Häusliche Gewalt im Kreis Olpe nimmt zu
Polizei spricht 97 Rückkehrverbote aus
- Kreis Olpe, 23.03.2017
- Von Christine Schmidt
Kreis Olpe. Die Anzahl der Fälle von häuslicher Gewalt im Kreis Olpe ist im vergangenen Jahr auf 167 gestiegen. Im Jahr 2015 waren 149 Delikte gezählt worden. Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt hat am Donnerstag, 23. März, den Bericht für 2016 vorgelegt.
Bei 120 der 167 Fällt im Jahr 2016 handelte es sich um Körperverletzungen, erklärte Kopsan. Von den 167 Straftaten wurden 13 von Zuwanderern und vier von Frauen begangen. Werden die Polizeibeamten zu einem Einsatz häuslicher Gewalt gerufen, haben sie die Möglichkeit, den Tätern sogenannte „Rückkehrverbote“ zu erteilen. Das 2002 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz schafft eine klare Rechtsgrundlage: „Wer schlägt, muss gehen“. Im vergangenen Jahr sprachen die Beamten diese Verweise 97 Mal aus - und somit 30 Mal häufiger als noch 2015. Michael Kopsan erklärte den Anstieg damit, dass die Polizeibeamten, was dieses Thema betrifft, sensibler geworden seien und die Toleranzgrenze bei Null liege in Fällen von häuslicher Gewalt.
Das Alter der hilfesuchenden Frauen und Mädchen liegt zwischen 14 und 90 Jahren. Mit 29 Prozent ist die Gruppe der 26-bis 40-Jährigen am stärksten von häuslicher Gewalt betroffen, gefolgt von den 41- bis 50-Jährigen. In dieser Gruppe waren 25,5 Prozent aller Fälle von gewalt in den heimischen vier Wänden zu verbuchen.
In elf Prozent der Fälle habe es sich zudem um Fremdtäter gehandelt, bei 18 Prozent um Bekannte und professionelle Helfer. Anette Pfeifer erklärte, dass zu diesen Helfern erschreckenderweise unter anderem Therapeuten, Betreuer, Priester etc. gehören.
Pfeifer fügte hinzu, dass die Beratungsstelle ein Anlaufpunkt für allgemeine Probleme und somit für Frauen mit diversen Sorgen sei. Oft sei es so, dass erst nach ein paar Sitzungen ein Gewaltproblem thematisiert wird. Frauen kämen zunächst mit anderen Schwierigkeiten, entwickelten mit der Zeit Vertrauen und erzählten erst dann von Übergriffen. Der Opferschutzbeauftragte Michael Kopsan erklärte, dass Frauen durchschnittlich fünf Jahre Gewalt über sich ergehen lassen, bis sie zum Hörer greifen und die Polizei anrufen.
Das Angebot, im Frauenhaus Hilfe zu finden, nahmen Frauen im Alter von 26 bis 40 Jahren am häufigsten an. Diese Gruppe macht 44 Prozent aus. Von den 37 aufgenommen Kindern waren 68 Prozent im Alter von null bis fünf. 24 Prozent aller Kinder waren 6 bis 14 Jahre und acht Prozent über 14. Das Frauenhaus in Olpe nimmt zudem auch Jungen ab zwölf auf, was in NRW eine Seltenheit sei, erklärte Sonja Decke vom Frauenhaus Olpe.
Die Aufenthaltsdauer der Frauen und Kinder ist dabei ganz unterschiedlich: So verließen 2016 schon 35 Prozent das Haus nach bis zu sieben Tagen, bis zu einen Monat blieben 30 Prozent der Frauen und nur neun Prozent blieben bis zu einem Jahr. Der häufigste Grund der Aufnahme in das Frauenhaus war mit 50 Prozent die Misshandlung durch den Ehemann.
Elvira Schmengler, Gleichstellungsbeauftrage des Kreises Olpe, bat darum, Augen und Ohren offen zu lassen und ggf. Hilfe anzubieten: "Häusliche Gewalt geht uns schließlich alle etwas an".