Jederzeit einsatzbereit: Tausche Jeans gegen Blaurock

LokalPlus-Serie „Ein Tag als“


  • Kreis Olpe, 23.10.2022
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  • Von Lorena Klein
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LokalPlus-Volontärin Lorena Klein schlüpfte einen Tag in den Blaurock und erkundete das Feuerwehrhaus in Wenden. von privat
LokalPlus-Volontärin Lorena Klein schlüpfte einen Tag in den Blaurock und erkundete das Feuerwehrhaus in Wenden. © privat

Wenden. Ob Wohnungsbrand, Verkehrsunfall oder Schäden durch Wind und Sturm: In Notfällen ist die Feuerwehr schnell vor Ort, hilft aus Gefahrensituationen und rettet Leben. LokalPlus-Volontärin Lorena Klein war zu Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wenden und hat einiges über die wichtige Arbeit der Blauröcke gelernt.


Am Gerätehaus in Wenden werde ich von Julian Braukmann und Jannik Kersting empfangen. Sie sind zwei von insgesamt 180 Aktiven in der Feuerwehr der Ortsgemeinde, die sich auf die vier Einheiten Gerlingen, Hünsborn, Hillmicke und Wenden aufteilt. Fast alle Mitglieder sind ehrenamtlich dabei.

Domizil der Blauröcke

Zunächst führen mich die beiden Feuerwehrmänner durch die verschiedenen Bereiche des Feuerwehrhauses. In der Fahrzeughalle im Ursprungsbau stehen die großen roten Löschfahrzeuge – jederzeit einsatzbereit.

Erst letztes Jahr wurde der neue Anbau eröffnet, der Platz für das neuste Fahrzeug bietet. Auch moderne Umkleiden sowie ein Trockenraum mit Stiefelwäsche und Kontaminationsablage sind dazugekommen. „Hygiene wird bei der Feuerwehr immer größer geschrieben“, erklärt Jannik Kersting. „Durch die sogenannte Scharz-Weiß-Trennung kommen verschmutzte Einsatzklamotten gar nicht erst in Kontakt mit privater Kleidung und werden zeitnah gereinigt.“

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Rundgang durch das Feuerwehrhaus in Wenden

In der Damenumkleide darf ich auch selbst in die typische Uniform schlüpfen - und fühle mich direkt wie eine waschechte Feuerwehrfrau.

Beim Gang durch den langen Flur fällt mein Blick sofort auf den großen Alarmbildschirm über der automatisierten Schiebetür. „Dies ist eine Übersicht aller aktiven Feuerwehrkräfte aus der Einheit inklusive ihrer Qualifikationen“, erläutert Julian Braukmann. Per App können die Mitglieder ihren Status durchgeben und sich bei Einsätzen auf schnellem Wege zurückmelden.

Nicht zu überhören

Zusätzlich trägt jedes Mitglied stets einen Funkmeldeempfänger bei sich. Im Falle eines Einsatzes erscheint das entsprechende Alarmstichwort und ein schriller Ton erklingt. Zur Demonstration drückt mir Julian Braukmann das kleine Gerät in die Hand und kontaktiert die Leitstelle für einen Testalarm. Wenige Sekunden später schrecke ich trotz der Vorwarnung auf: Dieses Geräusch schafft es sicherlich, die Einsatzkräfte im Notfall auch aus den tiefsten Träumen zu wecken.

154 Einsätze hatte die Wendener Feuerwehr bereits in diesem Jahr. Einen Großteil machten dabei kleine Unfälle und Pannen aus, so Braukmann. Dass die Feuerwehr zu Bränden oder Verkehrsunfällen ausrückt, passiere im Vergleich dazu – glücklicherweise – weniger häufig.

Auch Unwetterschäden und Waldbrände gilt es für die Blauröcke immer häufiger einzudämmen. Der große Waldbrand in Rothemühle vor zwei Jahren sei für die Wendener Feuerwehr einer der größten Einsätze überhaupt gewesen und erforderte kreisweite Unterstützung von weiteren Einheiten, erinnert sich Braukmann. Stürme und Überflutungen häufen sich ebenfalls.

Fahrende Werkzeugkisten

Nach dem kleinen Rundgang darf ich die Fahrzeuge draußen genauer begutachten. Ich merke schnell: Feuerwehrwagen ist nicht gleich Feuerwehrwagen. Da wäre zum Beispiel das neue Löschgruppenfahrzeug, in dem bis zu neun Personen mitfahren können. Die „fahrende Werkzeugkiste“, wie Kersting sie nennt, ist für jegliche Einsätze nutzbar und beinhaltet sowohl technische Hilfen als auch Schläuche und weitere Werkzeuge zur Brandbekämpfung.

An den Sitzen befinden sich Atemschutzgeräte. Auch ich darf mir eine Sauerstoffflasche umschnallen und verliere fast das Gleichgewicht, als ich die Last auf dem Rücken spüre.

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Das Löschgruppenfahrzeug

Schon die Einsatzkleidung ist warm und schwer – die zusätzlichen Kilos durch Atemschutzgerät und Werkzeug schränken mich in meiner Bewegungsfreiheit ziemlich ein und ich schaffe es nur mit Hilfe, mich in das Fahrzeug zu hieven. Respekt, wer es in voller Montur schafft, anstrengende Einsätze zu bewältigen.

18 Meter über Wenden

Bei Verkehrsunfällen wird häufig zusätzlich das kleinere Truppfahrzeug mit bis zu drei Personen eingesetzt. Am Standort in Wenden parkt zudem der Drehleiterwagen der Gemeindefeuerwehr, mit dem hochgelegene Stellen erreicht werden können. Zum wortwörtlichen Höhepunkt des Vormittags wird die Leiter auf ihre Gesamtlänge von 18 Metern ausgefahren - und ich stehe im Korb.

Der Wind sorgt für so manche Schwankung des langen Gerüsts – definitiv nichts für Menschen mit Höhenangst. Ich genieße den Blick über Wenden aus der Vogelperspektive. So eine Aussicht kenne ich sonst nur aus dem Riesenrad auf der Kirmes.

Wieder auf dem Boden angekommen, endet mein Besuch auch schon. Die zeitintensiven Einsätze und Fortbildungen leisten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr neben ihrem normalen Beruf. Diese teils überlebenswichtigen Hilfeleistungen sind für die Feuerwehrleute jedoch viel mehr als nur ein Hobby, sie sind eine Berufung.

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