Hohe Zinsen, hohe Baukosten: Wohn-Träume im Kreis Olpe platzen in Serie

Zahl der Baugenehmigungen bricht ein


Topnews
Neubauvorhaben sind wegen der stark gestiegenen Zinsen für die meisten Privatleute nicht mehr zu stemmen. von Pixabay.com
Neubauvorhaben sind wegen der stark gestiegenen Zinsen für die meisten Privatleute nicht mehr zu stemmen. © Pixabay.com

Kreis Olpe. Die Wohneigentumsquote im Kreis Olpe liegt aktuell bei rund 58,8 Prozent. Doch die Chancen für Menschen, in naher Zukunft ihre eigenen vier Wände neu zu errichten, sind schlecht. Das geht aus einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut (Hannover) gemacht hat. Darin geben die Wissenschaftler eine eher düstere Prognose, wenn es um das Wohneigentum im Kreis Olpe geht.


In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es nach Angaben des Pestel-Instituts im gesamten Kreis Olpe nur 45 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 95 Baugenehmigungen. „Damit ist der Eigenheimbau innerhalb von nur einem Jahr um 53 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts sieht „das Wohneigentum weiter auf der Rutschbahn“.

„Wohneigentum scheitert am Geld“

„Der Traum vom eigenen Haus, von der eigenen Wohnung – er platzt gerade in Serie. Wenn es um das Anschaffen von Wohneigentum geht, ist auch der Kreis Olpe quasi in eine Schockstarre verfallen“, sagt Katharina Metzger vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Wohnungsmarkt-Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Nur wenige Menschen könnten sich das Bauen noch leisten. „Hohe Zinsen, hohe Baulandpreise, hohe Baukosten, die vor allem auch durch hohe Klimaschutz-Auflagen nach oben getrieben werden: Wohneigentum scheitert am Geld“, so Metzger.

Die Wissenschaftler vom Pestel-Institut sprechen sich für ein „Bundes-Baustartkapital“ aus. „Wer heute neu bauen will, der braucht vor allem eines: günstiges Geld. Notwendig ist deshalb ein Bundes-Baudarlehen mit höchstens 1,5 Prozent Zinsen als Startkredit fürs Wohneigentum.

Niedrigzins für 20 Jahre

Der Staat sollte den Menschen den festen Niedrigzins für 20 Jahre bieten – und das für einen Kredit in Höhe von bis zu 4.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche“, fordert Wohnungsmarktforscher Matthias Günther. Dadurch ließe sich der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern und Eigentumswohnungen wieder pushen.

Um mehr Wohneigentum möglich zu machen, sei ein mehrere Milliarden Euro schweres Darlehenspaket des Bundes notwendig. Die erst in diesem Jahr neu eingeführte Wohneigentumsförderung des Bundes erklärt das Pestel-Institut für gescheitert:

Wird immer seltener: der eigene Hausschlüssel im eigenen Schloss. von Pixabay.com
Wird immer seltener: der eigene Hausschlüssel im eigenen Schloss. © Pixabay.com

„Die aktuelle Wohneigentumsförderung der Ampel geht völlig an der Lebensrealität vorbei: Wer sie in Anspruch nimmt, braucht ein niedriges Einkommen. Er muss aber gleichzeitig genug Geld gespart haben, um sich bei hohen Grundstückspreisen und hohen Baukosten einen Neubau leisten zu können“, so Institutsleiter Günther.

„Ins Geld geht vor allem der Energiespar-Zwang. Hier muss der Bund einen Gang zurückzuschalten“, sagt Katharina Metzger. Wer heute für sein Wohneigentum die Förderung vom Bund nutzen wolle, müsse nach dem Effizienz-Standard 40 bauen. „Das ist aber auch extrem teuer. Also macht es kaum einer. Der Staat muss endlich davon wegkommen, nur ‚Super-Klimaschutzhäuser‘ zu fördern“, so Metzger.

Artikel teilen: