Jede Trauer ist so individuell wie das Leben selbst
Schwerstarbeit für die Seele
- Kreis Olpe, 08.11.2023
- Verschiedenes
- Von Annette Schmelzer

Kreis Olpe. Der November gilt als der Trauer-Monat: Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit übernimmt das Kommando, stille Feiertage stehen im Kalender. Auch LokalPus möchte diesem Monat eine besondere Serie widmen und sich dem Thema Trauer von verschiedenen Seiten nähern. Heute geht es um die Frage: Wie erleben wir Trauer und wie fühlt sich Trauer an?


Trauer stellt die typische Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen dar. Durch den Tod verlieren wir oft jemanden, der uns sehr am Herzen lag und der vielleicht prägend für unser ganzes Leben war. Es ist, als wenn ein Teil von uns mit dem Verstorbenen mitgegangen ist und dieser Teil nun eine tiefe Lücke hinterlässt. Gerade in der ersten Zeit der Trauer fällt es vielen Betroffenen schwer, mit der neuen Situation umzugehen.
Oft gibt es Tage voller Leid, Kummer und Schmerz und es gibt Momente, wo man selbst nicht mehr weiterleben möchte. Betroffene benötigen oft Wochen oder Monate, um das ganze Ausmaß des Verlustes zu realisieren.

Abschiede können sehr schmerzhaft sein, wobei jede Form des Abschieds verschiedene Trauerphasen durchläuft - vom Nicht-Wahrhaben-Wollen und der Verdrängung des Todes über Schuldgefühle und Verzweiflung bis hin zur endgültigen Akzeptanz. Dies ist für die Hinterbliebenen oft ein langer und schmerzhafter Weg.

Doch wie genau fühlt sich Trauer an? Das Gefühl der Trauer kommt in Wellen zu uns und ist nicht kontrollierbar. Da reicht oft nur ein aufkommender Gedanke, eine Erinnerung oder ein Lied, das uns an den Verstorbenen erinnert, und die Welle bricht über uns ein.
Die aufkommenden Gefühle sind dann häufig auch viel später noch genauso stark und präsent wie bei dem ursprünglichen Ereignis selbst - nur erscheinen sie dann in einem anderen Kontext. Erst dann ist die Zeit reif, dass sich die Gefühle der Trauer nach und nach lösen können.

Damit die Wunden der Trauer vollständig heilen können, braucht es oft Monate und Jahre, denn Trauer ist Schwerstarbeit für die Seele. Dabei gibt es kein richtig und kein falsch, wie man mit einem Verlust umgeht, denn jede Trauer ist so individuell wie das Leben selbst.


Häufig klagen trauernde Erwachsene in der Zeit des Verlustes über körperliche Symptome wie Kurzatmigkeit, Appetitlosigkeit, Herzrasen oder Schlafprobleme. Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene. Während letztere sich in der Zeit der Trauer wenig Freude vorstellen können, springen kleine Kinder in die Trauer hinein und wieder hinaus, denn ihnen ist es ihrem Alter noch nicht bewusst, dass Verstorbene nicht wiederkehren.

Dadurch, dass bei ihnen das Verständnis von Tod und Trauer noch nicht ausgeprägt ist, können sie Traurigkeit und Fröhlichkeit gleichermaßen ausleben. Größere Kinder zeigen ihre Trauer meist im Alltag beim Malen oder im Spiel. Das Verhalten kann dabei sehr unterschiedlich sein - während die einen aggressiv reagieren oder öfter streiten, ziehen sich andere schweigend zurück.

Heranwachsende gehen in ihrer Trauer meist in den Vermeidungs- oder Ablenkungsmodus, um ihren Schmerz nicht zu spüren. Sie sind oft schwer vom Smartphone oder Konsolenspielen wegzubekommen und tauschen sich lieber mit Freunden oder in der Clique aus als mit ihren Eltern.

Egal, auf welche Art und Weise Trauer empfunden wird: Sie darf reifen wie ein Baum, der den Stürmen widersteht, ohne Angst zu haben, dass danach kein neuer Sommer kommt.
