IHK-Außenwirtschaftsausschuss bewertet Brexit

Unternehmer und Fachleute rechnen mit negativen Folgen


Diskutierten über die Brexit-Verhandlungen (v.l.): Sitzungsleiter Arnold Vetter, Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen), die Referenten Dr. Sigrid Fretlöh und Mathias Dubbert sowie Jens Brill (Referatsleiter Außenwirtschaft der IHK Siegen) von IHK Siegen
Diskutierten über die Brexit-Verhandlungen (v.l.): Sitzungsleiter Arnold Vetter, Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen), die Referenten Dr. Sigrid Fretlöh und Mathias Dubbert sowie Jens Brill (Referatsleiter Außenwirtschaft der IHK Siegen) © IHK Siegen

Bad Berleburg/Kreis Olpe. In ihrer jüngsten Sitzung bei der Firma EJOT in Bad Berleburg befassten sich die Mitglieder des IHK-Außenwirtschaftsausschusses mit den Austrittsverhandlungen Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die zentrale Frage dabei: Wie wird sich dieser Schritt auf das Exportgeschäft und die wirtschaftlichen Verflechtungen im Allgemeinen auswirken?


Dr. Sigrid Fretlöh, Dozentin mit Lehrauftrag im Europastudiengang der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RTWH) Aachen und Mitglied im Rednerdienst Team Europe der Europäischen Kommission, kam zu einer klaren Bewertung: Das Vereinigte Königreich habe die Konsequenzen seinerzeit vollkommen unterschätzt. Die Bevölkerung und die Politik wären nicht vorbereitet gewesen. Die Entscheidung sei Ausdruck unlogischer Prioritäten. Für Sigrid Fretlöh steht fest, dass der Brexit teuer wird. Er bedeute für alle Beteiligten Neuland, Missverständnisse und Unsicherheit. Die Folgen würden vor allem die Briten selbst treffen.

Mathias Dubbert, Leiter des Referats Europapolitik und EU-Außenwirtschaftsförderung des Deutsche Industrie- und Handelskammertags (DIHK) in Brüssel, informierte über erste Entwicklungen in der internationalen Wirtschaft nach dem Referendum. Großbritannien sei vor der Brexit-Entscheidung ein Zugpferd der Wirtschaft auf unserem Kontinent gewesen. 2017 seien die Exporte Deutschlands ins Vereinigte Königreich bereits um zwei Prozent geschrumpft. Durch den nahenden Brexit würden wieder Zollkontrollen nötig, erklärte Dubbert. Auf Grundlage der DIHK-Berechnungen gehe er davon aus, dass allein für den Handel mit Großbritannien 15 Millionen neue Zolldokumente bei deutschen Unternehmen erforderlich sein werden. Das schaffe Unsicherheiten. Gerade kleinere Firmen und Betriebe seien daher jetzt auf Unterstützung angewiesen.
Vorbereitung wichtig
Der DIHK hat hierzu eine erste Checkliste erarbeitet. Anhand von 17 Themenfeldern können Unternehmen dabei die wichtigsten Fragen klären, um sich möglichst gut auf die Herausforderungen des Brexit vorzubereiten. Die Checkliste ist auf der Homepage der IHK Siegen im Bereich „International – Aktuelles“ zu finden.

Bernd Löher, Managing Director bei der Dometic in Siegen, berichtete über konkrete Maßnahmen, die sein Unternehmen im Anschluss an das Brexit-Referendum angestoßen habe. So hätte man sehr schnell begonnen, seine vertraglichen Konstrukte mit Kunden sowie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen entsprechend zu überprüfen. Es sei sehr wichtig, zu wissen, auf welchen rechtlichen Grundlagen man sich bewege. Rainer Bröcher, Geschäftsführer der Schäfer Werke in Neunkirchen, pflegt ebenfalls geschäftliche Beziehungen nach Großbritannien. Die Unsicherheit auf der dortigen Kundenseite sei deutlich größer als bei seinem Unternehmen.
"EU-Austritt bedeutet Belastung"
Klare Wettbewerbsnachteile – nicht nur für britische Unternehmen – beschrieb Peter Stangier von der M.G. International Logistics in Siegen den Ausschussmitgliedern. Die Industrie und Speditionen würden durch Grenzkontrollen, längere Wartezeiten, zusätzliche Zollabfertigungen und Nachweispflichten belastet. Exportgeschäft und internationale Zusammenarbeit im Gesamten spiele auch für den Gastgeber, die EJOT, eine wesentliche Rolle, wie Geschäftsführer Ralf Birkelbach verdeutlichte.
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