IHK-Blitzumfrage: Kauflaune bleibt getrübt

Einzelhandel


Bei einem zweiten Shutdown könnte es massive Veränderungen im Einzelhandel geben. von Symbol Nils Dinkel
Bei einem zweiten Shutdown könnte es massive Veränderungen im Einzelhandel geben. © Symbol Nils Dinkel

Kreis Olpe. „Zahlreiche Händler verzeichnen nach wie vor herbe Umsatzrückgänge. Zwar steigt allmählich die Konsumstimmung wieder. Dennoch ist von regelrechter Freude am Einkauf nur wenig zu spüren. Corona liegt wie Mehltau über dem heimischen Handel. Die äußerst kostspielige sechsmonatige Mehrwertsteuer-Senkung ändert aus Sicht des heimischen Handels hieran wenig“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener zu den Ergebnissen einer Blitzumfrage.


Das Milliarden-Steuergeschenk verpuffe. „Auch zusätzliche verkaufsoffene Sonntage werden von einem Großteil der Einzelhändler derzeit nicht als konsumfördernd angesehen“, so Gräbener. An der Blitzumfrage zur Lage des lokalen Einzelhandels beteiligten sich 104 Händler aus Olpe und Siegen-Wittgenstein. Acht von zehn Händlern berichten von einer zum Teil deutlich gesunkenen Shoppingfreude der Konsumenten.

Insbesondere der in vielen Fällen innenstadtprägende Mode-Einzelhandel hat damit zu kämpfen. Nahezu jedes Einzelhandelsunternehmen dieser Branche berichtet von einer gesunkenen Käuferstimmung. Die Verunsicherung bei den Konsumenten ist nach wie vor äußerst groß. Auf der einen Seite befindet sich ein Teil der Arbeitnehmer weiterhin in Kurzarbeit oder hat Sorge um den Arbeitsplatz. Auf der anderen Seite ist die Angst vor Ansteckung nach wie vor erheblich.
Corona muss aus den Köpfen
Klaus Gräbener: „Es ist mehr als bezeichnend, dass 58 Prozent der Einzelhändler nicht davon ausgehen, dass bei einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen die Lust am Einkauf signifikant steigen wird. Corona muss offenbar erst aus den Köpfen, ehe der Geldbeutel wieder wie früher gewohnt in den Geschäften geöffnet wird.“

Die überwältigende Mehrheit (75 Prozent) der Einzelhändler aus Siegen-Wittgenstein und Olpe sieht in der befristeten Senkung der Mehrwertsteuer keine wirksame Hilfe zur Belebung des Konsums. Nur 8 Prozent bewerten sie positiv.

IHK-Handelsreferent Marco Butz: „Die sechsmonatige Mehrwertsteuersenkung entpuppt sich immer mehr als Bürokratiemonster. Der Aufwand für die Händler ist enorm, der Ertrag in den meisten Fällen aber sehr übersichtlich. Zahlreiche Händler berichten uns von einem betriebswirtschaftlichen Totalausfall.“
Anstieg größerer Anschaffungen
Nur einige wenige Einzelhandelsbranchen profitierten von dieser Maßnahme. Bei größeren Anschaffungen wie Küchen wirke sie durchaus kauffördernd. So erlebe der Handel mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen einen regelrechten Boom. Bei niedrigpreisigen Produkten wie Mode, Schreib- und Spielwaren oder bei den täglichen Konsumgütern spiele sie hingegen keine Rolle.

Um den Konsum wieder anzukurbeln, sind zusätzliche verkaufsoffene Sonntage ein heiß diskutiertes Thema. Da coronabedingt auf absehbare Zeit keine Feste oder Märkte stattfinden können, dürfen sonntags auch keine Geschäfte öffnen. Die NRW-Landesregierung wollte daher Sonntagsöffnungen auch ohne Verbindung zu Festen oder Märkten erlauben.

Das Oberverwaltungsgericht hat dies in einem Eilverfahren jedoch untersagt. IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger: „Verkaufsoffene Sonntage hätten eine Chance auf zusätzliche Umsätze sein können, wenn die Konsumstimmung wieder merklich anzöge.“
Lage bleibt angepannt
Die derzeitige Lage im stationären Einzelhandel in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein ist nach wie vor angespannt. Zugleich wird eine sehr gespaltene Gesamteinschätzung deutlich. Zwar berichtet etwa ein Drittel der Händler von kaum gesunkenen oder sogar gestiegenen Umsätzen, bei annähernd einem Viertel sind aber der tägliche Umsatz und die tägliche Kundenzahl um mehr als 25 Prozent gesunken. Etwa 10 Prozent der Einzelhändler haben sogar nahezu keine Kunden oder keinen Umsatz.

Marco Butz: „Der Großteil des stationären Einzelhandels sieht sich auf eine sehr harte Probe gestellt. Die durch den Shutdown verlorenen Umsätze sind in den meisten Fällen nicht mehr aufzuholen. Die finanzielle Belastungsgrenze ist bei vielen Händlern erreicht. Ein zweiter Shutdown wäre bei mehr als einem Drittel der lokalen Einzelhändler existenzbedrohend.“ Flächendeckende Geschäftsschließungen und sich immer weiter leerende Innenstädte wären die wahrscheinliche Folge.
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