IHK-Blitzumfrage: Unsicherheit in der Wirtschaft wächst

Sorge wegen hoher Energiepreise


Das Umfrage-Ergebnis der IHK ist eindeutig: fast 85 Prozent befürchten, dass es aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts zu ernsthaften Versorgungsengpässen (insbesondere mit Gas) kommen könnte. von Pixabay
Das Umfrage-Ergebnis der IHK ist eindeutig: fast 85 Prozent befürchten, dass es aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts zu ernsthaften Versorgungsengpässen (insbesondere mit Gas) kommen könnte. © Pixabay

Kreis Olpe/Siegen. ,,Der Auftragseingang ist rückläufig, die Erträge sinken und die steigenden Energiepreise belasten die Perspektive mittlerweile erheblich. Man kann die Unsicherheit in weiten Teilen der heimischen Wirtschaft fast mit Händen greifen. Dies vor allem auch deswegen, weil beinahe im täglichen Wechsel eine Hiobsbotschaft die nächste ablöst." Mit diesen Worten kommentiert lHK-Präsident Walter Viegener die wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage, an der sich 206 Unternehmen aus Industrie, Großhandel und Baugewerbe beteiligten.


44 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sich ihre Ertragslage in den vergangenen Monaten verschlechtert habe, nur jedes Fünfte berichtet über eine Verbesserung.

Auch der Blick in die Zukunft fällt verhalten aus: 58 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine weiter verschlechterte Ertragslage, lediglich 8 Prozent sehen Chancen für bessere Geschäfte. Innerhalb der Industrie ist die Gesamteinschätzung noch verhaltener. Hier erwarten drei von fünf Unternehmen eine Verschlechterung der Ertragslage.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs gravierender als von Corona-Pandemie

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges werden von der heimischen Wirtschaft gravierender eingeschätzt als die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dies geben mit 63 Prozent fast zwei Drittel der befragten Unternehmen an.

Walter Viegener sagt: „Eine große Mehrheit von 83 Prozent der Firmen sieht denn auch in dauerhaft hohen Energie- und Kraftstoffpreisen das größte Risiko für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Daneben werden vor allem instabile Lieferketten und Engpässe bei Rohstoffen sowie Vorprodukten (76 Prozent) als gravierendes Risiko verortet.“

Die IHK hatte die Unternehmen nachgefragt, wo sie die größten Risiken für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sehen. von IHK Siegen
Die IHK hatte die Unternehmen nachgefragt, wo sie die größten Risiken für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sehen. © IHK Siegen

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist indessen alarmierend: jedes elfte Unternehmen zieht auf Grund der hohen Energie-und Kraftstoffpreise Standort-oder Teilverlagerungen konkret in Erwägung. Innerhalb der Industrie ist es sogar jedes neunte Unternehmen, das hierüber ernsthaft nachdenkt.

Klaus Gräbener ist sich sicher: „Kommt es zu einer ernsthaften Versorgungskrise, kommen gerade auf energieintensive Unternehmen mit übersichtlichen Ertragsmargen Probleme zu. Die höchsten Strompreise in Europa, explodierende Kosten für die Gasversorgung und anhaltend hohe Unternehmenssteuern - all das passt nicht zusammen. Kühe, die man melken will, muss man füttern.“

Staat verdient an Sonderzahlungen mit

Die rasant steigenden Lebenshaltungskosten belasten einen Großteil der Bevölkerung immer stärker. Die IHK fragte die Unternehmen daher, wie sie innerbetrieblich gegenüber ihren Mitarbeitern mit der anhaltend hohen Inflation umgehen.

17 Prozent der befragten Firmen haben ihren Mitarbeitern bereits freiwillige Sonderzahlungen gewährt, um für einen gewissen Inflationsausgleich zu sorgen. Weitere 43 Prozent der Firmen ziehen Sonderzahlungen in Erwägung oder haben andere Maßnahmen ergriffen, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen.

Klaus Gräbener schlussfolgert: „Mehr als bedauerlich ist, dass an solchen Sonderzahlungen nach wie vor der Staat mitverdient. Für etliche Firmen ist dies ein besonderes Ärgernis. Der Staat könnte mit wenig Aufwand sicherstellen, dass den Arbeitnehmern erhebliche Finanzmittel zufließen, wenn er auf seinen eigenen Hinzuverdienst verzichtet. Dass die Bundesregierung dies nicht längst in die Wege geleitet hat, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar.“

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