Häusliche Gewalt: Zahlen im Kreis Olpe bleiben konstant

Pressegespräch


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Informierten zum Thema Häusliche Gewalt: Michael Kopsan und  Michael Meinerzhagen (hinten vl.l., Opferschutzbeauftragter und Stellvertreter), Annette Pfeifer (Frauenberatung), Elvira Schmengler (Gleichstellungsbeauftrage Kreis) und Sylvia Rath (Frauenhaus). von Sigrid Mynar
Informierten zum Thema Häusliche Gewalt: Michael Kopsan und Michael Meinerzhagen (hinten vl.l., Opferschutzbeauftragter und Stellvertreter), Annette Pfeifer (Frauenberatung), Elvira Schmengler (Gleichstellungsbeauftrage Kreis) und Sylvia Rath (Frauenhaus). © Sigrid Mynar

Kreis Olpe. „Wer schlägt, muss gehen!“ Dass diese Rechtsgrundlage im Kreis Olpe umgesetzt wird, zeigte die Statistik, die bei einem Pressegespräch des Netzwerks gegen Häusliche Gewalt am Freitag, 13. März, im Olper Kreishaus vorgelegt wurde. Eingeladen hatte die Gleichstellungsbeauftrage des Kreises Olpe, Elvira Schmengler, die gleichzeitig Koordinatorin des Netzwerkes ist.


Der seit 2002 bestehende Zusammenschluss aus den Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Olpe, Frauenhaus und Frauenberatungsstelle, Kreispolizeibehörde und Kreisjugendamt sowie den Hilfs- und Beratungsstellen im Kreis veröffentlicht jährlich seine Fallzahlen.
143 Strafanzeigen
„So schlimm momentan auch die Corona-Welle ist, deswegen sind andere Probleme ja nicht weg“, leitete Elvira Schmengler die Gesprächsrunde ein, in der Michael Kopsan, Opferschutzbeauftragter des Kreises Olpe, seine Zahlen vortrug. 143 Strafanzeigen wegen Häuslicher Gewalt waren es im vergangenen Jahr, womit die Zahlen seit Jahren relativ konstant geblieben sind.

Die Dunkelziffer sei aber weitaus höher, so Kopsan. 2019 erstatteten auch vier männliche Opfer eine Anzeige.  Auf der Basis von „Wer schlägt, der geht“ wurden immerhin 86 Täter der Wohnung verwiesen und erhielten ein Rückkehrverbot in die Hausgemeinschaft. Zunächst für zehn Tage, um den Opfern Gelegenheit zu geben, sich weiterführenden Rat und Hilfe zu holen.
Langer Leidensweg
Die Fallzahlen zeigen, dass fast an jedem zweiten Tag Übergriffe zur Anzeige gebracht wurden, wobei die Opfer meist schon einen langen Leidensweg hinter sich hätten. „In der Regel fünf gewaltvolle Jahre, bevor der Leidensdruck sie zur Polizei treibt“, beklagt Anette Pfeifer von der Frauenberatungsstelle in Olpe.
 von Sigrid Mynar
© Sigrid Mynar
Unter Häuslicher Gewalt seien Körperverletzungen und sexuelle Gewalt die weitaus häufigsten Tatbestände. „Die Gewalt kommt in allen Gesellschaftsschichten vor und oft sind es die nach außen hin heilen Familien, die unser Beratungsangebot aus Scham erst sehr spät in Anspruch nehmen“, beschrieb sie das Spektrum.
Physische, psychische und sexualisierte Gewalt
Zwei Beraterinnen in Vollzeit und eine Teilzeitkraft decken den Bedarf an Krisenintervention und therapeutischer Begleitung der Frauenberatungsstelle ab. Im Berichtszeitraum 2019 galt es, 1.423 Einzelberatungen und 411 per Mail oder auf ähnlichen Wegen zu bearbeiten. In 90 Prozent der Fälle handelte es sich um physische, psychische und sexualisierte Gewalt, in 5 Prozent der Fälle waren die Täter weiblich.

„Wir gewährleisten Anonymität und Vertraulichkeit unserer Gespräche und beraten nicht zwangsläufig in Richtung Trennung vom Partner. Und die Wartezeiten betragen meistens nur wenige Tage“, ermutigt Anette Pfeifer hilfsbedürftige Frauen.
Misshandlungen durch Ehemann und Partner
Sylvia Rath vom Olper Frauenhaus beschrieb die dortige Situation: 38 Frauen und 39 Kinder fanden dort 2019 Zuflucht. Das Alter der Kinder lag mit 51 Prozent in der Altersgruppe der Sechs- bis Vierzehnjährigen, unter sechs Jahre waren 44 Prozent. Bei den Frauen lag der Altersschwerpunkt zwischen 26 und 40. Misshandlungen durch Ehemann und Partner waren dabei mit 82,5 Prozent traurige Spitzenreiter.

Das Frauenhaus sei als Notunterkunft angelegt, aber leider sei es im vergangenen Jahr zu teils sehr langen Aufenthalten gekommen. 26 Prozent seien zwischen sechs Monaten bis zu einem Jahr dort gewesen. Dies sei zum großen Teil dem angespannten Wohnungsmarkt geschuldet.
Kreis stockt Förderung auf
Aber auch Erfreuliches gab es zu berichten: Die Förderung des Vereins Frau helfen Frauen wurde im Haushaltsjahr 2020 vom Kreis Olpe auf 40.000 Euro aufgestockt. Positiv sei auch das Ampelsystem im Netzwerk der Frauenhäuser, mit dem sich die Suche nach freien Plätzen vereinfacht, denn nach wie vor gäbe es zu wenige davon.
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