Interview mit Basti Heinemann: Post im Weihnachts- und Coronatrubel

Paketaufkommen hoch wie nie


Topnews
Basti Heinemann ist Teamleiter bei der Deutschen Post in Lennestadt.  von Nils Dinkel
Basti Heinemann ist Teamleiter bei der Deutschen Post in Lennestadt. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Für die Deutsche Post ist das Jahr 2020 ein Besonderes: Die Corona-Pandemie hat für einen Online-Bestellungsboom gesorgt. Und der Bestell-Wahnsinn geht weiter: Im Weihnachtsgeschäft kommen die Paketboten nicht zur Ruhe. Sebastian (Basti) Heinemann, Teamleiter der Deutschen Post DHL in Lennestadt, spricht im LokalPlus-Interview über Corona und das Weihnachtsgeschäft.


Das Paketaufkommen ist bei der Deutschen Post in die Höhe geschnellt. Im Verteilzentrum, dass sich unterhalb der LokalPlus-Redaktion befindet, herrscht Hochbetrieb: Zahlreiche Lkw stehen nahezu täglich Schlange. Warum ist das so?

Wir haben aufgrund der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage ein nochmal erhöhtes Paketaufkommen zu verzeichnen. Dementsprechend kommen natürlich auch mehr Lkw hierher, die uns Pakete zuführen.

Die 40 Mitarbeiter der Deutschen Post in Lennestadt haben derzeit alle Hände voll zu tun. von Nils Dinkel
Die 40 Mitarbeiter der Deutschen Post in Lennestadt haben derzeit alle Hände voll zu tun. © Nils Dinkel

Seit wann läuft das Weihnachtsgeschäft?

Aktuell spürt man einen deutlichen Zuwachs, der nicht nur Corona geschuldet ist. Das hat in den letzten zwei bis drei Wochen noch einmal merklich angezogen.

Wie hat sich die Arbeit durch Corona verändert?

Die Paketmengen waren höher als gewöhnlich. Dieses Jahr sind es extrem viele Sendungen. Wir haben natürlich viel mehr Pakete jeden Tag auszuliefern. Praktisch ist jedoch, dass die Leute durch Homeoffice oft zuhause angetroffen werden.

Kontaktlose Lieferung

Die Übergabe beim Kunden erfolgt kontaktlos. Der Bote gibt an, wer die Tür öffnet. Er stellt die Pakete auf dem Boden ab und geht auf Abstand. Bis jetzt hat sich das bewährt. Auch ein Teil unserer Mitarbeiter hat sich das Virus eingefangen. Sie haben sich jedoch alle im privaten Umfeld angesteckt.

Wir haben einige Maßnahmen getroffen, um uns für die Pandemie zu rüsten. Die Deutsche Post arbeitet im Wellensystem. Das heißt, dass die eine Schicht früher, die andere später beginnt. So sehen und begegnen sich ganze Schichten erst gar nicht.

Wie hat sich das Paketaufkommen entwickelt?

Bei uns war das Paketaufkommen über das ganze Jahr gesehen schon höher. Erst kürzlich hatten wir den stärksten Tag mit 4.200 Paketen für Lennestadt an nur einem Tag.

Vorjahreshoch übertroffen

Das Vorjahreshoch betrug 3.500 Pakete. Und wir haben erst Anfang Dezember. Ich gehe davon aus, dass wir am stärksten Tag mehr als 5.000 Pakete abwickeln werden.

Wie schafft die Deutsche Post das?

Es ist schon schwierig. Die Zusteller geben alle ihr Bestes. Da hilft der eine dem anderen. Gerade morgens, wenn die Frauen schwere Pakete haben, packen die Männer mit an. Momentan haben wir zudem den Luxus, dass drei Kräfte die Entlastungstouren fahren. Wir kommen irgendwie dadurch!

Viel Platz bleibt derzeit nicht in den Fahrzeugen der Deutschen Post. von Nils Dinkel
Viel Platz bleibt derzeit nicht in den Fahrzeugen der Deutschen Post. © Nils Dinkel

Hat die Deutsche Post Aushilfskräfte eingestellt?

Wir haben jetzt bei uns im September drei neue Kräfte eingestellt. Zudem haben wir Abrufkräfte, die einspringen können. Nur für Weihnachten haben wir keine neuen Mitarbeiter eingestellt.

Wie viele Päckchen und Pakete trägt ein Zusteller täglich aus?

Das ist unterschiedlich. In den kleineren Bezirken ohne freien Tag sind es etwa 130 täglich. Die Boten in starken Bezirken liefern etwa 250 Pakete täglich aus. Montags ist es immer etwas ruhiger. Da kommen die Zusteller der größeren Bezirke auf etwa 200.

Bleiben Pakete auf der Strecke?

Nein. Alles, was bei uns in Lennestadt ankommt, geht auch komplett raus.

Der Bestellboom sorgt für eine hohe Auslastung bei der Deutschen Post. von Nils Dinkel
Der Bestellboom sorgt für eine hohe Auslastung bei der Deutschen Post. © Nils Dinkel

Es kommen nach Weihnachten Nachzügler und Retouren auf die Paketboten zu. Wann hört der Weihnachtsstress in der Regel auf?

Die ersten zwei Wochen im Januar bleiben stressig. Da kommen zahlreiche Retouren, Fehl- und Neubestellungen. Ab 12./13. Januar wird es dann aber in der Regel ruhiger.

Stoßen die Zusteller auf Probleme oder läuft alles reibungslos?

Wir stehen häufiger vor dem Problem, dass Retouren nicht versandfertig sind. Unsere Boten können sich das aktuell nicht leisten, mitunter zehn Minuten auf eine Mitnahme zu warten. Es wäre sehr schön, wenn die Empfänger diese im Vorhinein zur Mitnahme bereit machen.

Beschwerden dem Boten mitteilen

Außerdem gehen momentan regelmäßig Reklamationsbeschwerden über die Hotline ein. Wünschenswert ist, etwaige Probleme mit dem Zusteller persönlich zu klären. Wenn es ein Ersatzbote ist, gibt er es gerne an den richtigen Kollegen weiter.

Beschwerden häufen sich vor allem, wenn sich der im Internet angegebene Sendungstermin verzögert. Die Zusteller können nichts dafür. Bei diesen hohen Paketmengen ist manchmal leider etwas Geduld gefragt. Mehr als ein bis zwei Tage Verzögerung treten in der Regel nicht auf.

Artikel teilen: