Heimische Landwirte gehen auf die Straßen - Droht Lebensmittelknappheit?

Solidarität mit holländischen Landwirten


  • Kreis Olpe, 13.07.2022
  • Wirtschaft
  • Von Nicole Voss
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Mit dem Plakat zwischen ihren Treckern regen Birgit Lorenz und Robin Gabriel am Neukamp in Lennestadt zum Nachdenken an. von privat
Mit dem Plakat zwischen ihren Treckern regen Birgit Lorenz und Robin Gabriel am Neukamp in Lennestadt zum Nachdenken an. © privat

Kreis Olpe. Die Landwirte im ganzen Land sind wieder unterwegs. Dieses Mal nicht in fröhlich-freundlicher Mission wie bei den Weihnachtstouren, sondern in einer ernsten Angelegenheit: aus Solidarität zu ihren holländischen Kollegen, die sich gegen die Landwirtschaftspolitik zur Wehr setzen.


Ausgangssituation ist: In Holland fordert die Regierung von den Bauern, ihren Viehbestand insgesamt um 30 Prozent zu dezimieren. Heißt: 30 Prozent der Höfe müssten aufgeben.

„Jetzt geht bei uns die Angst um, dass der Staat enteignen darf. Wir müssen EU-weit vier Prozent Fläche brach legen. Guter Ackerboden der stillgelegt werden soll, ohne dass wir etwas darauf machen dürfen, noch nicht mal eine Blumenwiese. In kleinen Schritten gehen wir schon genau dahin. Bei uns scheibchenweise, in Holland wurde der radikale Weg eingeschlagen“, moniert Birgit Lorenz, Landwirtin aus Sporke. Sie findet: „Wir haben gute Böden, die können wir doch nicht stilllegen.“

In friedlicher Mission werden Autobahnbrücken gesperrt. von privat
In friedlicher Mission werden Autobahnbrücken gesperrt. © privat

Alle EU-Länder haben laut Aussage der Landwirtin dagegen gestimmt, das umzusetzen, weil eine Hungersnot droht und Weizen immer knapper werde. In Indonesien, Frankreich, Kanada und weiteren Ländern herrsche eine Dürrekatastrophe.

Demonstrieren wollen die heimischen Landwirte auch weiterhin ohne Gewalt und Blockaden. Nach Aufruf des Bündnisses „Land schafft Verbindung“ (LSV) haben sich die Landwirte an vielbefahrenen Straßen und Autobahnbrücken aufgestellt.

Die holländische Flagge und die Aufschrift lassen keinen Zweifel an der Intention für die Proteste. von privat
Die holländische Flagge und die Aufschrift lassen keinen Zweifel an der Intention für die Proteste. © privat

Die Aktionen laufen noch. Für kurzfristige Aktionen wurden WhatsApp-Gruppen in Lennestadt, Olpe, Attendorn und Wenden gebildet, um vernetzt zu sein und spontan zu agieren.

Holger Lorenz, Landwirt aus Sporke, war an verschiedenen Orten in Bonn, Lohmar und Koblenz dabei. „Es war superfriedlich und superkollegial“, bilanziert er. Birgit Lorenz positionierte sich mit Robin Gabriel an der Raiffeisen am Neukamp, um mit Plakaten aufmerksam zu machen.

Politiker, die sich einsetzen, keine Veganer

„Wir brauchen in den zuständigen Ministerien Politiker, die sich einsetzen und sich auskennen und keine Veganer“, mahnt Birgit Lorenz.

Sichtbare Konsequenz in Holland: Die Regale in einigen Supermärkten sind bereits leer. Die dortigen Bauern reagierten bereits. Sie kippen Milch weg, machen Häfen zu und blockieren Autobahnen. Das sei hier noch nicht geplant, versichert Birgit Lorenz, die jedoch vor einer weiterreichenden Lebensmittelknappheit warnt.

Pressemitteilung des LSV

„Ständig neue Auflagen, Gesetzte, Verordnungen und Einschränkungen der deutschen Landwirtschaftspolitik in Bund und Ländern füren jetzt akut dazu, dass weniger Agrarprodukte und Nahrungsmittel mit teilweise immer schlechteren Qualitäten hier vor Ort nachhaltig produziert werden können.

Durch aktuelle Gesetzesanpassungen droht den deutschen Landwirten sogar kalte Enteignung bis hin zu indirekten Berufsverboten. Dadurch wird die Versorgungssicherheit mit Grundnahrungsmitteln in naher Zukunft in Deutschland gefährdet werden. Und zwar mit Vorsatz“, heißt es in einer Presseerklärung von LSV.

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