Hilfsaktion für Ukraine: „Wenn wir jetzt nicht helfen, wann denn dann?“

Christoph Weingarten organisiert Transport


  • Kreis Olpe, 02.03.2022
  • Ukraine
  • Von Wolfgang Schneider
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Christoph Weingarten organisiert den Hilfstransport nach Polen. von Wolfgang Schneider
Christoph Weingarten organisiert den Hilfstransport nach Polen. © Wolfgang Schneider

Gerlingen/Friedrichsthal. Der Krieg in der Ukraine macht die meisten Menschen fassungslos. Das Leid der Zivilisten in dem von Russland überfallenen Land und der vielen Flüchtlinge berührt und geht unter die Haut. Das geht auch Christoph „Ozzy“ Weingarten nicht anders. Deshalb hat der Polizeibeamte aus Gerlingen am Dienstagnachmittag, 1. März, eine Hilfsaktion gestartet, die in weniger als 24 Stunden bereits auf große Resonanz gestoßen ist.


„Ich habe mit meiner Frau Alexandra abends vor dem Fernseher gesessen und in einem Bericht gesehen, dass ein Baby in einer U-Bahn-Station in Kiew zur Welt gekommen ist. Da hat meine Frau gesagt, wir müssen etwas zu tun, um den Menschen zu helfen“, berichtet Weingarten.

Zunächst hatte er überlegt, mit seinem Privatwagen Hilfsgüter nach Polen zu bringen, doch dann kam ihm die Idee, die Sache größer aufzuziehen. „Ich habe Alexander Czenkusch angerufen, der eine Spedition hat, und ihm von meinem Vorhaben erzählt. Der hat keine Sekunde lang überlegt und mir sofort zugesagt, mir kostenlos einen Lkw für den Transport zur Verfügung zu stellen“, erzählt der Polizeibeamte.

Christoph Weingarten (rechts) organisiert den Hilfstransport nach Polen und wird von Alexander Czenkusch unterstützt. von Wolfgang Schneider
Christoph Weingarten (rechts) organisiert den Hilfstransport nach Polen und wird von Alexander Czenkusch unterstützt. © Wolfgang Schneider

Am Dienstagnachmittag startete Weingarten dann einen Aufruf per WhatsApp an seinen Bekanntenkreis. Dieser wurde vielfach geteilt und erreichte binnen kürzester Zeit viele Menschen. „Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Es ist Wahnsinn, wie groß die Resonanz schon jetzt ist“, freut sich der Gerlinger. Viele Sachspenden seien bereits angeliefert worden oder fest zugesagt. „Auch alle Fraktionen im Wendener Gemeinderat haben Spendengelder zugesagt.“

Geldspenden sind ebenfalls willkommen, denn schließlich muss der Sprit für die Tour bezahlt werden. „Alles Geld, was nicht für Diesel gebraucht wird, kommt eins zu eins den Hilfsorganisationen vor Ort zugute“, verspricht Weingarten.

Alltägliche Dinge werden gebraucht

Er ruft seine Mitmenschen auf: „Ich bitte jeden Einzelnen von euch, Hilfsgüter wie Decken, Kleidung - besonders für Kinder, Windeln, Handtücher, Kindernahrung, Hygieneartikel, Isomatten und Getränke zu spenden. Wir leben hier im Überfluss und können etwas abgeben. Selbst solche Alltagsdinge wie Damenbinden und Feuchttücher werden dringend gebraucht.“

Schon am ersten Tag kamen sehr viele Spenden zusammen. von Wolfgang Schneider
Schon am ersten Tag kamen sehr viele Spenden zusammen. © Wolfgang Schneider

Die Sachspenden können bis einschließlich Freitag, 4. März, täglich zwischen 8 und 16 Uhr bei der Spedition ITC Czenkusch, Saßmicker Hammer 22, im Gewerbegebiet Friedrichsthal/Saßmicke abgegeben werden. Christoph „Ozzy“ Weingarten hat dabei eine große Bitte: „Sortiert die Spenden gut, bei Kleidung am besten nach Größen. Und packt Lebensmittel, Textilien und Hygieneartikel jeweils separat ein. Bitte verwendet keine Säcke und Tüten, sondern Kartons, damit wir die Sachen im Lkw gut stapeln können.“

Und noch ein praktischer Tipp: Spender sollten die Kartons unbedingt beschriften, am besten in Deutsch und Polnisch (per Google-Übersetzer), denn das erleichtert den Helfern beim Verteilen die Arbeit sehr. Geldspenden können auf das von Weingarten eingerichtete PayPal-Spendenkonto überwiesen werden.

Am Freitagnachmittag wollen „Ozzy“ Weingarten und einige Helfer die gespendeten Dinge sortieren und den Lkw beladen. Irgendwann am Abend oder am frühen Samstagmorgen werden sich Weingarten und ein Bekannter dann auf den Weg nach Polen machen.

Falls ein Lkw nicht reicht, steht ein zweiter zur Verfügung: Christoph Weingarten (rechts) organisiert den Hilfstransport nach Polen und wird von Alexander Czenkusch unterstützt. von Wolfgang Schneider
Falls ein Lkw nicht reicht, steht ein zweiter zur Verfügung: Christoph Weingarten (rechts) organisiert den Hilfstransport nach Polen und wird von Alexander Czenkusch unterstützt. © Wolfgang Schneider

Dort werden die Sachspenden an eine polnische Hilfsorganisation übergeben, die für die den Weitertransport und die Verteilung an ukrainische Flüchtlinge sorgt. „Jeder Karton kommt an - und zwar in die richtigen Hände“, versichert der 50-jährige Initiator. Er hat sich extra einige Tage frei genommen, um den Transport zu organisieren. „Meine Familie und meine Kollegen halten mir den Rücken frei“, freut er sich.

Falls der von der Firma ITC gestellte 7,5-Tonner samt Anhänger nicht ausreicht, ist schon vorgesorgt. „Dann stellen wir noch einen Sattelzug zur Verfügung und sorgen für den Transport. Alle Spenden kommen bei den Bedürftigen an“, verspricht Firmenchef Alexander Czenkusch. Für ihn und Weingarten ist es selbstverständlich, sich für die vom Krieg betroffenen Menschen einzusetzen: „Wenn wir jetzt nicht helfen, wann denn dann?“

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