IHK-Befragung: Hohe Energiepreise belasten südwestfälische Industrie

Preisbremsen helfen bisher kaum


Symbolfoto. von pixabay.com
Symbolfoto. © pixabay.com

Südwestfalen. 42 Prozent der Industrieunternehmen in Südwestfalen sind aufgrund der hohen Energie- und Kraftstoffpreise bereits in ihrer Existenz bedroht oder halten eine Gefährdung bei einer dauerhaft hohen Belastung für wahrscheinlich.


„Das Herzstück der südwestfälischen Wirtschaft leidet weiter unter den im internationalen Vergleich zu hohen Energiepreisen. Der Kostendruck, insbesondere auf die energieintensive Industrie, ist immens.“

Mit diesen Worten kommentiert Ralf Stoffels, Präsident der SIHK zu Hagen ein zentrales Ergebnis der gemeinsamen Befragung der südwestfälischen Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen unter 497 Industrieunternehmen. Die hohen Energiepreise tragen demnach erheblich zur Unsicherheit über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes bei.

17 Prozent der Industrieunternehmen zögen Standortverlagerungen oder Teilverlagerungen konkret in Erwägung. Walter Viegener, Präsident der IHK Siegen: „Dass jeder sechste Industriebetrieb aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen konkret über Verlagerungen nachdenkt, ist mehr als besorgniserregend. Wir befürchten, dass aus der politisch gewollten Dekarbonisierung letztlich eine Deindustrialisierung wird.“

Zurückhaltende Inlandsinvestitionen

Ein Beleg hierfür sei, dass die Inlandsinvestitionen eher zurückhaltend bei einer gleichzeitig steigenden Investitionsbereitschaft im Ausland seien. Vor allem die USA seien ein Zielland für mehr Investitionen. Das zeigen aktuelle Daten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Neben vorteilhaften Standortfaktoren wie günstigeren Energiepreisen und der Größe eines einheitlichen Marktes ziehe auch der von der US-Regierung aufgesetzte Inflation Reduction Act (IRA) zusätzliche Investitionen an.

„Eine alarmierende Entwicklung. Jede Verlagerung von Produktionen verringert die Wertschöpfung in Südwestfalen und gefährdet Arbeitsplätze und Wohlstand“, so Andreas Rother, Präsident der IHK Arnsberg. Die deutsche Politik müsse für Entlastungen sorgen, aber nicht mit weiteren bürokratischen Subventionen, sondern mit einer Senkung der Steuer- und Abgabenlast. Schließlich sei Deutschland mittlerweile Hochsteuerland für Unternehmen.

Die Zweifel an der Wirksamkeit der staatlichen Preisbremsen haben sich laut Umfrage bislang bestätigt. 78 Prozent der südwestfälischen Industrieunternehmen spüren durch die Energiepreisbremsen bisher keine finanzielle Entlastung.

Großer Unmut

Von den 22 Prozent, die eine finanzielle Entlastung spüren, nimmt nur etwa die Hälfte der Unternehmen diese Entlastung auch als Stabilisator der Geschäftslage wahr. „Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht! Der Unmut über die Ausgestaltung ist groß. Starr und bürokratisch statt nachvollziehbar und transparent kommen die Regelungen daher und verfehlen offenkundig die gewünschte durchschlagende Wirkung”, unterstreicht Walter Viegener.

Auf das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgelegte Konzept für die Entlastung der Industrie blickt die südwestfälische Wirtschaft skeptisch. Andreas Rother: „Die Befürchtung ist leider sehr groß, dass bei der Ausgestaltung des Industriestrompreises genau dieselben Fehler gemacht werden wie bei den Energiepreisbremsen.“

Einerseits sei der Empfängerkreis des sogenannten Brückenstrompreises sehr eng definiert. Andererseits dürfte dem vorliegenden Modell nach der praktische Nutzen durch zahlreiche Vorgaben, zum Beispiel zur Transformation und zu Standortgarantien, noch weiter eingeschränkt werden.

Artikel teilen: