„In meinem Elternhaus wurde die Weihnachtszeit zelebriert“

Erinnerungen von Walter Stupperich aus Grevenbrück


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„Wir hatten wenig, doch so viel mehr.“ Walter Stupperich erinnert sich gerne an die Weihnachtsfeste seiner Kindheit. von Nicole Voss
„Wir hatten wenig, doch so viel mehr.“ Walter Stupperich erinnert sich gerne an die Weihnachtsfeste seiner Kindheit. © Nicole Voss

Grevenbrück. Bis heute hat Walter Stupperich (81) aus Grevenbrück die Gefühle der Weihnacht in seinen Kindertagen konserviert und erinnert sich gerne daran. Gemeinsam mit LokalPlus unternimmt der Pensionär und ehemalige Prokurist der Deutschen Bank eine Zeitreise in die Vergangenheit.


Geboren in Oberveischede und aufgewachsen in Olpe, ist es die Vorfreude auf das Weihnachtsfest, die in seinem Elternhaus die Adventszeit hindurch zelebriert wurde, an die er gerne zurückdenkt. Am Adventskranz wurden allabendlich die Kerzen entzündet, es wurde im Familienkreis gesungen und das Haus duftete nach selbstgebackenen Plätzchen, von denen es die ersten schon am Nikolaustag gab.
Ein Adventskalender für drei Kinder
Die drei Kinder der Familie, von denen Walter das mittlere war, teilten sich einen Adventskalender. Jeden Tag durfte eines von ihnen im Wechsel ein Türchen öffnen, hinter dem sich ein Bildchen verbarg. Mal ein Schaukelpferd, mal eine Kerze oder ein Engelchen kamen dann zutage. Das steigerte die Vorfreude. „Kein Vergleich mit heutigen Adventskalendern“, erinnert sich Walter Stupperich. Und nach dem Fest wurden die Türchen wieder verschlossen, damit der Kalender im nächsten Jahr noch einmal verwendet werden konnte.
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Walter Stupperich denkt auch an den christlichen Rahmen des Weihnachtsfestes, der damals im Vordergrund stand. Es war in seinem Elternhaus selbstverständlich,  eine halbe Stunde lang, oft in grimmiger Kälte und durch tiefen Schnee, hoch zum Pallottihaus zu stiefeln. Dort fand die wohl feierlichste Christmette weit und breit statt. Sie begann um Mitternacht, und wenn Walter und sein Bruder Hans als Messdiener eingeteilt waren, „mussten wir uns schon um 22 Uhr auf den Weg machen.“

Während der feierlichen Christmette war es für die meisten der dicht gedrängten Gottesdienstbesucher ein besonders emotionaler Augenblick, wenn die Patres  - „es waren manchmal zehn, die den Gottesdienst mit zelebrierten“ - mit dem großen Chor der Fratres ihr „Transeamus“ anstimmten. Das Hochamt am nächsten Tag und die Andachten gehörten ebenfalls zu Weihnachten, erinnert sich Walter Stupperich, „auch wenn man erst spät ins Bett gekommen war“.
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Für Walter Stupperich, der als Hobby-Heimatforscher und passionierter Genealoge ein besonderes Verhältnis zu Vergangenem, Brauchtum und Familie hat, haben sich diese Kindsheiterlebnisse tief eingeprägt. „Meine ersten Erinnerungen gehen hier noch in die Kriegszeit“, sagt er. „Unser Weihnachtsbaum wurde in der ‚Guten Stube‘ aufgestellt.“

Die Wohnung bestand nur aus drei Zimmern: eine große Küche, ein Schlafzimmer für die fünf Personen und die ‚Gute Stube‘, die selten benutzt und nur an Festen durch einen Ofen geheizt wurde. Der Weihnachtstisch war bis zu Beginn der Bescherung mit Zeitungen oder Tüchern abgedeckt. „Wenn dann endlich der Vater zur Bescherung ein Glöckchen läutete, waren wir nicht mehr zu halten. Aber vorher standen wir um den Weihnachtsbaum und die Krippe und sangen viele Weihnachtslieder.“
Bescheidene Geschenke
Dann endlich durften die Kinder zu den Geschenken. Die waren aus heutiger Sicht bescheiden, erzählt Walter Stupperich: „Meist Strümpfe, Handschuhe, Schals.  Auch Spiele waren manchmal dabei. Zum Beispiel einmal ein Metallbaukasten für meinen Bruder Hans, eine Puppe oder ein kleiner Kaufladen für meine Schwester Bärbel. Ich bekam mein erstes  Schachspiel aus Pappe, und bis heute liebe ich das Schachspielen.“

Eines wird Walter Stupperich nie vergessen:  „Einmal lag neben meinem Teller ein Füllfederhalter. Meine Freude war riesig und erst später stellte sich heraus, dass er eigentlich für meinen Bruder Hans gedacht war.  Aber geschenkt war nun einmal geschenkt, diesen Füller habe ich heute noch.“

„Wir hatten wenig, doch so viel mehr“, sinnt Walter Stupperich und ist dankbar für den Zauber der Weihnacht in seinen Kindertagen.
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