IHK-Chef: Demografischer Wandel gefährlicher als „Brexit“

Klaus Gräbener zu Besuch beim CDU-Kreisvorstand / Kritik an Trend zur Akademisierung


IHK-Hauptgeschäftsführer warnte vor einem Trend zur Akademisierung, den Folgen des demografischen Wandels und mangelnder Investitionsbereitschaft. von Archiv Sven Prillwitz
IHK-Hauptgeschäftsführer warnte vor einem Trend zur Akademisierung, den Folgen des demografischen Wandels und mangelnder Investitionsbereitschaft. © Archiv Sven Prillwitz

Der CDU-Kreisvorstand hat sich in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien mit dem Thema Wirtschaftspolitik befasst. Zu Gast war der Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, Klaus Gräbener. Er erläuterte die in Südwestfalen vergleichsweise gute Lage und relativierte die absehbaren Folgen des EU-Austritts von Großbritannien für Südwestfalen.


Die Wirtschaft im Kreis Olpe stehe so gut da wie sonst in fast keinem anderen Teil des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte Gräbener. Der zu erwartende Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union sei wirtschaftlich nicht unbedeutend, dürfte die Betriebe auf der Insel allerdings deutlich heftiger treffen als die ca. 300 Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe, zu denen Handelsbeziehungen bestehen. Wesentlich größere Risiken sieht Gräbener aktuell in mangelnden Investitionen und auf Sicht in der demografischen Entwicklung, die sich letztendlich auch auf das Angebot an Fachkräften in der Region auswirken würde. „Der Effekt wird verstärkt durch ungünstige Einflüsse aus der Bildungspolitik. Dazu hat auch die OECD (internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Anm. d. Red.) mit ihren Verlautbarungen über eine zu geringe Akademikerquote beigetragen. Im Ergebnis können beispielsweise die Bedarfe in der Metallverarbeitung oder in der Pflege kaum noch gedeckt werden.“ Dem Trend zur Akademisierung könne unter anderem entgegengehalten werden, dass sich die finanziellen Perspektiven nach einer Ausbildung in der Industrie teilweise durchaus mit denen nach einem Studium messen lassen könnten, betonte der IHK-Chef.
Beckehoff vermisst Unterstützung aus Düsseldorf
Wilma Ohly, im Hauptamt langjährige Schulleiterin, knüpfte daran an und beklagte eine zunehmende Inflationierung guter Schulabschlüsse. Landrat Frank Beckehoff warf ein Schlaglicht auf das Berufskolleg Olpe, das mit der Einrichtung von nunmehr sieben internationalen Förderklassen erhebliche Anstrengungen für die berufliche Bildung von Flüchtlingen und Migranten unternehme, dabei allerdings vom Land nur unzureichend mit Lehrerpersonal unterstützt würde. Der CDU-Kreisvorsitzende Jochen Ritter teilte mit, sich im Sommer mit den angesprochenen Themen näher auseinandersetzen zu wollen. Gemeinsam mit den Vorsitzenden der CDU-Kreisverbände aus der Nachbarschaft will er das Gespräch mit Industrieunternehmen und Handwerksbetrieben suchen. Ein Termin in Sachen berufliche Bildung sei bereits verabredet: „Eine prosperierende heimische Wirtschaft ist nicht nur Voraussetzung für Vieles, was Südwestfalen lebenswert macht, sondern bietet in vielerlei Hinsicht interessante berufliche Perspektiven. Ich hoffe, dass einige von denjenigen, die in diesen Tagen die Schule abschließen, eine Ausbildung in Industrie, Handel oder Handwerk als Alternative zum Studium ernsthaft in Betracht ziehen“, sagte Ritter.
Aufstellungsversammlungen: Termine stehen fest
Außerdem wurden die beiden für den Herbst vorgesehenen Aufstellungsversammlungen erörtert. Die für den 13. September vorgesehene Veranstaltung, bei der es um die CDU-Kandidatur für den Landtag geht, wird voraussichtlich in Kirchhundem-Benolpe stattfinden. Vermutlich in Drolshagen-Berlinghausen werden die Christdemokraten dagegen am 27. Oktober entscheiden, wer für den Bundestag kandidieren wird. Um die Kandidatur für den Bundestag dagegen geht es am 27.10. voraussichtlich in Drolshagen-Berlinghausen stattfinden. Um die Nominierung für den Landtag hat sich der CDU-Kreisvorsitzende Jochen Ritter beworben, für den Bundestag steht Dr. Matthias Heider erneut zur Verfügung. (LP)
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