Impfungen für Kinder ab 12 nur bei ausdrücklicher STIKO-Empfehlung
Erfahrungen einer Kinderarzt-Praxis
- Kreis Olpe, 25.06.2021
- Gesundheit & Medizin
- Von Kerstin Sauer
Kreis Olpe. Die Impfungen schreiten weiter voran und immer mehr Menschen in Deutschland haben den vollständigen Impfschutz. Doch was ist mit den Kindern? Empfohlen für alle ab 16, freigegeben ab zwölf Jahren, aber keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für diese Altersklasse – was machen die Eltern im Kreis Olpe? LokalPlus hat in einer Kinderarztpraxis nachgefragt.
Die Olper Kinderarztpraxis impft, wie es die Kapazitäten erlauben: Rund 550 Impfungen wurden bisher verabreicht. Aber, so erklärt Dr. Joachim Füllenbach im Gespräch: „Vorrangig sollten derzeit die Menschen aus den Risikogruppen und Erwachsene geimpft werden.“ Denn, so erklärt der Arzt: „Bei einem 35-jährigen Mann, der an COVID erkrankt, ist die Gefahr eines schweren Verlaufs weitaus höher als bei Kindern.“
Die Olper Kinderärzte haben eine Liste von Impfwilligen, die die Mitarbeiter abarbeiten – immer, wenn es die Kapazitäten erlauben. Wenn geimpft wird, dann meist außerhalb der Sprechzeiten, denn: „Wir sind bis weit in den August verplant mit Vorsorgeuntersuchungen.“
Auch Jugendliche ab 16 Jahren werden geimpft. Im Alter 12 bis 15 impfen die Olper Kinderärzte derzeit jedoch ausschließlich nach der STIKO-Empfehlung, also nur Kinder mit schweren Vorerkrankungen.
Dazu gehören laut Dr. Füllenbach beispielsweise schwerstes Übergewicht, schwere Herzerkrankungen, Epilepsien, schwere Nierenerkrankungen sowie Immundefekte. Auch schwere Lungenerkrankungen mit Einschränkung der Lungenfunktion gehören dazu – „ein gut eingestelltes Asthma allerdings nicht“, weiß Dr. Joachim Füllenbach.
Derart schwere Erkrankungen, so erklärt der Facharzt, sind in der Olper Praxis eher selten. Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten, aber vorerst abgelehnt werden, reagierten bisher meist verständnisvoll.
Dr. Joachim Füllenbach geht davon aus, dass die STIKO ihre Empfehlung zum Herbst hin anpassen könnte. „Je nachdem, ob sich die ansteckenden Varianten weiter ausbreiten. Sollte das so kommen, dann sind vor allem die Schulen betroffen, weil sich die Schüler dort gegenseitig anstecken und es wieder zu Quarantänemaßnahmen und Distanzunterricht kommt.“
Derzeit richte man den Blick vor allem auf die USA, wo schon viele Kinder geimpft werden, denn: „Hierzulande gibt es noch keine wirklichen Erfahrungen bei der Impfung von Kindern.“