undav. Und dazu kommen natürlich die internationalen Top-Spieler wie Ilkay Gündogan, Kai Havertz und Antonio Rüdiger.

Nicht zu vergessen der Boss im deutschen Mittelfeld und im Team, Toni Kroos, in den letzten Spielen seiner Karriere.

Inwieweit kann so ein großes Turnier für einen Schub für den Jugendfußball sorgen?

Grundsätzlich kann so ein großes Turnier immer für Begeisterung bei den Jungs und Mädels sorgen. Leider kam dieses Mal vom DFB und Verband weniger Unterstützung und Ideen als 2006. Gefühlt haben die Vereine und Schulen das Thema Europameisterschaft auch noch nicht so aufgegriffen wie 2006.

Also es gab weniger Veranstaltungen in Bezug auf die EM und wenig „neue Ideen“. Ich selber stehe durch meine Arbeit am DFB-Stützpunkt komplett hinter dem Kinder- und Jugendfußball und stelle nach Corona hier eine gewisse Stagnation fest. Dies liegt zum einen daran, dass es noch schwieriger geworden ist, ehrenamtliche Trainer und Betreuer zu finden.

Daher wäre meine Hoffnung, dass durch dieses Turnier die Begeisterung nicht nur bei den Kids steigt, sondern auch wieder das Ehrenamt steigende Beachtung und Unterstützung findet.

Ihr Tipp ist gefragt: Wer wird Europameister und wie schneidet Deutschland ab?

Ich würde mich freuen, wenn Deutschland mindestens ins Viertelfinale kommt. Danach ist alles möglich und wir kommen vielleicht wieder unserem Ruf als Turniermannschaft nach. Europameister wird Frankreich oder Belgien.