IHK-Arbeitskreis Verkehrswirtschaft diskutiert Fachkräftemangel
„Soziales Umfeld zielgerichtet gestalten“
- Kreis Olpe, 15.05.2018

Kreis Olpe/ Siegen. Der „Kampf um die Köpfe“ stand im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Verkehrswirtschaft der IHK Siegen. Sorgen bereiten den Unternehmen der Logistikbranche vor allem der demografische Wandel und veränderte Einstellungen der nachrückenden Fachkräftegenerationen. Beides macht es zunehmend schwierig, in Zeiten geringer Arbeitslosigkeit und voller Auftragsbücher geeignetes Personal zu finden.


Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) e.V. zeigte den mehr als 40 anwesenden Unternehmensvertretern auch gleich auf, wo die konkreten Herausforderungen für die Logistik- und Verladewirtschaft liegen.

Dazu gehörten beispielsweise eine intensivere Information zu den Berufen der Logistikbranche schon in Schulen und die Erschließung neuer Bewerbergruppen. Unerlässlich sei aber auch, dass die Betriebe noch stärker Ausbildungsplätze anböten, auch wenn dies nicht immer einfach sei.
Für Ernüchterung sorgten häufig aber auch die gewandelten inneren Einstellungen nachrückender Generationen, betonte Dr. Christoph Kösters: „Viele junge Menschen erleben heute nach dem Berufseintritt einen ‚Realitäts-Clash’. Von verschiedener Seite als Herausforderung für die Unternehmen werden in der allgemeinen öffentlichen Diskussion die Präferenzen der aktuellen ‚Generation Z‘ (ab Geburtsjahr 1995) gesehen.



Der Soziologe Dr. Olaf Behrend (Universität Siegen) sieht den Grund für den Einstellungswandel in der Auflösung der bürgerlichen Gesellschaft. Vor allem die 68er-Kulturrevolution sei hierfür maßgeblich gewesen. Die an persönliche Beziehungen gekoppelte Verantwortung sei zunehmend durch eine an Institutionen gebundene funktionale Verantwortung ersetzt worden.
„Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird daher eher darin gesehen, formale Bildungsabschlüsse zu erreichen, Karriere zu machen und möglichst keine verpflichtende Verantwortung zu übernehmen.“ Eine wesentliche Folge sei die Zunahme höherer Schulabschlüsse. Dabei sei es gesellschaftspolitisch dringend geboten, das duale Ausbildungssystem gegen den Akademisierungstrend entschlossen zu verteidigen.
In Umfragen beteuerten Angehörige der Generation, dass ihnen ethisches Verhalten wichtiger als Geld sei, was sich freilich in der Praxis nicht selten anders darstelle. Bei den nach 1995 Geborenen („Generation Z“, auch: „Generation Ich“ oder „Generation Ganztag“) sei zudem die Multitaskingfähigkeit besonders ausgeprägt, allerdings ließen Fokussierungs- und Konzentrationsfähigkeit spürbar nach.
Stephan Jäger (IHK) untermauerte dies mit den Erkenntnissen aus Abiturienten- und Studierendenbefragungen der IHK Siegen. Sich auf den gewandelten Fachkräftemarkt einzustellen, sei eine grundlegende strategische Aufgabe. Hier müsse die gesamte Unternehmenskultur angepasst werden. Die IHK begleitet die heimischen Mitgliedsbetriebe hierbei mit der Servicestelle Fachkräftesicherung und einem umfassenden Informationsangebot.

