IHK-Bericht: Corona-Pandemie drückt Industrieumsatz und Beschäftigtenzahl

Neuerliche Sorge um Lieferketten


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Die meisten Branchen haben laut IHK Siegen abgenommen, doch eine Branche hat in der Krise zugelegt. von Symbolfoto Pixabay
Die meisten Branchen haben laut IHK Siegen abgenommen, doch eine Branche hat in der Krise zugelegt. © Symbolfoto Pixabay

Kreis Olpe/Siegen. „Zuletzt fassten zahlreiche heimische Industrieunternehmen wieder etwas besser Tritt. Dies zeigen auch die erzielten Jahresumsätze des verarbeitenden Gewerbes. Die derzeit praktizierten Beschränkungen des grenzüberschreitenden Gütertransports könnten jedoch die Lieferketten zahlreicher Firmen gefährden und damit zugleich auch die leichte Aufwärtsbewegung wieder ins Stocken bringen.“


Mit diesen Worten kommentierte IHK-Präsident Felix G. Hensel eine erste Analyse der im Jahr 2020 durch die Industriebetriebe mit mehr als 50 Beschäftigten erzielten Umsätze. Sie fielen um 1,4 Milliarden Euro geringer aus als 2019. Die bereits im dritten Quartal 2020 einsetzende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Industrie habe sich bis zum Jahreswechsel fortgesetzt, wenn auch nicht in allen Branchen.

Export wichtiger Faktoren, Grenzen auf keinen Fall schließen

Die Corona-Pandemie mache sich zwar deutlich bemerkbar, der Umsatzeinbruch sei jedoch nicht so drastisch gewesen wie im Krisenjahr 2009. Felix G. Hensel zur momentanen Lage: „Unsere schlimmsten Befürchtungen im Frühjahr haben sich zum Glück nicht bestätigt. Mit großer Sorge blicken wir allerdings an die Grenzen zu Tschechien und Österreich. Eine Rückkehr zur Politik der geschlossenen Grenzen würde den wirtschaftlichen Aufholprozess umkehren.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener verwies auf die Wichtigkeit des Exports: „Unsere Industrie lebt sehr stark vom Export. Jahrelang profitierte sie vom funktionierenden Welthandel. Im Frühjahr ließen die Einschränkungen im Grenzverkehr, die gestörten Lieferketten und das nahezu flächendeckend lahmende Exportgeschäft die Auslandsumsätze regelrecht einbrechen. Wiederholt sich das in den kommenden Wochen und Monaten, müssen wir uns warm anziehen.“

Die wichtigsten Zahlen im Überblick. von IHK Siegen
Die wichtigsten Zahlen im Überblick. © IHK Siegen

Der Industrieumsatz im IHK-Bezirk lag 2020 bei 13,8 Milliarden Euro. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr beträgt 9,4 Prozent und fällt damit stärker aus als im Landesdurchschnitt (minus 8,4 Prozent). Der Inlandsumsatz verringerte sich um 6,6 Prozent (minus 554 Mio. Euro), der Auslandsumsatz um 13 Prozent (minus 886 Mio. Euro).

In den Kreisen des IHK-Bezirkes sind die Rückgänge unterschiedlich stark ausgeprägt, minus 8,8 Prozent (minus 812 Mio. Euro) in Siegen-Wittgenstein und minus 10,3 Prozent (minus 627 Mio. Euro) im Kreis Olpe.

Automobilzulieferer stark im Minus

Innerhalb der Industriebranchen fällt das Jahresergebnis äußerst unterschiedlich aus. Während beim Maschinen- und Anlagenbau, entgegen dem Landestrend, am Jahresende sogar ein kleines Plus von einem Prozent steht, sind die Zahlen in der Metallerzeugung (z.B. Gießereien und Rohrhersteller) mit minus 22,2 Prozent und bei den Herstellern von Metallerzeugnissen (z.B. die Automobilzulieferer) mit minus 12,2 Prozent deutlich schlechter.

Auch in der Gummi-, Kunststoff- und Elektroindustrie sind von Umsatzeinbußen betroffen.

Faktor Kurzarbeit

Klaus Gräbener zum Thema Kurzarbeit: „Die Kurzarbeit hält die Arbeitslosigkeit zwar nach wie vor auf niedrigem Niveau. Allerdings verdeckt sie zugleich das wahre Ausmaß der Probleme, zumal die Einstellungsabsichten in der Industrie außerordentlich zurückhaltend sind. Mit Kurzarbeit kann man sicher kurzfristig der Beschäftigungsknappheit begegnen; mittel- und langfristig helfen den Firmen jedoch allein rentierliche Aufträge, offene Märkte und reibungslos funktionierende Lieferketten.“

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