„Industrielles Herz schlägt in Südwestfalen“

Tag der Weltmarktführer in Krombach


Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sprach über die Bedeutung Südwestfalens. von IHK
Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sprach über die Bedeutung Südwestfalens. © IHK

Kreis Olpe. „Das industrielle Herz schlägt in Südwestfalen. Das hat sich auch im Ruhrgebiet herumgesprochen!“ Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, ehemaliger Bundesminister und nordrhein-westfälische Ministerpräsident außer Dienst, stellte der Wirtschaftsregion beim Tag der Weltmarktführer in der Krombacher Brauerei ein gutes Zeugnis aus. Eine Einschätzung, der sich Felix G. Hensel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), in seiner Begrüßung anschloss: „Keine Frage: Südwestfalen ist in der öffentlichen Wahrnehmung enorm erstarkt! Die eindrucksvollen Erfolgsgeschichten unserer mehr als 150 Weltmarktführer haben hieran großen Anteil.“


Rund 140 Besucher waren der Einladung der drei südwestfälischen IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen sowie der WirtschaftsWoche nach Krombach gefolgt. Jürgen Rüttgers zeigte in seiner politischen Keynote zur „Entgrenzung der Welt“ die Herausforderungen der sich durch Globalisierung und Digitalisierung verändernden weltweiten Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns auf. Diese zeigten sich auch in der kaum zu überblickenden Komplexität wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge, die auch politisches Handeln erschwere.
 von IHK
© IHK
 Wie zum Beweis hob der Britische Botschafter Sir Sebastian Wood hervor, wie kompliziert die anstehenden Verhandlungen für den „Brexit“ würden und bat um Geduld: „Wir wollen hierfür die beste Lösung, nicht die schnellste!“ Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Austritt aus der EU vollzogen werde. Der Wählerwille müsse akzeptiert werden: „Brexit heißt Brexit“, zitierte der Botschafter die neue Britische Premierministerin Theresa May. Dies bedeute aber nicht, dass Großbritannien Europa den Rücken kehre. Man teile Geschichte und Werte. Zudem sei sich seine Regierung der intensiven wirtschaftlichen Verflechtungen gerade nach Nordrhein-Westfalen und auch nach Südwestfalen bewusst. Derzeit arbeite man die britische Verhandlungsposition zum EU-Austritt aus. Hierbei würden auch die Interessen der Wirtschaft berücksichtigt, versicherte der Botschafter. 
 von IHK
© IHK
 Über intensive Beziehungen seines Unternehmens nach Großbritannien wusste auch Werner Pütz, Geschäftsführer Einkauf der Ford Werke GmbH, zu berichten, der den thematischen Schwerpunkt „Auswirkungen der E-Mobilität auf die Zulieferbranche“ eröffnete. Ford untersuche sehr genau, wie neue Wege aussehen können, Menschen zu bewegen. Zentral sei hierbei der Umgang mit gesammelten Daten und die Aufbereitung von Mehrwerten für die Kunden – ein breites Feld auch für mittelständische Innovationen. Dr. Joachim Damasky zeigte sich überzeugt, dass die Elektromobilität erheblich an Marktanteilen zulegen werde. Der Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hob die fortschreitenden technologischen Verbesserungen, den Druck zur CO2-Reduzierung und den langfristig deutlich steigenden Ölpreis hervor. Trotz aller politischen Bekenntnisse zur Elektromobilität sah Hermann J. Schulte (HJS Emission Technology GmbH & Co. KG) eine Zukunft für den Diesel, der zu Unrecht an einem „unsauberen“ Image leide. Jedes vierte Fahrzeug werde heute abseits der Straße eingesetzt, beispielsweise in der Landwirtschaft.

 

Einen Überblick über das schwierige Thema Unternehmensnachfolge gab Christian Rickert von der Ebner Stolz Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Partnerschaft mbB. Er empfahl, die Notfallvorsorge schon frühzeitig zu regeln und bereits ab Anfang Fünfzig erste Gedanken zur eigenen Nachfolge anzustellen. Einen eindrucksvollen wie sehr persönlichen Einblick in die Regelung der Nachfolge bei Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co.KG eröffnete Dr. Katja Pütter-Ammer: Die geschäftsführende Gesellschafterin des stark wachsenden Familienunternehmens hatte nach einer umfassenden medizinischen Ausbildung zunächst eigene berufliche Erfahrungen im Ausland gesammelt, bevor sie sich aus eigenem Antrieb entschloss, die Nachfolge ihres Vaters anzutreten.
 von IHK
© IHK
 Die Internationalisierung des eigenen Unternehmens sei Voraussetzung für die Erlangung einer Weltmarktführerschaft sowie Risiko und Chance zugleich, unterstrich Dr. Thomas Muhr, persönlich haftender Gesellschafter der Muhr und Bender KG. Der erfolgreiche Attendorner Automobilzulieferer und Leichtbauspezialist beschäftigt weltweit derzeit rund 12.000 Mitarbeiter an 29 Standorten weltweit. Dem hohen unternehmerischen Risiko und der hohen persönlichen Belastung durch die Internationalisierung stünden die Realisierung von Umsatzpotenzialen und die Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber gegenüber.

Die Digitalisierung des Mittelstandes stand schließlich im Zentrum einer Diskussion mit Prof. Dr. Tobias Kollmann (Universität Duisburg-Essen), Detlef Wetzel (ehemaliger 1. Vorsitzender der IG Metall), Christian Friedrich (Statmath GmbH) und Dr. Jörg Doege (Schneider +Co GmbH). (LP)
Artikel teilen: